Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Fernsehserien nicht verinnerlicht haben, wenn wir selbst mal verletzt in einem Fahrzeug sitzen sollten. Sogar wenn der Motorraum brennt, dauert es bis zu 15 Minuten, ehe das Feuer auf den Fahrgastraum übergreift – und den Tank erreicht, der sich ja meistens hinten befindet. Brennen heißt auch nicht explodieren wie im Fernsehen. Und Rauch bedeutet nicht zwangsläufig Feuer: Oft ist es Kühlerwasser, das austritt, auf heiße Motorteile läuft und verdampft. Schaut eindrucksvoll aus, ist aber harmlos. In der Regel hat man genug Zeit, eine verletzte Person in Sicherheit zu bringen. Bis die Feuerwehr am Unfallort eintrifft, ist es jedoch manchmal wirklich zu spät.
Die zweite Angst nach der Explosionsgefahr betrifft die Sorge, den Verletzten zu verletzen. Also lieber gar nichts machen als was Falsches. Es genügt eigentlich, sich in der eigenen Vorstellung einmal kurz in die Situation eines Verletzten zu versetzen, dann löst sich dieses Missverständnis: Natürlich will jeder, dass ihm geholfen wird. Und wenn es dabei zu einer Verschlimmerung kommen sollte, was äußerst selten geschieht, ist das noch immer besser, als – im schlimmsten Fall – bei lebendigem Leibe zu verbrennen oder an Erbrochenem zu ersticken, oder?
Besonders Motorradfahrer leiden unter solchen falschen Annahmen. Nein, es stimmt nicht, dass man einem verunfallten Motorradfahrer auf keinen Fall den Helm vom Kopf ziehen darf, weil sonst der Kopf ab ist. Der Helm muss runter, wenn der Verunfallte ohnmächtig ist. Er stirbt sonst nicht an seiner eventuellen Rückenverletzung, sondern erstickt an seiner eigenen Zunge oder Erbrochenem, wenn niemand ihn in die stabile Seitenlage dreht. Die regelmäßige Auffrischung eines Erste-Hilfe-Kurses sollte für jeden Menschen eine Selbstverständlichkeit sein. Wäre es nicht ein gutes Gefühl, wenn man wüsste, dass alle anderen Verkehrsteilnehmer sich ebenso gut zu helfen wissen wie man selbst, und dass man, egal wo, auf kompetente Hilfe zählen kann? Ja, die kriegen Sie auch von der Feuerwehr. Doch trotz Blaulicht und Martinshorn: Fliegen können wir nicht.
Vom Corsa zum Cabrio
In der Grünwalder Straße ist ein Opel Corsa mit einem BMW X6 zusammengestoßen. David und Goliath. Während die Fahrerin des BMW unverletzt neben einem Polizisten steht, ist der Fahrer des Corsa in seinem Wagen eingeklemmt, zum Glück bei Bewusstsein. Ein Kollege von der Rettungswagenbesatzung spricht mit ihm. Das ist sehr wichtig. Eine Person muss mit dem Verletzten Kontakt halten, sich ein möglichst genaues Bild von seinem Zustand verschaffen und ihm erklären, was als Nächstes passiert, um ihm ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Diese Kontaktperson soll nicht wechseln. Ihr Job ist es darüber hinaus, den Einsatzleitern Rückmeldung zu geben, ebenso wie die Einsatzleiter den Kontaktpersonen mitteilen, was als Nächstes geschieht, damit sie es an den Verletzten weitergeben können. Um sich ein Bild über den Zustand des Verletzten zu machen, muss man ihn nicht ausfragen. Zahlreiche Informationen erhält man oft schon nebenbei:
» Ich heiße Werner Müller und wollte nur schnell in die Gärtnerei, für meine Frau Petunien, schwarzäugige Susanne, Edelgeranien, Verbene kaufen. Sie ist gerade dabei, den Balkon zu bepflanzen.«
Dieser Mann weiß, wer er ist und wo er ist, er hat realisiert, was passiert ist, es gibt Familienangehörige, und er ist neurologisch nicht auffällig. Er bekommt genug Luft, da er sprechen kann. Wie sieht er aus? Ist er auffallend blass, schwitzt er, sind die Lippen blau? Das würde auf einen Schock hinweisen. Und was sagt der Puls? Wenn er am Handgelenk tastbar ist, kann man von einem Druck von mindestens 80 mm Quecksilbersäule (Hg) ausgehen.
Ein Verletzter bei Bewusstsein kann Angaben zu seiner Befindlichkeit machen. Wo tut es weh, was kann er bewegen und was nicht? Dies sind wichtige Informationen für die Rettungskräfte, die auch das weitere Vorgehen bestimmen. Die Polizei dagegen ist nicht auf die Aussage des Verletzten angewiesen, um manche Informationen zu erhalten. Hämatome oder Blutergüsse verraten, ob ein Gurt angelegt war – wie auch die Stelle, wo der Gurt aus der Führung im Fahrzeug oben austritt. War er beim Unfall angelegt, ist der Gurt dort verfärbt.
Je nachdem, wie gravierend jemand in einem Fahrzeug eingeklemmt ist, beeinflusst das die Schwere seiner Verletzungen. Manchmal ist nur der Fußraum ein wenig komprimiert. Ein Vorderfuß hängt unter einem Pedal, vielleicht ist
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