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Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Titel: Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Wedel
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und Punkt. Wenn ich meine Feuerwehrklamotten ausziehe, ziehe ich damit auch die Schicksale der Menschen aus, die ich an einem Wachtag gestreift habe. Das ist wichtig. Wir Helfer müssen einen kühlen Kopf bewahren. Wir sind ja auf Notfälle vorbereitet. Ein Feuer trifft uns nicht überraschend. An einem Wachtag gehen wir zum Dienst in der Gewissheit, dass schreckliche Dinge passieren können. Wir rechnen damit. Wenn dann der Alarm kommt, haben wir auf dem Weg zum Einsatzort noch einmal Zeit, uns gezielt vorzubereiten. Ein Bewusstloser, ein Feuer, ein zwischen Eisenträgern eingeklemmter Mensch. Nichts trifft uns aus heiterem Himmel. Und es betrifft uns nicht so wie die beteiligten Personen. Wir sind nur die Helfer und haben gelernt, mit Extremsituationen umzugehen. Wie es sich anfühlt, von einem Unglück überrascht zu werden, erlebte ich vor einigen Jahren. Ich war so durcheinander, dass ich im ersten Moment nicht mal mehr die Nummer der Feuerwehr wusste.
    Der Badeunfall
    Es war ein strahlender Sommertag. Mein damaliger Freund Thorsten, wir waren seit einigen Jahren zusammen, hatte seine zwei Jungs im Alter von 6 und 8 Jahren übers Wochenende bei sich. Und ich hatte frei. Super! Wir beschlossen, baden zu gehen. Wie zu erwarten, waren wir nicht die Einzigen, die an diesem Samstagvormittag auf diese Idee gekommen waren. Doch wir waren zeitig unterwegs und ergatterten einen schönen Platz am Wasser in der Nähe des Stegs. Thorsten blies die Luftmatratze auf, ich die Schwimmflügel, obwohl Tim und Michl beide schwimmen konnten. Aber mit den Schwimmflügeln an den Jungsarmen fühlten wir uns sicherer, da konnten wir uns mal unterhalten, ohne ständig zum Ufer zu starren. Außerdem hatte ich ein sehr spannendes Buch dabei. Tim und Michl waren sehr erfindungsreich darin, mich abzulenken und schließlich zum Wasser zu locken. Das Blöde war, dass man dort reingeschubst werden konnte. Man rechnete überhaupt nicht damit, und schon holten die kleinen Kerle Anlauf und – platsch! Ich zahlte es ihnen mit gleicher Münze heim, was die zwei noch mehr begeisterte. Je höher, desto toller. Das pure Glück leuchtete mir aus ihren Gesichtern entgegen. Und wahrscheinlich sah ich genauso aus. Was Thorsten nicht bemerkte. Er hatte ebenfalls ein spannendes Buch dabei und war völlig versunken. Dreimal musste ich ihn rufen, ehe er versprach, mich abzulösen. » Ich hole uns vorher nur noch einen Kaffee vom Kiosk an der Straße.«
    » Eis, Eis, Eis!«, verlangten die Jungs.
    » Am Nachmittag«, versprach Thorsten, steckte sein Portemonnaie in die Shorts und machte sich auf den Weg.
    » Ich, ich, ich!«, rief Michl und sprang an mir hoch.
    » Ich bin dran!«, widersprach Tim.
    » Einer nach dem anderen«, seufzte ich. Mir taten schon die Schultern weh. Aber natürlich würde ich bis zur Ablösung durchhalten.
    Plötzlich tauchte ein kleines Mädchen vorne am Steg auf und streckte mir die Arme entgegen.
    » Du musst da weg«, sagte ich, » die Jungs springen rein.«
    Großäugig schaute sie mich an. Ich zog sie hoch. Vielleicht wollte sie auch mal ins Wasser geworfen werden? Am Steg blieb sie zwei, drei Sekunden starr stehen, lief dann zur Wiese – und fiel um. Was war denn das? Besorgt kniete ich mich neben sie.
    » Was ist mit dir?«
    Sie atmete heftig. Sagte kein Wort.
    » Alles okay?«
    » Meine Schwester ist drei Jahre alt. Sie ist im Wasser und kann nicht schwimmen. Ich wollte sie retten.«
    So ein Quatsch, dachte ich spontan. Dann sickerte die An tw ort durch. Ich bekam einen Schreck. » Was hast du gesagt?«
    Das kleine Mädchen, es war vielleicht fünf, wiederholte denselben Text. Der ließ bei mir die Alarmglocken klingen und klang wie ein Alarm-Gong. Ich schnellte hoch, lief zum Steg, schaute auf den See – und da sah ich es. Ein kleines Kind trieb auf dem Wasser, Gott sei Dank, mit dem Gesicht nach oben. Dies sehen und springen war eins. Nie zuvor war ich so schnell gekrault, dennoch schien sich der Abstand ständig zu vergrößern. Endlich war ich bei dem Kind. Ich streckte meine Hände aus, doch ich bekam es nicht zu fassen. Es fühlte sich wie ein Fisch an, glitschig und schwer. Als wöge es hundert Kilo. Ganz anders, als ich es bei der Wasserwacht trainiert hatte. Der Rettungsschwimmer ist Bestandteil der Feuerwehrgrundausbildung. Wer den nicht besteht, wird nicht übernommen. Theoretisch wusste ich sehr genau, was ich zu tun hatte: Das Mädchen auf den Rücken legen, es zu mir auf die Brust ziehen. Ich hatte das oft

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