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Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Titel: Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Wedel
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zu meiner Lieblingsdisziplin entwickelt, in der ich erfuhr, dass er nicht mehr verlangt wurde. Stattdessen gab es nun einen Hindernisparcours, den Kasten-Bumerang-Test. Beim Schwimmen kämpfte ich, im Tauchen war ich spitze. Eine Qual war nach wie vor der 1000-Meter-Lauf, doch ich verbesserte meine Zeit stetig. Das Drehleitersteigen ließ ich einfach mal auf mich zukommen, wo sollte ich es auch üben? Die Zeitvorgabe konnte ich nicht einschätzen, ich würde einfach, wie überall, mein Bestes geben.
    Der Tag der Wahrheit
    Jener schicksalsträchtige 5. April, an dem ich meine Aufnahmeprüfung zur Feuerwehr bestehen sollte, sah nicht nach Frühling aus, sondern nach November. Genauso fühlte ich mich auch: innen und außen wie im Nebel. Geschlafen hatte ich kaum, als ich um halb fünf Uhr morgens mit dem Auto nach München aufbrach, zur U-Bahn Fröttmaning an der A9. An meinem Zielbahnhof am Innsbrucker Ring stiegen auffallend viele junge, dynamische Männer mit großen Sporttaschen aus. Meine Konkurrenten? Ich folgte ihnen und landete bei der Feuerwache 5, wo der Sporttest stattfinden sollte. Immer mehr Männer trafen ein und insgesamt nur eine Handvoll Frauen. Wir wurden in Gruppen zu zirka 30 Delinquenten eingeteilt. Ich war die einzige Frau in meiner Gruppe und staunte nicht schlecht, was die anderen so vorlegten. Tausend Meter unter drei Minuten schienen für sie ein Spaziergang zu sein. Auch dass man einen Kranführer-Kumpel hatte, bei dem man am 70 Meter hohen Baukran das Drehleitersteigen übte, war nichts Besonderes.
    » Lass dich nicht entmutigen«, hörte ich da plötzlich eine Stimme in meinem Rücken. Ich drehte mich um und schaute in das sympathische Gesicht eines Feuerwehrlers, der die Sportprüfung mit beaufsichtigte.
    Der Leiter der Grundausbildung erklärte uns gerade den Tagesablauf. » Sie müssen zu allen Stationen antreten und alle mit mindestens der Note 4,4 bestehen. Sollten Sie in einer Disziplin nicht bestehen, ist die Prüfung für Sie beendet. Sollten Sie alles bestehen, sehen wir uns in einer Woche auf der Feuerwache 2 zum schriftlichen und praktischen Teil wieder. Ich wünsche Ihnen ein gutes Gelingen und einen verletzungsfreien Tag.«
    Wieder erklang eine Stimme in meinem Rücken: » Bleib dran. Du musst nur irgendwie durchkommen. Nicht jeder, der ein guter Sportler ist, kann auch gut rechnen.« Ich drehte mich erneut um und blickte in ein freundliches Paar Augen, das diesmal jedoch einem anderen Feuerwehrler gehörte. Wahnsinn, waren die alle nett! Wenn das meine zukünftigen Kollegen sein könnten! Später erfuhr ich allerdings, dass diese scheinbar so netten, zukünftigen Kollegen auf uns fünf Frauen wie auf Rennpferde gesetzt hatten. Welche würde bestehen und welche nicht? Aber sie wünschten uns alles Gute. Und das beflügelte mich von Station zu Station. Ich schnitt nicht überragend ab, aber doch ganz ordentlich, so wie ich es mit Lothar geübt hatte. Nur die 75 Kilogramm an der Langhantel schaffte ich nicht. Bloß 70 Kilogramm, immerhin fünf mehr als verlangt. Und 15 entfernt von einem » Sehr gut«.
    Meine zweite Horrordisziplin nach dem Schwimmen war das Laufen. Es war die vorletzte Station am Nachmittag, mitten drin in meinem Leistungstief. Nachmittags waren meine Beine tonnenschwer. Fünferweise traten wir an, jeder trug ein Leiberl mit einer Nummer. » Auf die Plätze, fertig, los!« Schon ein paar Meter nach dem Start lag ich hinten. Sie liefen mir alle davon. Und nicht nur das. Sie überrundeten mich auch alle. Weiter! Nicht aufgeben! Weiter! Ich atmete gefühlt Tausende scharfer Messer ein, und meine Füße brannten. So peitschte ich mich durchs Ziel. Vier Minuten, zehn Sekunden. Gerade noch. Ausreichend. Am liebsten wäre ich einfach umgefallen.
    » Super gmacht, Madl!« Ein älterer Feuerwehrler reichte mir eine Wasserflasche.
    Es rührte mich sehr, dass ich so willkommen war. Hin und wieder hatte ich in den letzten Wochen befürchtet, »rausgeprüft« zu werden, wie man sagt. Ich hatte befürchtet, nicht willkommen zu sein als Frau bei der Feuerwehr – warum sonst war der Test so hart? … Mittlerweile ist mir völlig klar, dass ein ganz anderer Grund dahintersteckt: Weil es um Menschenleben geht, ganz einfach.
    Der Koordinationstest zum Schluss bereitete mir keine Schwierigkeiten, und ich stellte staunend fest, dass von meiner Gruppe nur noch 15 Teilnehmer übrig waren. Die andere Hälfte war ausgeschieden. Sogar der mit dem Kranführer-Kumpel fehlte. So schlecht

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