Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin
bei dem der verdiente Künstler der Russischen Föderation Michail Efremow Gedichte zur »Bosheit des Tages« vorträgt, die von Dmitri Bykow als politische Satire im Stil bekannter russischer Schriftsteller und Lyriker geschrieben wurden.
2 »Stadt der Helden« wurde Leningrad nach der Blockade der Wehrmacht. »Poem ohne Helden« ist eine Anspielung auf ein gleichnamiges Poem von Anna Achmatowa. Anm. d. Ü.
Kapitel 11: Putin und seine Feinde
Unter den russischen Liberalen und auch im Westen grassiert die Auffassung, Wladimir Putin habe sehr viele Feinde und könne deswegen nicht von der Macht lassen. Entzöge man ihm den Schutz der Tausenden von Wachschutzleuten unter der Leitung der Generaloberste Murow und Solotow, und entließe man ihn aus der internationalen, diplomatischen Immunität, würde Putin getötet werden oder in einer Folterkammer landen – oder beides: erst die Folterkammer (wie bei General Pinochet) und dann der Tod (wie Oberst Gaddafi).
Durch langwierige wissenschaftliche Nachforschungen bin ich zu einem anderen Schluss gekommen: Putin hat auch ohne ein Amt nichts zu befürchten, weil er keine gefährlichen Feinde hat. Sie werden lachen, aber er hat wirklich keine.
Beginnen wir mit den in Ungnade gefallenen Oligarchen.
a) Wladimir Gussinski, ehemaliger Eigentümer der Holding Media-MOST und insbesondere der Fernsehgesellschaft NTW, Ex-Präsident des Jüdischen Kongresses Russland, Bürger von Russland, Spanien und Israel.
1996 hatte er eine aktive Rolle bei der Wiederwahl von Boris Jelzin gespielt – einer der wichtigsten Ideologen und Kreativen in Jelzins Stab, der damalige Präsident der Fernsehgesellschaft NTW, Igor Malaschenko, war direkter Vertreter von Gussinskis Interessen gewesen.
1999 hatte Wladimir Gussinski aktiv die Allianz Primakow/Luschkow unterstützt und sich ernsthaft ausgerechnet, Jelzin würde letztlich erkennen, dass eine effektive Alternative fehlte und auf seinen betagten Premierminister setzen. Theoretisch gab es eine solche Möglichkeit noch immer. Es war kein Zufall, dass eine weitere Kreatur von Gussinski, Sergei Swerew, der spätere Leiter der großen PR-Firma KROS, von Mai bis August den Posten des stellvertretenden Leiters der russischen Präsidentenadministration für Innenpolitik innehatte. Im August jedoch wurde Swerew aus dem Kreml entlassen, und damit konnte Primakow nicht mehr Jelzins Nachfolger werden. Von diesem Moment an setzte ein Krieg auf Leben und Tod zwischen Gussinski und der Familie des ersten russischen Präsidenten ein.
Wie wir wissen, verlor der Magnat diesen Krieg. Im Jahr 2000 saß er drei Tage im Untersuchungsgefängnis Butyrka (einem der schrecklichsten Orte dieser Welt, wohin man niemanden wünscht). Er verlor sein Eigentum und stimmte dessen Verkauf an Gazprom für 300 Millionen Dollar zu – die entsprechenden Papiere wurden direkt in der Gefängniszelle unterzeichnet. Dabei war Putin wohl eher die Waffe und der Organisator der Racheaktion, nicht aber ihr Auftraggeber oder eigentlicher Nutznießer. Gussinski einen Denkzettel zu verpassen, war vor allem das Interesse der Jelzin-Familie und des dazugehörigen Leiters der Präsidentenadministration der Russischen Föderation (1999 bis 2003) Alexander Woloschin, der in den frühen Putin-Jahren größeren Einfluss auf die Entscheidung vieler politischer Fragen hatte als das Staatsoberhaupt selbst.
Nachdem man ihn aus dem Gefängnis entlassen hatte, emigrierte Gussinski in die USA, distanzierte sich von der Übereinkunft und strengte eine Vielzahl von Gerichtsprozessen an, von denen er die meisten verlor. Allerdings verbüßte er noch – nach einem Auslieferungsantrag der Generalstaatsanwaltschaft Russlands – eine mehrtägige Haftstrafe in einem spanischen Gefängnis, wonach man ihn mit der spanischen Staatsbürgerschaft belohnte. Dabei war unklar, was er mit ihr anfangen sollte: Das Haus des Oligarchen in Sotogrande, Costa del Sol, steht leer, er verbringt seine Zeit lieber im amerikanischen Connecticut auf seiner eigenen Jacht, die überall unterwegs ist, wo man es ihm erlaubt, oder in Israel (wo Gussinski als halachischer Jude mit einer ansehnlichen Dienstzeit ebenfalls Staatsbürger ist). 2003 kam Wladimir Gussinski über Dmitri Medwedew und seinen engen Mitstreiter Konstantin Tschujtschenko (früher Jurist bei Gazprom, seit 2008 Leiter der Kontrollbehörde des Präsidenten der Russischen Föderation) und mit offensichtlicher Zustimmung von Wladimir Putin mit dem verhassten Kreml
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