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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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Kasanzew, Gennadi Troschew und Wladimir Schamanow, die den Angriff leiteten, waren ernsthaft davon überzeugt, dass dieser Krieg eine Sache der Ehrbezeugung gegenüber dem künftigen Nachfolger des Präsidenten sei, der den Streitkräften ihre frühere Autorität zurückgeben werde, wie auch einen besonderen Platz im System der Staatsgewalt. Ganz ehrlich sahen sie Putin im Gegensatz zu Jelzin und meinten, es bräche eine neue Epoche an, in der sich Russland »von den Knien erheben« werde.
    Ein wörtliches Verständnis des Ausdrucks »Amtsnachfolger« kam ihnen nicht, beziehungsweise erst viel später in den Sinn, als man die durch föderale Fernsehsender stark popularisierten Generäle 1999/2000 auf dem Müllplatz der Geschichte entsorgte.
    Viktor Kasanzew, der gewaltigste und erfahrenste von ihnen, befand sich 2000 bis 2004 auf dem herausragenden, aber ohne reale Befugnisse ausgestatteten Posten des Generalbevollmächtigten des russischen Präsidenten im Föderationskreis Südrussland, wonach er sich in der politischen Landschaft auflöste.
    Der gewitzteste und feinsinnigste von ihnen – Gennadi Troschew – kam bei einem Flugzeugunglück in der Nähe von Perm 2006 ums Leben.
    Der aktivste und aggressivste – Wladimir Schamanow –, der bereits 2000 gewisse Ambitionen auf den Präsidentenposten hatte verlauten lassen, vollzog 2001 eine durchdachte und zukunftsweisende politische Geste: Er stellte sich den Gouvernementswahlen im Gebiet Uljanowsk (einer depressiven Region an der Wolga, vor allem bekannt als Wahlheimat von Wladimir Iljitsch Lenin) und gewann sie bereits im ersten Wahlgang.
    In Uljanowsk jedoch blieb Schamanow das Glück nicht hold. Auf dem Gouverneursposten gab er sich offen dem Alkohol hin und kooperierte mit einigen dubiosen Figuren des Business mit kriminellem Hintergrund. Die Sache endete damit, dass Schamanows Frau 2004 in einem Brief an Putin darum bat, ihren trinkfreudigen Mann vom obersten Posten des Verwaltungsgebiets abzuziehen.
    Der Präsident kam der armen, notleidenden Frau sofort zu Hilfe: Der Held des zweiten tschetschenischen Krieges bekam einen bescheidenen Posten in der Hauptstadt als Assistent des Ministerpräsidenten Michail Fradkow. 2010 kehrte der General zwar als Kommandant der Luftlandetruppen zu den Streitkräften zurück. Aber da war er bereits ein anderer Schamanow: ohne Ambitionen und kämpferischen Glanz in den Augen.
    Der Kreml tat alles, damit die Generäle, die man ohne besondere Mühe als wichtigste Polittechnologen von Putins Sieg 1999/2000 bezeichnen kann, sich nicht zu viel einbildeten und keine Wünsche hinsichtlich der politischen Macht hegten. Darin war er zweifellos überaus erfolgreich. In politischer Hinsicht haben in Russland nur zwei Menschen den Zweiten Tschetschenien-Krieg wirklich gewonnen – Wladimir Putin und natürlich Ramsan Kadyrow.
    Ganz zu Beginn des Krieges gelang es Moskau, einige einflussreiche Tschetschenen auf die eigene Seite zu ziehen, die, angefangen bei Dudajews Zeiten, einen kompromisslosen Kampf für Russlands Unabhängigkeit geführt hatten. Darunter waren vor allem Mufti Achmat Kadyrow und Familie Jamadajew. Über diese außergewöhnlichen Persönlichkeiten ist gesondert zu sprechen – die meisten von ihnen kamen im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts gewaltsam zu Tode, nachdem sie Ramsan Kadyrow den Weg zur absoluten Macht in Tschetschenien geebnet hatten.
    Achmat-Hāddsch Kadyrow (»Hāddsch« bezeichnet einen Moslem, der den Haddsch, die Pilgerfahrt nach Mekka, unternommen hat) wurde wie die älteren Brüder der Familie Jamadajew in Kasachstan geboren. Dorthin waren 1944 einige Hunderttausend Tschetschenen auf Stalins Befehl deportiert worden – wegen ihrer Kollaboration mit den »deutsch-faschistischen Okkupanten«. Während der vegetarischen Phase des kommunistischen Regimes in den Tagen des Generalsekretärs des ZK der KPdSU Leonid Breschnew kamen sie alle in ihre ursprüngliche Heimat Tschetschenien zurück.
    Dort wurde am 5. Oktober 1976 im Dorf Zentoroi Achmat Kadyrows jüngster Sohn Ramsan geboren, der heute weit über die Grenzen Russlands als Herrscher der Bergrepublik von sich reden macht. Die Kadyrows und die Jamadajews gehören zu ein und derselben Sippe – dem sogenannten Tejp Benoi (Tejps sind die ursprünglichen Formen der kollektiven Organisation der tschetschenischen Ethnie).
    Während des Ersten Tschetschenien-Krieges waren die Brüder Jamadajew Militärkommandanten, die auf der Seite von Dschochar Dudajew

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