Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Führerscheins und des Deutschen Schwimmabzeichens war, hüpfte ich vor Freude an die Decke! Und landete beim Lesen der Anforderungen für die Einstellungsprüfung unsanft auf dem Boden der Realität. Um die Prüfung mit » sehr gut« zu bestehen – was ratsam war, da ich nicht die Einzige sein würde und nur die Besten eine Chance hatten –, musste ich Folgendes an einem Tag leisten: Bankdrücken, Klimmzüge, Wechselsprünge über eine Langbank, 1000 Meter Laufen, 50 Meter Schwimmen, Streckentauchen, Weitsprung und Drehleitersteigen.
Ich studierte den beiliegenden Flyer und fasste Mut. Vielleicht war das alles gar nicht so tragisch. Keine Ahnung, wie lang ich für 1000 Meter brauchte. Ich besorgte mir eine Stoppuhr und startete meine ersten Versuche auf der Aschenbahn. Um mit » ausreichend« zu bestehen, müsste ich 1000 Meter in 4 Minuten und 10 Sekunden laufen. Um mit » sehr gut« zu bestehen, dasselbe in 3 Minuten und 10 Sekunden. Ich rechnete mir aus, dass ich auf der 400-Meter-Bahn eine Minute 40 Sekunden pro Runde schaffen musste, und lief los. Tatsächlich, ich schaffte eine Runde in dieser Zeit! Aber wirklich nur eine. Am Ende war ich völlig außer Puste … und niedergeschlagen. Gerade mal 400 Meter konnte ich vorweisen, das war nicht mal die Hälfte! Aber vielleicht war Laufen eine Disziplin, die mir nicht lag? Mal sehen, wie es mit den Wechselsprüngen aussah. Ich fuhr zu einem Trimmpfad. Meine Zielvorgabe lautete: beidbeiniges Überspringen einer Langbank, 14 Sekunden Zeit, mindestens 10 Mal hin und zurück für die Note » ausreichend«. Ein » Sehr gut« wurde nach zehn Sprüngen in elf Sekunden vergeben. Hoch motiviert legte ich los. Zehn Sprünge waren kein Problem, 14 Sekunden schon.
Also weiter zum Weitsprung. Hier würde ich für die Note » ausreichend« 4,33 Meter schaffen müssen, doch da ich ein » Sehr gut« anstrebte, mindestens 5,30 Meter. Das war … unerreichbar. Auch die Zeit beim Schwimmen erschien mir bei meinem derzeitigen Trainingsstand utopisch: Zwei Bahnen à 25 Meter in einem beliebigen Schwimmstil. Bei 49,9 Sekunden würde ich ein » Ausreichend«, bei 34 Sekunden ein » Sehr gut« erhalten. Beim Bankdrücken führten 65 Kilogramm zu einem » Ausreichend«, für ein » Sehr gut« benötigte ich mindestens 85 Kilogramm mit einer Wiederholung, die Langhantel ganz auf der Brust.
Auch Klimmzüge standen auf dem Programm: Über die Kinnhöhe hinaufziehen, dreimal für ein » Ausreichend«, 15-mal für ein » Sehr gut«. Mir schwirrte der Kopf. Machbar erschien mir nur eine einzige Disziplin: das Streckentauchen. Mit 14 Metern würde ich ein » Ausreichend« ergattern, mit 32 Metern ein » Sehr gut« – ich schaffte locker 35 Meter.
Fehlte nur noch das Drehleitersteigen. Wo konnte ich das üben? Ich musste ja immerhin 30 Meter hoch und oben auf der frei stehenden, ausgefahrenen Leiter den Hampelmann spielen, jeweils ein Arm und ein Bein in der Luft, um Schwindelfreiheit unter Beweis zu stellen.
Ganz unten auf dem Flyer las ich: Diese Leistungswerte gelten für Männer und Frauen. Das war bitter, obwohl es mir einleuchtete. Feuerwehrler, das wusste ich längst, ist ein Knochenjob. Man kann schließlich keine Verletzten in brennenden Häusern zurücklassen, weil der Feuerwehrfrau die Puste ausgeht. Meine Recherche ergab, dass es in Deutschland keinen einheitlichen Einstellungstest gibt, sondern eine Vielzahl von Variationen. Das half mir aber auch nicht weiter, denn ich wollte ja nach München. Unbedingt!
Ich fuhr in ein Fitnessstudio und sagte dem Trainer, worauf es mir ankam.
» Hallo, ich bin die Manu, ich möchte bei der Feuerwehr anfangen. Das muss ich können«, ich reichte ihm den Flyer. » Wie kann ich das schaffen?«
Lothar studierte die Vorgaben gründlich. Dann schaute er mich an. Und schwieg.
» Und?«, fragte ich.
» Für einen sportlichen jungen Kerl ist das relativ gut machbar. Für eine Frau ist es schwierig. Das entspricht quasi dem Niveau der bayerischen Meisterschaften. Wie schätzt du dich denn selber ein? Bist du sportlich?«
» Schon.«
» Hast du Sportklamotten dabei?«
» Freilich.«
Lothar wies nach rechts. » Da sind die Umkleidekabinen. Ich schlage vor, du ziehst dich um, und dann schauen wir bei einem Probetraining mal, wo es noch hapert.«
» Gern«, sagte ich.
Zwei Stunden später wusste ich, dass es überall haperte. Ich und sportlich? Nein, ich war ein Couch-Potato! Lothar wollte das nicht hören. Er machte mir Hoffnung. » Du kannst
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