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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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Beresowski nicht einmal sein berühmtes Gästehaus in Moskau (Nowokusnezkaja 40) weggenommen, wo in ihren besten Zeiten die Hautevolee des Kremls und seiner Umgebung zum Schmieden von Ränken und Intrigen zusammengekommen war. Dort befand sich später die Kunstgalerie »Triumpf« der Angehörigen von Beresowski, und heute findet man dort ihr Restaurant unter dem schönfärberischen, wenn auch etwas anmaßenden Namen »Revolution«.
    Die Feindschaft dauerte zwölfeinhalb Jahre und endete mit den bußfertigen Briefen und schließlich an dem Schal, mit dem sich der Oligarch in dem von innen verschlossenen Badezimmer im Haus von Galina Bescharowa erhängte.
    Wir jedoch interessieren uns weniger für dieses Sujet, das vielen bekannt ist, als vielmehr für die politisch-psychologischen Zusammenhänge. Das Verhältnis zwischen Putin und Beresowski ist für sich genommen ein ziemlich gutes Szenario für einen psychologischen Thriller. Dabei kann ich mich selbst zu den Freunden von Boris Beresowski zählen, auch wenn sich unsere Freundschaft in vollem Sinne dieses Wortes erst nach seiner dritten Ausreise aus Russland ergab. Deswegen erlaube ich mir ein Urteil über die Nuancen, die für einen außenstehenden, wenn auch gut informierten Beobachter nicht leicht zu erkennen sind.
    Wenden wir uns also vom Allgemeinen dem Besonderen zu, und nicht umgekehrt.
    Als jemand, der die postsowjetische politische Landschaft bereits seit fast 20 Jahren beobachtet und studiert, kann ich mit hoher Gewissheit sagen: Nur selten gehen psychisch gesunde Menschen in die Politik, und zwar im direkten, klinischen Sinne des Begriffs »psychisch gesund«. Das Gehirn eines Politikers ist ein Sammelbecken für alle möglichen Manien und Phobien, mit denen ein sogenannter normaler Mensch (bei aller himmelschreiender Relativität dieses Begriffs) einfach nicht zurechtkommen kann.
    Ich möchte sofort hinzufügen, dass ich im gegebenen Fall nicht die Bürokraten meine, die aus einem Missverständnis heraus für Politiker gehalten werden. Ein Bürokrat in einem politischen Amt ist nicht dasselbe wie ein echter Politiker, auch wenn bei der Bestimmung des einen wie des anderen manchmal Verwirrung entsteht.
    90 Prozent der Politiker kann man also entweder zu den Schizophrenen oder zu den Paranoikern rechnen, oder genauer: zu denjenigen, deren Denken in schizophrenen beziehungsweise paranoiden Bahnen verläuft. Wir werden hier der Kürze und Einfachheit zuliebe die Wörter »Schizophrener« und »Paranoiker« verwenden, auch wenn wir damit ein wenig Genauigkeit einbüßen.
    Die Schizophrenen sind Kreative und Antreiber, die Paranoiker Manager und Wächter. Erstere sind gut für Zeiten der Instabilität und großer Umschwünge. Letztere eignen sich, wenn Stabilität in Mode kommt und Kontrolle wichtiger als Entwicklung wird.
    Der Schizophrene lebt streng und ausschließlich in einer von ihm erdachten Welt, in der seine eigenen Gesetze gelten. Deswegen fürchtet er sich nicht. Er kann an einem dünnen Fädchen hängen und auf Messers Schneide wandeln, ohne Panik oder wenigstens Unruhe zu empfinden. Seine Welt empfindet der Schizophrene nicht als feindlich, schon allein deswegen, weil es ein Wunderland hinter den Spiegeln ist, das in der vorhandenen materiellen Realität nicht existiert.
    Ganz anders verhält es sich mit dem Paranoiker. Er denkt und handelt in der echten Realität dieser Welt, die er als kalt und feindlich empfindet. Vor vielem hat er Angst, und ständig hegt er irgendeinen Verdacht. Seine wichtigste Aufgabe ist es, sich »vorm Wind, vor der heiligen Lagune durch ein Tuch zu schützen«, wie der große russische Poet Alexander Blok Anfang des 20. Jahrhunderts sagte.
    Während für den schizophrenen Politiker eine Leibwache ein Statussymbol und ein Alltagsvergnügen ist (schließlich ist es angenehm, wenn einem jemand die Autotür öffnet und ins nächste Geschäft rennt, um Whisky zu holen), ist sie für den Paranoiker eine Spiegelung seines wahrhaftigen Schreckens vor Erniedrigung und Tod.
    In diesem Sinne war Beresowski ein typischer Schizophrener. Putin hingegen ist ein Paranoiker. Darin lag auch der wesentliche und fundamentale Grund für ihren Konflikt. Und zwar eher hierin als in der Politik oder gar beim Geld.
    Putin konnte einfach nicht glauben, dass BAB den Skandal im Zusammenhang mit der im September 2000 gesunkenen »Kursk« nicht aus Hass oder aufgrund geheimer Pläne angezettelt hatte, sondern einfach aus Gedankenlosigkeit. Genauso

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