Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
geübt, und es hatte immer geklappt. Doch dieses kleine Mädchen glitschte mir weg. Und als ich sie endlich irgendwie hatte, drückte sie mich schwer nach unten. Ich war sicher: Ich zog ein totes Kind an Land. Entsetzlich. Irgendwie schaffte ich es, den Steg zu erreichen, wo sich mir helfende Hände entgegenstreckten. Michl und Tim hatten laut um Hilfe geschrien. Thorsten war noch immer beim Kiosk.
Die Helfer legten das Kind ins Gras, es fühlte sich an wie eine Puppe aus Stoff. Mein Herz raste. Ich konnte nicht denken. Was tun, was tun? Stabile Seitenlage. Das Mädchen hustete und spuckte Wasser. Ich atmete auf. Doch nicht lang. Hier stimmte etwas nicht. Das Kind reagierte nicht adäquat. Es hätte schreien müssen. Wenn ich mit dem Kindernotarzt zu einem Einsatzort komme und wir an der Tür ein Kind schreien hören, von dem es im Alarmschreiben hieß, es sei bewusstlos, sind wir erleichtert. Schreien ist gut. Auch dieses Mädchen hier sollte schreien, nachdem es gehustet hatte. Aber es gab keinen Laut von sich. Hatte keine Körpe rspannung, m achte keinen Ton, reagierte nicht auf Ansprache.
» Schnell, lauft zum Kiosk, der Papa soll den Notarzt rufen, schnell!«, schickte ich Tim und Michl los. Ich hoffte, am Kiosk gäbe es vielleicht Handyempfang. Der See befand sich im Funkloch, wie die Umstehenden einer nach dem anderen bestätigten, die versuchten, einen Notruf abzusetzen. Als Feuerwehrmann würde Thorsten den Ernst der Lage auch aus der Entfernung erkennen.
Die Zeit stand still. Ich fühlte mich völlig hilflos. Mir fehlte alles. Ein Handy, ein Notarztwagen, meine Ausrüstung. Und vor allem fehlte mir die Vorbereitung. Damit hatte ich nicht gerechnet. Das hatte mich jetzt kalt erwischt. Es war keine Routine. Ich war ein ganz normaler Badegast. Dauerte es zwei Minuten oder 20, oder waren es doch zwei Stunden, bis der Hubschrauber kam, den Thorsten angefordert hatte? Wir konnten nicht herausfinden, was mit dem kleinen Mädchen los war, immerhin atmete es. Wir hätten dringend wissen müssen, wie die Sauerstoffsättigung im Blut aussah, wir hätten so vieles dringend tun müssen, wenn wir die nötigen Hilfsmittel zur Hand gehabt hätten. Gerade mal warm halten konnten wir die Kleine. Ihre Lippen waren blau.
» Bitte, bitte, bitte«, flehte die Mutter der kleinen Liane ihr Kind an.
» Liane«, brüllte die große Schwester ihr mehrfach ins Ohr.
Was mich zuerst befremdet hatte, erleichterte mich, als die Mutter uns mitteilte, dass Liane schwerhörig sei und ihr Hörgerät zu Hause vergessen habe. War das eine Erklärung für das seltsame Verhalten des Kindes?
Das Bullern des Hubschraubers empfand ich als Erlösung. Als er abgeflogen war, packten wir unsere Sachen zusammen. Ich fühlte mich wie im Nebel. Dieser Zustand hielt an bis zum Abend, als wir erfuhren, dass es Liane gut ging. Zu unserer großen Freude hörten wir am nächsten Tag, dass sie das Krankenhaus gesund und munter verlassen hatte.
Dieser Badeunfall ging mir noch lange nach. Es beschäftigte mich, dass niemand den Notfall erkannt hatte. Es waren mindestens zehn Leute am Ufer gewesen. Auch an meiner eigenen Hilflosigkeit kaute ich schwer. Dieser Tag am See hat mein Verständnis für die Menschen, die uns Notfallretter rufen, vertieft. Ich habe eindrucksvoll erkannt, dass es einen gravierenden Unterschied zwischen der Feuerwehrfrau und der Privatperson Manuela Wedel gibt.
Fit für die Feuerwehr
Die Feuerwehrfrau Manuela jedenfalls hat jetzt erst mal Dienstsport. Der findet an jedem Wachtag zwischen 15:30 und 17:00 Uhr statt, vorbehaltlich eines Alarms.
Jeder Feuerwehrler muss in einem bestimmten Rhythmus eine arbeitsmedizinische Untersuchung, G 26.3, bestehen, sonst ist er nicht mehr einsatzdiensttauglich. Bis zum 50. Lebensjahr findet die Untersuchung alle drei Jahre statt, danach jährlich. Wer den Test nicht besteht, kann ihn wiederholen. Regelmäßiger Dienstsport sorgt für Kondition, und die braucht der Feuerwehrler bei seiner schweren körperlichen Arbeit. Allein die Ausrüstung für den Innenangriff wiegt zirka 25 kg. Man läuft mit der kompletten Ausrüstung vielleicht nachts um drei in den vierten Stock durchs Treppenhaus. An der Wohnungstür angekommen, geht die eigentliche Arbeit erst los. Je nachdem, was man vorfindet, müssen schwer verletzte Menschen nach unten getragen werden. Die wiegen, wenn man Glück hat, bloß 60 Kilogramm, vielleicht aber auch 70, 80 oder 90. Vier Stockwerke runter. Nachts um drei in einer
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