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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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erneut ins Gespräch. Das Ergebnis: NTW fing wieder an, Fernsehserien zu kaufen, die im Umfeld des »in Ungnade gefallenen Oligarchen« produziert wurden. Und die Moral von der Geschicht’: Putin lässt seine sogenannten Feinde leben und bringt sie fast niemals um.
    Als im November 2006 Dmitri Medwedew (inoffiziell bei den Lobbyisten und im Flüsterton) als Nachfolger von Wladimir Putin feststand, gab sich Gussinski dem Traum von einer Rückkehr hin, um sich erneut in die großen Intrigen von Russland einmischen zu können. Denn nur diese Intrigen bringen das große Geld – angefangen von eine Milliarde Dollar aufwärts. Bis heute wurde jedoch nichts daraus, auch wenn das ehemalige Oberhaupt des Jüdischen Kongresses in Russland 2011 seinen verlustbringenden internationalen Fernsehkanal RTVi, der sich verhältnismäßig großer Beliebtheit bei den russischsprachigen Emigranten in Israel und den USA erfreute, an den wenig bekannten, kremlnahen Geschäftsmann und nominalen Inhaber von TV Swesda, Ruslan Sokolow, verkaufte. Hat Putin diesen Deal gebilligt? Am wahrscheinlichsten ist, dass er gar nichts von ihm wusste. Hält sich Gussinski für Putins Feind? »Cholile wechaß«, wie erregte jüdische Mameles sich auszudrücken pflegen – »Verhüte Gott«. Für den kleinen Finger der Freundschaft reicht er ihm immer die ganze Hand.
    b) Boris Beresowski und sein Tod
    Der Ex-Oligarch, der politisches Asyl im Vereinigten Königreich und einen Nansen-Pass auf den Namen Platon Elenin erhielt, galt als Putins ärgster Feind und Lobbyist vieler Anti-Putin-Aktionen im Westen.
    Das stimmte natürlich nicht oder, nichtssagender formuliert: Es traf fast gar nicht zu.
    Am 23. März 2013 beging Beresowski Selbstmord (ich bin von dieser Todesursache überzeugt, warum, erkläre ich später), und zwar in einem Haus in Ascot, dass er einst für seine zweite Frau Galina Bescharowa gekauft hatte. Er erhängte sich, nachdem er auf zwei vertrauliche Briefe keine Antwort erhalten hatte, die Wladimir Putin über persönliche Kanäle direkt zugestellt worden waren. Zuvor hatte er sogar einige einflussreiche Journalisten gebeten, sie mögen darüber schreiben, dass BAB (Boris Abramowitsch Beresowski – mit diesem Akronym wurde der Magnat oft angesprochen) keine Gefahr für Putin in Russland darstelle.
    Seltsamerweise reagierte das spätputinistische Russland auf den Tod des Oligarchen, der im Grunde als vergessener, ausgemusterter Spielertyp und »abgeschossener Flieger« galt, überaus heftig. In allen führenden Zeitungen erschienen Nachrufe. Oft waren sie kritisch, nahezu zornig, doch zu neunzig Prozent blieben sie respektvoll. Fast niemand zeigte Schadenfreude. Viele Politiker, Journalisten und einfache Beobachter sahen im verstorbenen Beresowski das Symbol einer ganzen Epoche.
    Nachdem Beresowski im Herbst 2012 in London den Prozess gegen seinen ehemaligen Partner Roman Abramowitsch verloren hatte und praktisch ohne finanzielle Mittel, dafür mit gigantischen Schulden dastand, dachte er, wie die Menschen aus seiner Umgebung bezeugen, unablässig über zwei Dinge nach. Der eine Gedanke galt einem physischen Selbstmord, den er schließlich tatsächlich beging. Sein zweiter Gedanke war, gegenüber Putin Buße zu tun und nach Russland zurückzukehren, koste es was es wolle. Anfang 2013 schrieb er unserem Helden zwei Briefe, in denen er um Verzeihung bat und detailliert seine Pläne zur Transformation Russlands in eine konstitutionelle Monarchie darlegte. Beide Briefe haben ihren Adressaten seltsamerweise erreicht. Der eine wurde von Roman Abramowitsch übergeben, der andere von dem Deutschen Klaus Mangold, dem ehemaligen Vorstandsmitglied der Daimler-Benz AG. Dieser hatte Beresowskis Firma LogoVAS bereits Ende der 1980er-Jahre geholfen, Generalhändler der Marke »Mercedes Benz« auf dem russischen Markt zu werden. In den Nullerjahren des 21. Jahrhunderts wurde Herr Mangold als Vorsitzender des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft einer der Mittler zwischen Wladimir Putin und Gerhard Schröder. Putin hatte nichts dagegen, beide Briefe zu lesen, was er im Gespräch mit Journalisten kurz nach Beresowskis Selbstmord in Ascot bestätigte. Er sagte, seine Assistenten hätten ihm geraten, den Inhalt der Briefe seines alten Freundes bzw. Feindes an die große Glocke zu hängen, aber der Herr habe ihn vor diesem Schritt bewahrt. Über den Verstorbenen sprach der Präsident eher mitfühlend als gereizt oder gar hasserfüllt. Es wurde klar, dass

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