Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Rauchentwicklung rüsten wir uns aus, als ob es brennen würde. Der Rauch kommt ja irgendwoher, und wo Rauch ist, gibt es auch Feuer. In diesem Fall war es nur ein bisschen Rauch, eher ein Rauchgeruch oder Brandgeruch. Der Mitteiler, ein nervöser Handwerker, erwartet uns vor dem Mehrfamilienhaus. » Ich habe heute Nachmittag an dem Haus gearbeitet, am Gerüst außen an der Wand einen Träger abgeschnitten mit dem Schneidbrenner.« Er zögert.
» Ja?«, fordert ihn der Gruppenführer auf weiterzusprechen.
» Ja … und jetzt hat ein Bewohner von der WG drüber angerufen und gemeint, dass es bei ihm nach Rauch riechen würde.«
Während Gruppen- und Zugführer erkunden, bleibt die Mannschaft bis auf zwei Kollegen, Holger und mich, im HLF .
Die Wohnung hat fünf Räume. Ein junger Mann mit Nickelbrille führt uns in sein Zimmer. » Sehen tut man ja nichts. Aber es riecht komisch. Brenzlig irgendwie, was meinen Sie? Es ist hoffentlich nichts Schlimmes? Bloß der Geruch, und, ach ja: Manchmal sieht man ein kleines Rauchwölkchen da hinten an der Fußbodenleiste. Da dachte ich, dass ich das besser dem Handwerker sage, und der meinte, dass sich das die Feuerwehr mal anschauen soll, aber es ist nicht schlimm, oder?«
Leider können wir der Einschätzung des Mieters nicht zustimmen. Es ist sehr wohl schlimm beziehungsweise noch schlimmer. Wenn wir uns zum Feuer durchschlagen müssen, hat das oft sehr unangenehme Folgen.
Der Zugführer spricht erneut mit dem Handwerker und lässt sich den Träger zeigen. In alten Häusern gibt es in den Dielenböden sogenannte Fehlböden, auch Holzbalkendecke genannt. Und Holz ist brennbar.
» Wir müssen den Boden aufmachen«, befindet der Zugführer.
Der Handwerker reißt die Augen auf.
» Da hilft nichts«, sagt der Zugführer. » Sie haben zwar draußen gearbeitet, aber so ein Eisenträger leitet Wärme, da kann es schon sein, dass es zu einem versteckten Brand kommt.«
Wir bitten den Mieter, sein Zimmer zu verlassen und empfindliche Geräte wie Computer draußen abzustellen. » Es könnte staubig werden.«
» Staubig? Wieso denn staubig?«
» Wir müssen den Boden aufmachen.«
» Was?« Er reißt die Augen noch weiter auf als der Handwerker. Und als der Gruppenführer Holger aufträgt: » Hol mal bitte die Kettensäge«, sieht es aus, als ob er gleich umkippt. Er tut mir wirklich leid, aber wir haben keine Wahl. Und es kann noch schlimmer kommen, denn wenn hier ein Holzbalken kokelt, ist er nicht mehr tragfähig, und das könnte die Statik des Hauses verändern.
Einsätze, bei denen wir das Feuer suchen müssen, liegen auf der Beliebtheitsskala ziemlich weit hinten. Man riecht was, sieht aber nichts.
Der Gruppenführer weist uns an: » Der Trupp soll sich ausrüsten. Handwerkszeug, Wärmebildkamera und ein C-Rohr in Bereitschaft.«
Mit der Kettensäge schneiden wir den Dielenboden im Schlafzimmer auf. Das ist eine langwierige Arbeit, denn unter den Dielenbrettern befindet sich als erste Lage die Schüttung – meistens Schutt, Asche, Schlacke, irgendetwas, was seinerzeit beim Hausbau günstig zu bekommen war. Das staubt ziemlich. In den Klamotten ist es warm. Die Kettensäge findet jeden Nagel, die Kette reißt ab, wird stumpf, die nächste muss aufgezogen werden. Irgendwo brennt es, aber eben nicht so, dass man das Feuer löschen könnte. Es hört aber auch nicht von alleine auf. So ein Einsatz kann sich über Stunden hinziehen. Wir versuchen dabei natürlich, nicht das ganze Haus einzureißen. Aber rankommen müssen wir. Als wir endlich eine Ecke aus dem Boden geschnitten und ein Loch in die Außenwand Richtung Hof geschlagen haben, löschen wir das Feuer mit einer Kübelspritze und einem Kleinlöschgerät. Die spätere Kontrolle mit der Wärmebildkamera ergibt, dass wir alles erwischt haben. Für den Mieter fängt die Arbeit jedoch jetzt erst an. Eine dicke Staubschicht bedeckt alle Gegenstände in seinem Zimmer. Der Boden ist stellenweise offen. Gemütlich sieht das nicht aus, eher nach Wohnen auf der Baustelle. Aber das ist noch allemal besser als Wohnen auf der Brandstelle.
Kettensägeneleganz
Ich habe Respekt vor der Kettensäge, denn man kann sich sehr wehtun bei der Handhabung. Im Grundlehrgang gehörte die Handhabung der Kettensäge zum Ausbildungsprogramm. Das war mir nur recht, denn privat hatte ich bis dahin wenig mit einer Kettensäge zu tun gehabt.
Ich war noch nicht lang auf der Feuerwache 1, da erhielten wir den Auftrag, den Maibaum am Viktualienmarkt
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