Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Feuerwehr als für den Mann interessierte.
Hundert Mitglieder hatte das Netzwerk zu diesem Zeitpunkt. Ich war also nicht allein! Zwar hatte ich auch auf der Hauptwache zwei Kolleginnen, doch keine in meiner Wachabteilung. Wir sahen uns höchstens zur Schichtübergabe, und das war kein guter Zeitpunkt, um ein Gespräch zu beginnen: Die eine rückt ein, die andere aus. Hier war ich keine Exotin, sondern eine von vielen. Das tat mir gut. Natürlich waren die anderen Feuerwehrfrauen auf ihren Wachen ebenfalls Exotinnen, und ich stellte fest, dass manche dummen Sprüche bundeslandübergreifend gleich sind. Worin ich keinen Unterschied feststellen konnte, war die Arbeit. Wir gingen in den Innenangriff wie die Männer, wir fachsimpelten über Einsatzvorgehen, tauschten Erfahrungen aus. Aber der Ton war vielleicht ein bisschen anders. Kritik wurde angenommen und Verbesserungsvorschläge umgesetzt, anstatt, wie bei den Männern oft üblich, die Fehler einfach wegzudiskutieren. Und es wurde mehr gelacht, beziehungsweise ich lachte mehr als mit meinen männlichen Kollegen. Weil ich die Witze lustiger fand. Blondinen kamen darin kaum vor. Höchstens der eine oder andere Blonder-Blender.
Susanne Klatt aus dem Vorstand des Netzwerk Feuerwehrfrauen e. V. fragte mich und eine Kollegin aus München, ob man mal in München einen Bundeskongress abhalten könnte.
» Hm«, machten wir.
Susanne blieb hartnäckig. Also fragten wir den Leiter der Berufsfeuerwehr. Ein wenig aufgeregt trug ich mein Anliegen vor. Dann reiste Susanne an und machte alles klar. Im November 2009 sollte das Netzwerk Feuerfrauen in München tagen. Als Ansprechpartnerinnen vor Ort schlug der leitende Oberbranddirektor Schäuble mich und meine Kollegin Andrea Kratzel vor. Wenn ich gewusst hätte, wie viel Arbeit auf mich zukommen würde, wäre ich in dem Moment vielleicht nicht so begeistert gewesen. Wir wollten den Kolleginnen natürlich etwas bieten und stellten ein abwechslungsreiches Programm zusammen: Umgang mit Reptilien und Schlangen, Türöffnungen, Atemschutznotfalltraining, Kettensägetraining, technische Hilfeleistung, Höhenrettung und vieles mehr. Wir Münchner würden uns nicht lumpen lassen – die männlichen Kollegen halfen mit, viele hoch engagiert, wenige murrten: » Immer kriegen die Frauen eine Extrawurst.« Die Rettungstaucher bauten für uns einen Container mit einer Füllmenge von 30 000 Liter Wasser, sodass wir, wie in einem Riesenaquarium, eine Tauchübung absolvieren konnten.
Auch das Rahmenprogramm sollte die Kolleginnen erfreuen: Wir planten eine ungewöhnliche Stadtführung mit einem Nachtwächter, mieteten die Partytram durch München. Alles klappte! Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Danach war ich krank. Ich war fix und fertig, mein Akku war leer. Aber es hatte sich gelohnt. Eines der schönsten Komplimente erhielt ich von einem Kollegen. » Schade, dass es nur drei Tage waren«, meinte er, als die Feuerwehrfrauen abgereist waren. » Das hat richtig Spaß gemacht mit euch.«
Mittlerweile haben mir viele Kollegen mehr oder weniger leise anvertraut, dass sie glauben, Frauen würden der Feuerwehr guttun. So soll es weitergehen! Ich glaube natürlich auch an die Zukunft der Frauen bei der Feuerwehr und wünsche mir, dass noch viele folgen. Feuerwehrfrau ist ein wunderbarer Beruf. Traut euch – auch wenn wir teilweise alles andere als verlockend umworben werden, wenn es heißt: Frauen und Behinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt.
Wenn auf einmal alles anders ist
Wenn wir einen Einsatzort verlassen, ist für die betroffenen Menschen oft nichts mehr so, wie es vorher war. Eine Wohnung ist ausgebrannt, ein Angehöriger verstorben, ein U-Bahn-Fahrer hat einen Selbstmörder überrollt, der kleine Sohn des jungen Ehepaares ist im Baggersee ertrunken. Die Feuerwehr zieht ab, die Menschen bleiben zurück. Verzweifelt, ratlos, obdachlos. Doch sie sind nicht allein. In München steht ihnen das Kriseninterventionsteam zur Seite, kurz KIT , unter der Trägerschaft des ASB oder Arbeiter Samariter Bunds.
Weil ich mich nach manchen Einsätzen als Feuerwehrfrau fragte, wie die Menschen nun eigentlich zurechtkommen, wenn wir weg sind, und um ihnen in dieser Zeit Unterstützung zu geben, beschloss ich, mich für das KIT ausbilden zu lassen. Auch, wenn die Ausbildung zeitintensiv ist – ich habe sie nie bereut, sehr viel zurückbekommen und eine Menge gelernt. Alle, die sich hier engagieren, bekleiden ein Ehrenamt. Das KIT finanziert
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