Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
meiner Rolle einfach hinnehmen, sieht das bei Erwachsenen anders aus. Ständig werde ich zu meinem Beruf befragt. Auch hier gibt es eine Hitliste:
Seit wann arbeiten Frauen bei der Feuerwehr?
Die Kollegen helfen Ihnen doch bestimmt bei der schwereren Arbeit?
Machen Sie wirklich die gleichen Sachen wie die Männer?
Sind Sie verheiratet?
Haben Sie eine richtige Ausbildung?
Was sagt Ihr Freund dazu, dass Sie bei der Feuerwehr arbeiten?
Und wenn mich jemand in Zivil kennenlernt, egal ob beim Flirt oder auf dem Familienfest, entspinnt sich oft folgender Dialog:
» Was machst’n du beruflich?
» Ich bin bei der Berufsfeuerwehr.«
» Im Büro?«
» Nein, nicht im Büro. Einsatzdienst.«
» Wie? So richtig? So mit Ausrücken und so?«
» Ja, so richtig, mit Blaulicht.«
Abschätziger Blick. Aha. Oft ist das Gespräch dann beendet.
Bei meinen Kollegen konnte ich Folgendes beobachten:
» Was machst du beruflich?«, fragt die Brünette.
» Ich bin Feuerwehrmann«, wirft sich mein Kollege in die Brust.
» Echt«, haucht sie.
Er schweigt. Helden machen nicht viele Worte.
» Toll«, schiebt sie nach und himmelt ihn schon an. Will aber dann doch noch eine Bestätigung, dass er das wirklich verdient hat:
» Hast du schon mal ein Leben gerettet?«
» Das ist mein Job«, sagt mein Kollege.
» Wahnsinn!«, haucht sie.
Auch dieses Gespräch könnte bald beendet sein. Allerdings aus anderen Gründen. Man muss ja nicht immer reden.
Einbrecher mit Legitimation
Der Julinachmittag beginnt ruhig. Kein Alarm. Jeder Feuerwehrler tut Dienst in seiner Abteilung, interner Wachbetrieb wird das genannt. Mit Thilo und Manfred überprüfe ich das Fahrzeug nach der Beladungsliste: » Dunghaken, Steckleiter, Schiebleiter, Reservekanister, Fasspumpe, Wasserschieber, Brandpatsche, Saugschläuche vier Stück, Bockleiterteil.«
» Alles da.«
» Okay.«
Das Fahrzeug wird jeden Tag überprüft. Einmal in der Woche erfolgt eine Intensivüberprüfung nach Liste. Bei der Feuerwehr geht man stets auf Nummer sicher. Während eines Einsatzes könnte in der Hitze des Gefechts etwas verloren gehen. Auch nach Werkstattterminen überprüfen wir die Ausstattung.
Wir sind gerade fertig, da geht das Licht an.
Licht – Gong: Birkaspitzstraße, das erste HLF , eine Tür öffnen ohne Sondersignal
» Was liegt an?«, fragt Felix den Gruppenführer, der das Alarmfax in den Händen hält.
» Wohnungstür öffnen.«
» Die Birkaspritzstraße gehört doch zum Wachgebiet der Feuerwache 5?«, werfe ich ein.
Der Gruppenführer nickt. » Die Feuerwache 5 ist mit einem Zimmerbrand beschäftigt.«
» Typisch Feuerwache 5«, sage ich. » Wenn’s brennt, dann bei denen.« Ich steige ins HLF und stelle mich auf eine längere Fahrt ein. In der Stadt breitet sich allmählich Feierabendlaune aus. Das Wochenende steht vor der Tür, und in den Gesichtern mancher Passanten bilde ich mir ein, Vorfreude auf geplante Unternehmungen abzulesen. Ich beobachte einen Gemüsehändler, der seine Ware sortiert und einem kleinen Jungen einen Apfel reicht. Manche Viertel in München haben fast dörflichen Charakter. Da haben die Leute nicht so unrecht, die sagen, München sei ein Dorf. Aber mir gefällt das.
Der Blick aus dem Fenster zeigt mir ungefähr das Gleiche wie meinen Kollegen. Und trotzdem sind wir in zwei völlig verschiedenen Filmen. Bei den drei Eis schleckenden Mädels auf High Heels denke ich an Malaga und Freischicht. Was meine Kollegen denken, will ich lieber gar nicht so genau wissen, ihre Kommentare genügen mir schon. Dabei gibt’s natürlich auch den umgekehrten Fall: An einer Ampel warten drei Jungs in Muskelshirts. Hauptsache keine Feuerwehrler! Ich wende den Kopf.
» Was grinst’n so, Manu?«, fragt Martel.
» Nur so.«
» So, so. Nur so.« Jetzt grinst er, und jeder denkt sich seinen Teil …
Manchmal frage ich mich, ob das HLF Telepathie fördert. Tatsache ist, dass man bei der Feuerwehr oft mehr über die Kollegen weiß als deren nächste Angehörige. Man ist ja 24 Stunden lang zusammen eingesperrt. Die Arbeit bei der Feuerwehr ist kein Job wie jeder andere. Gemeinsam meistert man Extremsituationen, geht zusammen durchs Feuer. Dabei lernt man sich sehr gut kennen. Und an einem Wachtag erlebt man auch den Biorhythmus der Kollegen hautnah. Wir kennen uns so gut, dass wir auf den ersten Blick sehen, wer schlecht drauf ist, wer müde ist oder Hunger hat, wer ausreichend oder gar nicht geschlafen hat. Und wir wissen eben auch um unsere
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