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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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Strafsache »Kirowles« zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war. Das wiederum löste größte Empörung unter denen aus, die Putin nicht mögen. Am nächsten Tag, dem 18. Juli, entließ man ihn aus dem Gefängnis auf sensationelle Weise mit einer Meldeverpflichtung – bis zur Prüfung des Berufungsantrags des Angeklagten. Damit gab man ihm die Möglichkeit, an den Wahlen teilzunehmen und für eigene Interessen die gesamte bösartige und gutartige Protestenergie einzusetzen, die sich in der 15-Millionen-Hauptstadt angesammelt hatte.
    Putin hat sich lange Jahre nicht mit der russischen Opposition auseinandergesetzt, weil er es nicht musste. Ich kenne die Opposition wie meine Westentasche. Die oppositionelle Tätigkeit in der postsowjetischen Russischen Föderation ist schon lange die wichtigste Form des Business geworden. Hierbei werden Wählerstimmen oder der Enthusiasmus im Volk (der sich etwa in der Energie auf dem Bolotnajaplatz ausdrückte) gegen Geld getauscht, mehr nicht. Deswegen trifft man in oppositionellen Kreisen nicht weniger Gauner und Diebe an als in der Regierungspartei, die im Volk als Partei der Gauner und Diebe bezeichnet wird. Nur verdient die eine Kategorie an ihrer Kreml-Nähe, die andere an einem demonstrativen Kampf gegen ihn. Darin liegt der ganze Unterschied.
    Das grundlegende Schema für die Arbeit der Opposition in der Russischen Föderation innerhalb der letzten zwanzig Jahre lässt sich weitgehend zutreffend folgendermaßen beschreiben:
• Die Unversöhnlichkeit mit dem »blutigen Regime« (von Jelzin oder Putin) verkünden.
• Sich an potenzielle Sponsoren wenden (im Wesentlichen alle möglichen Flüchtlinge, die wegen Wirtschaftsvergehen gesucht werden) und sie um 100 Millionen Dollar für die Durchführung einer Revolution in der Russischen Föderation bitten.
• Gleich darauf im Kreml vorstellig werden und behaupten, man sei für 1 Million Dollar und jährlich sieben Fernsehauftritte im Ersten Kanal bereit, auf eine Revolution in der Russischen Föderation zu verzichten.
• Das Geld aus Punkt 2 und 3 teilweise erhalten.
• Verkünden, dass nichts zu ändern ist, solange Putin an der Macht bleibt.
• Verkünden, dass Putin niemals von der Macht lassen wird und man deswegen nichts ändern kann.
• Eine von vielen Pressekonferenzen durchführen zum Thema Repressionen, die am eigenen Leib in teuren Bars in Millionenstädten erfahren wurden, in denen man zu wenig Whisky eingeschenkt bekam.
    Genau so, das können Sie meiner Erfahrung glauben, ging die Mehrheit der Oppositionellen innerhalb und außerhalb des Systems vor. Der Kreml unter Putin und in seinem Namen ist an der Lebensfähigkeit einer solchen Opposition interessiert. Denn sie sind vom selben Fleisch und Blut, siamesische Zwillinge, nur asymmetrisch – der eine groß, der andere klein.
    Die Situation hat sich mit dem Erscheinen von Nawalny als einem Prätendenten auf die Macht erneuert – er ist echt und kein Papiertiger. Selbstverständlich jedoch ist Nawalny nicht Grund und Ursache, sondern eine Folge jener Prozesse, die sich im Inneren der russischen Gesellschaft während Wladimir Putins Amtszeit abgespielt haben.
    Diese Macht hat sich selbst überlebt und beseitigt. Für den aktiven Teil der Gesellschaft, die Russischen Bildungsbürger (RuBiBü), die heute das Rückgrat der Triebkräfte des Protests gegen Putin bilden, hat sich der Präsident & Co. in einen Ehemann verwandelt, dessen man allgemein überdrüssig geworden ist, den die Ehefrau vor die Tür setzen will, egal, wie oft er ihr Blumen schenkt oder wie viele raffinierte Komplimente er ihr macht. In diesem Sinne hängt die Zukunft des politischen Ehemanns, dessen man überdrüssig ist, nicht mehr von den Früchten seiner Arbeit ab. Und auch nicht von wirtschaftlichen oder sozialen Kennziffern. Die Stabilität hat sich für die RuBiBü vom Heil in ein Übel verwandelt.
    Ja, die RuBiBü machen nicht die Mehrheit der Bevölkerung des Landes aus. Aber wie immer in der Geschichte sind sie es, die die politische Mode und den Trend angeben. In diesem Sinne sind die Gedanken der 50 000 Menschen auf dem Moskauer Bolotnajaplatz wichtiger als die bewussten oder unbewussten Überzeugungen von 100 Mitarbeitern des Waggonbetriebs Uralwagonzawod in Nischne Tagilsk, wo Putin während seiner Wahlkampagne 2012 ständiger Gast war. (Nach seiner Wahl ernannte Putin den Abteilungsleiter Igor Cholmanskich, der sich durch besonders heftige Ergüsse seiner Ergebenheit gegenüber

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