Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Tür freilich nicht aufmachen«, meint Karl.
» Wissen Sie, das ist mir noch nie passiert. Ich habe noch nie im Leben einen Schlüssel verloren.« Allmählich beruhigt sich die alte Dame.
» Irgendwann ist immer das erste Mal«, sagt der Gruppenführer. » Haben Sie die Tür bloß zugezogen oder abgesperrt? Liegt der Schlüssel vielleicht in der Wohnung?«
» Nein, nein. Ich weiß genau, dass ich ihn mit in den Hof genommen habe. Wie ich die Wäsche aus der Waschküche geholt habe, hab ich ihn hierhin gelegt.« Sie wies auf ein Fensterbrett neben dem Hintereingang zum Haus.
» Und die Tür?«, fragte der Gruppenführer erneut. » Haben Sie die zugezogen oder zugesperrt?«
» Nur zugezogen. Ich wollte doch bloß geschwind die Wäsche aufhängen.«
Dieser Einsatz entpuppt sich als ein Kinderspiel, auch wenn wir unsere Kreditkarten stecken lassen, mit denen in amerikanischen Filmen gerne Türen geöffnet werden. Wir erledigen das mit einem Drahthaken. Geht genauso schnell und hinterlässt keine Spuren. Das wissen leider nicht nur wir, Einbrecher wissen das auch – und deshalb ist es besser, Türen abzusperren, nicht bloß zuzuziehen.
Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, dass Martel sich mit den beiden Mädchen am Klettergerüst unterhält. Plötzlich flitzen die los und sind weg. Was hat er ihnen erzählt?
Im zweiten Stockwerk machen wir uns an die Arbeit. Innerhalb einer Minute ist die Tür offen und Frau Marklstorfer außer sich vor Glück.
» Bitte kommen Sie doch rein! Ich mach Ihnen einen Kaffee. Kuchen hab ich auch, einen Nusszopf, wenn ich den schmal schneide, reicht er für alle, bitte.«
» Danke, aber wir müssen weiter«, lehnt unser Gruppenführer ab.
» So kann ich Sie doch nicht gehen lassen, dann wenigstens ein Mon Chéri, bitte!«
Die alte Dame wirkt, als würde ihr Seelenheil davon abhängen.
» Aber Frau Marklstorfer«, sagt Karl und schaut gespielt bekümmert, was keiner so gut kann wie er. » Sie wissen doch. Da ist Schnaps drin. Wir sind im Dienst.«
» Dann nehmen Sie doch wenigstens eins mit. Für jeden eins. Das geht sich aus. Bitte. Für den Feierabend.«
» Das ist eine gute Idee«, nickt der Gruppenführer, dem klar ist, dass wir keine Wahl haben. Anders würden wir hier nicht rauskommen.
Frau Marklstorfer holt die Schachtel, öffnet sie umständlich, nimmt vorsichtig die knisternde Abdeckung von den Pralinen und reicht sie herum. Jeder nimmt sich eine und sagt artig: » Danke.« Da strahlt die alte Dame, und sie strahlt noch mehr, als die zwei Mädchen vom Spielplatz die Treppe hochpoltern.
» Wir haben ihn! Wir haben den Schlüssel von der Frau Marklstorfer.«
» Super!«, lobt Martel sie. » Wo habt ihr ihn denn gefunden?«
» Am Briefkasten.«
» Aber da war ich doch gar nicht!«, ruft Frau Marklstorfer. Beim Abschied erst fällt mir das große Plakat innen an der Wohnungstür auf. In riesigen roten Lettern steht dort: Schlüssel nicht vergessen!
In meiner Zeit als Rettungsassistentin habe ich es hin und wieder erlebt, dass ältere Menschen den Notarzt riefen, um in Gesellschaft eine Tasse Kaffee zu trinken. Auch die Leitstelle in München wird gelegentlich ohne Not alarmiert. Ich habe von einer älteren Dame gehört, die sich dort jeden Tag erkundigt, um zu erfahren, was für ein Tag heute ist.
» Dienstag, Frau Baumann. Das heißt, dass Sie die Tablette nehmen, die in dem Fach liegt, wo Dienstag draufsteht.«
Und wenn sie später noch mal anruft, wird ihr erklärt, dass sie die Tablette schon genommen hat, wenn das Fach, wo Dienstag draufsteht, leer ist. Frau Baumann gehört sozusagen zur Stammkundschaft der Leitstelle. Die ist leider zahlreich nach dem Motto: Hast du Sorgen oder Kummer, 112 ist meine Nummer. Wenn es auf der Seele brennt, sind wir langfristig jedoch die falschen Ansprechpartner.
Mein sportlicher Kampf um den Traumberuf
Als ich mich 2002 bei der Feuerwehr bewarb, wusste ich zwar einiges über das Aufgabenspektrum, doch wie breit gefächert es ist, das entdeckte ich erst nach und nach … und immer noch bin ich jedes Mal von Neuem begeistert, wie abwechslungsreich unser Beruf ist. Bereits damals stand ich in Flammen! Raus aus dem Sanka wollte ich. Zur Feuerwehr zog es mich, und zwar nach München, denn hierhin hatte ich mich verliebt. Als ich das Antwortschreiben der Branddirektion auf meine Bewerbung erhielt, dass ich die Zulassungsbedingungen erfüllte, weil ich einen beziehungsweise sogar zwei Gesellenbriefe einreichen konnte, im Besitz eines
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