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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mary
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Gitte treffen, begegnen »Generalin Bettina« oder »Diktatorin Gitte«. Das gemeinsame Merkmal von Generalin und Diktatorin ist, dass sie bestimmen wollen und mit offensiven und aggressiven Mitteln für die Durchsetzung ihrer Erwartungen sorgen. Damit ist auch die Frage beantwortet, mit wem die betreffenden Männer keine Beziehung eingehen wollen: mit einer Bestimmerin. Das Gleiche gilt natürlich auch für die meisten Frauen, die sich nicht von Männern bestimmen lassen wollen.

Als Bestimmer auftreten
    Wenn Sie die Illustration betrachten, sehen Sie, was potenzielle Partner empfinden, wenn sie einem Bestimmer gegenüberstehen. Sie sehen weder Angst noch Unsicherheit, sondern jemanden, der festlegt, wie es zu laufen hat. Sie sehen jemanden, dessen Erwartungen sie sich unterordnen sollen. Wie die Reaktion auf solch ein Verhalten ausfällt und ob es in eine Beziehung hinein lockt, kann jeder an sich selbst nachvollziehen.
    Doch halten wir etwas sehr Wichtiges fest: Die potenziellen Partner lehnen weder Gitte noch Bettina ab, sie lehnen deren Verhalten in bestimmten, wiederkehrenden Situationen ab. Es wäre falsch zu sagen, Bettina oder Gitte »seien« Bestimmerinnen, und ebenso falsch wäre die Behauptung, ihre potenziellen Partner hätten es ausschließlich mit einer Bestimmerin zu tun. Sicherlich erleben sie auch schöne und verbindende Momente miteinander, sicherlich finden sie sich gegenseitig interessant und anziehend, sonst käme der Kontakt über eine erste Begegnung nicht hinaus. Fatal wirkt sich jedoch aus, dass das Verhalten des Bestimmers gerade in kritischen Situationen aktiviert wird, nämlich dann, wenn Erwartungen gefährdet oder frustriert werden. Dann schlägt die Stunde des Bestimmers: Er (oder sie) macht sich in einer Mischung aus Angriffen, Vorwürfen, rechthaberischen Diskussionen und dem Wegwischen der Belange des Partners bemerkbar. Hier ein paar typische Beispiele:
    Angriffe:
»Was fällt dir ein, fünf Tage lang nicht anzurufen!«
»Glaubst du vielleicht, ich lass mir das gefallen?«
»Hallo, so geht das aber nicht!«
»Das kannst du vergessen, so läuft das mit mir nicht!«
    Vorwürfe:
»Du denkst nur an dich!«
»Du weißt doch gar nicht, was eine Frau braucht!«
»Nie bist du für mich da!«
»Kannst du dir nicht denken, was ich will?«
    Diskussionen:
»Wenn ich dir etwas bedeuten würde, hättest du meinen Geburtstag nicht vergessen!«
»So etwas passiert doch nicht zufällig!«
»Das ist doch nicht normal, keiner tut so etwas!«
    Wegwischen:
»Was glaubst du denn, wie ich mich fühle!«
»Wenn du mit mir zusammen sein willst, musst du gefälligst mehr Zeit mit mir verbringen.«
»Was du da sagst gibt doch keinen Sinn!«
Zuerst ich, dann du!
    Diese typischen Aussagen eines Bestimmers entsprechen seiner offensiven Strategie. Ihnen allen ist das Beharren auf der eigenen Position und auf der Erfüllung eigener Erwartungen gemeinsam. Der Bestimmer will die Regeln für die Beziehung aufstellen, treibt den Partner in die Enge, argumentiert clever und redet den anderen in Grund und Boden. Er beansprucht Deutungshoheit, er weiß genau, was richtig und falsch ist und hält seine eigenen Erwartungen für selbstverständlich, natürlich und normal. Ein Bestimmer stellt seine Bedürfnisse in den Vordergrund, er stellt sie vor die Bedürfnisse des Partners.
    Dabei vermittelt der Bestimmer seinem potenziellen Partner unmissverständlich, dieser solle für ihn passen, er solle für ihn da sein. Bewusst oder unbewusst erfasst der potenzielle Partner, dass er nicht gemeint ist, dass er die zweite Geige spielen soll, dass es nicht gleichermaßen um ihn geht. Er bemerkt, dass er den Erwartungen des Partners entsprechen soll und dass die Annoncen-Überschrift »Suche Partner, der zu mir passt!« im Grunde genau so gemeint ist, wie es da steht. Er erkennt, welchen Bedingungen er sich beugen muss, wenn er in diese Ego-Falle tappt.
    Tragisch für den Bestimmer ist, dass er seinen Egozentrismus nicht bemerkt und die meisten Partner ihm nicht entsprechend Paroli bieten wollen oder können. Deshalb ist er von der Reaktion seines Gegenübers, der das Weite sucht, überrascht und kann nur schwer begreifen, dass er selbst durch sein egozentrisches Verhalten diese Reaktion verursacht hat.
    Eine 29-jährige Frau, von Beruf Aufnahmeleiterin bei einer TV-Produktion, versicherte mir: »Alle meine Freundinnen sind so« – so bestimmend eben. Doch der potenzielle Partner müsste ein recht unterwürfiger Mensch sein, um

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