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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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einflussreiche Geschäftsmann Michail Prochorow – gewann er Anfang 2010 die im russischen Internet ausgetragenen, von der einflussreichen Zeitung Kommersant und dem Internetportal Gazeta.ru organisierten virtuellen Bürgermeisterwahlen für Moskau, indem er mehr als 40 Prozent der Stimmen erhielt. Dann konnte Nawalny gleichzeitig effektiv und effektvoll einige Korruptionsfälle entlarven, vor allem den Raub von 4 Milliarden Dollar aus der staatlichen Firmengruppe Transneft auf den Baustellen der Eastern Siberia–Pacific Ocean oil pipeline (ESPO).
    Diese Geschichte wurde zu einem Gleichnis in aller Munde und brachte dem Enthüller Ruhm in ganz Russland ein. Auf dem Rücken des Skandals gründete Alexei Nawalny den Fonds für den Kampf gegen die Korruption, dessen geschäftsführender Direktor Wladimir Aschurkow wurde – ehemaliger Top-Manager des Alfa-Konsortiums, einer der größten Finanz-Industriegruppen des heutigen Russlands. Damit gab das Großkapital zu verstehen, dass es von vornherein bereit ist, Oppositionspolitik im »Format Nawalny« zu unterstützen.
    Danach ging es für Nawalny steil bergauf. Ausführliche Artikel über ihn erschienen zunächst im New Yorker, dann auch in der einflussreichen Wochenzeitschrift Time, die den Artikel mit dem Titel »Kann dieser Mann Russland retten?« überschrieb.
    Im Dezember 2011, während der ersten wirklichen Massenaktionen, wurde Nawalny bereits zum Star der Opposition ersten Ranges. Er war die auffallendste Figur auf der Demonstration am 5. Dezember in Moskau in Tschistye prudy gegen die Fälschung der Ergebnisse der Parlamentswahlen – sie fand einen Tag nach der Stimmauszählung statt, die der Partei »Einiges Russland« einen recht zweifelhaften Sieg brachte. Zur Demonstration fanden sich 10 000 Teilnehmer ein, was für die damalige Zeit sehr viel war – dass nur fünf Tage später auf dem Bolotnajaplatz fünfmal mehr Menschen zusammenkommen würden, konnte damals keiner ahnen.
    Nach der Veranstaltung in Tschistye prudy machte sich Nawalny zusammen mit einigen seiner Mitstreiter (einschließlich Ilja Jaschins, einem herausragenden, doch im Schatten älterer Kameraden stehenden jungen Oppositionellen, der besser bekannt ist als Freund der Diva Xenija Sobtschak) auf einen nicht genehmigten Protestmarsch zum Gebäude der Zentralen Wahlkommission, um ihnen den »eisernen Vers ins Gesicht zu schleudern, übergossen mit Bitterkeit und Wut« (Lermontow). Der Durchbruch zum Gebäude der Zentralen Wahlkommission, das von einigen Reihen Polizisten bewacht wurde, endete so, wie er enden musste: mit einer zehntätigen Haft der Oppositionellen.
    Die sentimentalen Moskauer Liberalen und die ihnen gleichgestellten Bürger, die nun schon 150 Jahre Mitleid mit russischen Revolutionären haben, sahen in diesem Marsch – und seinen milden Folgen des Freiheitsentzugs – eine verzweifelte Geste junger Waghälse. Das traf nur teilweise zu. Einerseits wusste Nawalny, der in seinem tiefsten Inneren bereits die Krone des wichtigsten Oppositionellen anprobiert hatte: Wenn man nicht im richtigen Moment hinter Gittern sitzt, wird man nie der Held der Protestherde.
    Andererseits war es ihm wichtig, eine Teilnahme an den Präsidentschaftswahlen 2013 zu vermeiden. Er hatte richtig eingeschätzt, dass a) die überwiegende Mehrheit der außersystemischen Opposition seine Kandidatur vorschlagen würde und es einigermaßen peinlich wäre, sie in einer solchen Situation abzulehnen, und er b) ohne größere finanzielle Mittel und den Zugang zu den wichtigsten föderalen Fernsehsendern nicht mit einer hohen Prozentzahl an Stimmen zu rechnen brauchte, ein demütigendes Ergebnis ihn jedoch vorzeitig als Nationalpolitiker erledigen und ihn in einen ebensolchen Außenseiter verwandeln konnte, wie es die übrigen Oppositionellen waren.
    Die Aufgaben des neuen politischen Stars wurden von der Moskauer Polizei und einer speziellen Sammelstelle (der Strafvollzugsanstalt) auf dem Moskauer Simferopol-Boulevard glänzend gelöst – dort kommt man in Ordnungshaft, ein finsterer Ort, der sich jedoch hinsichtlich der Haftbedingungen äußerst vorteilhaft von den gewöhnlichen Strafgefängnissen abhebt. Späterhin spielte Nawalny nicht selten solche Kombinationen aus, dass er die Unterstützung seiner Verbündeten mobilisieren und gleichzeitig seine wahren Absichten der Fortsetzung seiner Karriere verbergen konnte. Doch darüber später mehr.
    Vielleicht spielten die Werbetrommeln zu einem bestimmten

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