Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
abzutragen. Solche Aufträge laufen ohne Blaulicht, man erledigt sie, wenn Zeit ist. Das Einsatzstichwort lautete: Im Rahmen der Brauchtumspflege.
Wir machten uns mit der Drehleiter auf den Weg und trafen die Kollegen mit dem Kran von der Feuerwache 9.
» Manu, du schneidest«, trug mir der Wachabteilungsführer auf, obwohl es Kollegen gab, die mit der Kettensäge elegant wie mit einer Nagelfeile umgehen. So eine wollte ich auch werden, und dazu braucht es Übung. Ich bin zwar Floristin und kenne mich mit Grünzeug aus, aber der Maibaum ist ja eher weiß-blau – mit der Gartenschere würde ich da nicht weit kommen.
Die Polizei hatte am Viktualienmarkt bereits abgesperrt. Unser Vorhaben war nicht ungefährlich bei den Menschenmassen, die hier täglich durch die Standlreihen schlenderten. Die Feuerwehr wirkt auf viele zudem magnetisch. Wir besprachen die Vorgehensweise, dann fuhr der Kranführer mit der Drehleiter an die Maibaumspitze und befestigte eine Schlinge. Jetzt war ich dran. Zu Beginn noch ein wenig zögerlich, klappte es immer besser. Stückweise zerlegte ich den Maibaum, kam der Erde dabei immer näher und stand endlich auf dem Boden. Die Arbeit machte mir Spaß. Wie immer bei solchen Einsätzen trug ich keine Feuerwehrkleidung, sondern Forstarbeitergewand – bestehend aus Schnittschutzjacke und Schnittschutzhose. Am Helm trug ich kein normales Visier, sondern ein vergittertes, damit keine Holzspäne in die Augen fliegen. Als Mütze hatte ich die Flammschutzhaube aufgesetzt.
Als wir fertig waren, applaudierten ein paar Marktfrauen und luden uns ein. Eine ältere Frau reichte mir ein Glas Holundersaft. Holunder mag ich sehr gerne. Im Juni fahre ich deshalb immer einmal heim, um für ein Spezialmarmeladenrezept meiner Oma Holunder zu ernten. Der Zugführer klopfte mir auf die Schulter: » Prima Manu! Ihr seid’s ein richtig gutes Team, die Kettensäge und du!«
Das freute mich. Ich lachte, nahm den Helm ab, zog mir die Flammschutzhaube vom Kopf und schüttelte meine damals ziemlich langen Haare über den Rücken. Dabei fiel mein Blick auf einen Polizisten, der, an seinem Streifenwagen lehnend, regelrecht erstarrte. Aufgerissene Augen, offener Mund.
Die Standlfrau grinste. » Ja mei. Des hot er jetzt ned glaubt, dass des a Weibats war, die den Baum owe gschnittn hot.«
Nein, das hatte er nicht, und es dauerte noch eine Weile, bis seine Kinnlade wieder vorschriftsgemäß einrastete.
Ich bin nicht die Einzige
2008 lud mich das Netzwerk Feuerwehrfrauen zum Bundeskongress der Feuerwehrfrauen nach Essen ein. Er findet jährlich statt und ist als fachliche Fortbildung und Erfahrungsaustausch für Feuerwehrfrauen gedacht.
Ich hatte vorher nicht gewusst, dass es so etwas gibt. Doch das Netzwerk wusste, dass es mich gab, die Einladung erreichte mich über die Dienstpost. Das war ja spannend! Im Angebot standen praktische Workshops, Vorträge, Realbrandtraining in der Simulationsanlage, Höhenrettung, Tauchen, Fahrertraining, Personalarbeit, Pressetraining und vieles mehr. Ich fragte meinen Wachabteilungsführer, ob ihm dieses Netzwerk ein Begriff sei.
» Noch nicht. Aber du fährst da hin, dann kennen wir es hier auch«, wies er mich an. Ich hatte natürlich schon überprüft, ob das mit meinen Dienstschichten klappen würde: Der Kongress fiel in meine Freischicht, also stand ihm nichts im Wege. Ich fuhr hin und war begeistert. Selten hat man als Feuerwehrler in dieser Qualität und Auswahl die Möglichkeit, an praktischen Workshops teilzunehmen – ich konnte mich kaum entscheiden. Ein Höhepunkt war für mich die Grubenfahrt ins Steinkohlebergwerk 2500 Meter unter der Erde, in einem anderen Workshop zerlegten wir innerhalb von drei Stunden ein Auto – mit schwerem Rettungsgerät und Frauenpower!
Viele Frauen hielten spannende Vorträge zu fachlichen Themen, andere berichteten aus ihrem Alltag: Zum Beispiel darüber, wie sie als junge Mütter oder Alleinerziehende mit dem 24-Stunden-Schichtdienst klarkamen. So ein Gespräch hätte in meiner Jungsrunde entweder Gähnen oder spöttische Kommentare geerntet. Hier dagegen wurden solche Fragen ernst genommen. Und wie verschieden die Kolleginnen alle waren! Da gab es welche im Minirock auf High Heels und solche, die am liebsten nur Outdoorklamotten trugen. Manche wussten seit der Schulzeit, dass sie zur Feuerwehr wollten, andere stießen durch Zufall zur Truppe. Eine hatte sich in einen Feuerwehrmann verliebt und dann festgestellt, dass sie sich mehr für die
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