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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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Zeitpunkt seiner Karriere dem politischen Jungstar einen üblen Streich. Vielleicht lag es aber auch an etwas anderem, zum Beispiel an der inneren Unsicherheit und der Angst, die sich oft hinter Brutalität verbergen. 2012 wurde für Nawalny eine Zeit des Stillstands am Rande eines politischen Fiaskos. Er kam nicht voran, erlitt im Gegenteil herbe Rückschläge, nachdem er einen bestimmten Teil seiner schnell gewonnenen Anhängerschaft verloren hatte. Er gründete keine eigene Partei, leistete also dem vom Geschäftsmann Aschurkow initiierten Parteiprojekt Nationale Allianz zu wenig Unterstützung und schloss sich auch formal der neuen Struktur nicht an.
    Im Herbst 2012 fanden die Wahlen zum sogenannten Koordinationsrat der Opposition statt. Man meinte, Nawalny würde sein Leiter werden, was es ihm erlaubt hätte, sich als halboffizieller und fast formaler Anführer aller russischer »Systemfeinde« zu positionieren. Doch das Projekt, in das ein bunt zusammengewürfelter Haufen von 35 nominalen Oppositionellen gewählt wurde, scheiterte. Wie im Falle der Partei Nationale Allianz drückte sich Nawalny vor dem geradezu garantierten Vorsitz im Rat und zog es vor, das Rampenlicht zu verlassen und die folgenschwere Verantwortung zu meiden.
    Im ersten halben Jahr seiner Existenz brachte sich der Koordinationsrat der Opposition nur durch Folgendes in Erinnerung:
• Eine gemessen an der Lebenszeit der Organisation recht langwierige Ausarbeitung eines inneren Reglements.
• Öffentliche und leicht anrüchige Ränke zwischen den »Gemäßigten« (Xenija Sobtschak, Sergei Parchomenko u. a.) und den »Radikalen« (Garri Kasparow, Andrei Piontkowski u. a.), die im Rat als Untergruppen vertreten waren.
• Probleme mit der Bezahlung der überaus teuren Säle, die für die Durchführung von Sitzungen angemietet wurden.
• Eine faktische Torpedierung der Protestaktion im Dezember 2012: Ich neige immer mehr zu der Auffassung, der Koordinationsrat der Opposition habe die Ablehnung einer Koordination der Veranstaltung durch die hauptstädtischen Behörden bewusst provoziert, weil er eine geringe Beteiligung und folglich eine heftige Blamage für sich befürchtete.
• Die Herausbildung gewisser Arbeitsgruppen, die eine Strategie und Taktik für den Koordinationsrat der Opposition ausarbeiten sollten.
• Die Annahme einer Serie von quasi-politischen Verlautbarungen, die zu zitieren wegen ihrer Unbedeutendheit und fast völligen Inhaltslosigkeit sinnlos ist.
• Den Unwillen und die mangelnde Bereitschaft, in naher Zukunft zumindest relative Massendemonstrationen und -märsche zu organisieren.
    Wenn der Koordinationsrat auch ursprünglich dafür geschaffen worden war, Nawalny zu promoten und ihn auf ein neues politisches Niveau zu heben, so können wir heute vor allem konstatieren, dass der (vor Kurzem noch) aussichtsreichste junge russische Politiker fast unter den Trümmern diese Quasistruktur begraben worden wäre. Übrigens hat sich für Alexei Nawalny 2013 eine neue Chance eröffnet. Und er hat diese Chance genutzt, bisher ist er damit überaus erfolgreich.
    Gegen den Oppositionellen wurden gleichzeitig mehrere Strafanträge gestellt. Zum Beispiel die Anklage, Holz im Verwaltungsgebiet Kirow gestohlen zu haben (genannt Sache »Kirowles«), wo der künftige Star der Opposition 2009/2010 als Generalbevollmächtigter und Berater des Gouverneurs der Region, Nikita Belych, tätig gewesen war und viele kommerzielle Angelegenheiten geregelt hatte. Des Weiteren die Anklage wegen rechtswidriger Aneignung des Status eines Rechtsanwalts – wie sich herausstellte, hatte sich der Kämpfer für die Reinheit in Politik und Wirtschaft von Russland ohne eine höhere juristische Ausbildung als Direktor selbst noch zum Stellvertretenden Generaldirektor für juristische Fragen ernannt und sich auf dieser Grundlage eine Bescheinigung ausgestellt, mit der er formal Anspruch auf eine Rechtsanwaltslizenz erheben konnte. Dann die Anklage wegen Veruntreuung von Wahlkampfmitteln der Partei »Union rechter Kräfte« 2007, mit der Nawalny seinerzeit zusammenarbeitete. Und einige weitere Anklagen, in die wir uns nicht weiter vertiefen müssen.
    Mit all diesen Anklagen beschäftigte sich das Ermittlungskomitee von Russland, das allein Wladimir Putin unterstellt ist. Sein Oberhaupt ist Alexander Bastrykin, der sich den Beinamen »Ältester« erworben hat, weil er der Älteste in Putins Studentengruppe in der Leningrader Schdanow-Universität gewesen war (1970

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