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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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zurück. Sie sog den Duft ein und fuhr mit der Hand über das Kissen. Der Bezug war fleckig. Der Bettbezug fühlte sich schmuddelig an. Als sie die Decke wegzog, sah sie, dass das Bettlaken schon ganz grau war. In Fridas Kopf floss das Bild des schmutzig weißen Lakens mit den matschigen Schneewehen auf der Straße nach Tranås zusammen, und der Strahl des Streufahrzeugs drehte sich immer noch weiter und weiter…
    Als sie erwachte, war das chinesische Essen kalt. In weniger als einer Stunde sollte sie unter dem Svampen am Stureplan sein. Sie musste duschen und sich fertig machen. Noch immer wusste sie nicht, was sie anziehen sollte. Wie er wohl aussehen würde? Wäre es immer noch so kribbelnd, wenn sie ihn wiedersähe? Vermutlich. Gleichzeitig ermahnte sie sich, an das Bettlaken zu denken, falls sie wieder dieses Gefühl von Unterlegenheit verspüren sollte. Um Liebe betteln? Hatte sie das nicht bereits überwunden?
    Ein kalter, feuchter Wind blies über den Stureplan. Frida fand, dass bei diesem Wetter der Svampen ein schlechter Treffpunkt war. Obwohl sie sich verspätete, erschien sie zuerst. Sie kam sich wie auf dem Präsentierteller vor. Junge, bildschöne Männer in leichten, maßgeschneiderten Trenchcoats eilten mit schnellen Schritten vorbei. Ihre dichten, nach hinten gestrichenen Haare sträubten sich im Wind. So eine Frisur konnte bei falscher Windrichtung den coolsten Typen völlig daneben aussehen lassen. Gleichwohl waren dies die attraktiven Männer, über die man in den Wochenendbeilagen der Zeitungen las. Nach einer Weile dachte Frida, dass sie irgendwie uniformiert wirkten. War es wirklich ein Zeichen von Stärke und Erfolg, wenn alle gleich aussahen? Warum wollten sie so wie alle anderen sein? Sie entdeckte einen Typen, der so aussah, als hätte er versucht, den richtigen Look zu treffen, doch ohne Erfolg. Alles wirkte leicht unbeholfen und billig, wie aus einem Ramschladen. Als er näher kam, dachte sie, dass ihr der Gang und die Art, wie er sich durch die Haare strich, irgendwie bekannt vorkamen. Meine Güte, das war ja er. Peter. Wie klein und anders er hier wirkte. Irgendwie fehl am Platz. Vielen Dank, dachte sie. Jetzt würde sie ganz bestimmt nicht wieder schwach werden. Als er sie bemerkte, winkte er und strahlte übers ganze Gesicht.
    » Da bist du ja! Wie gut du aussiehst! Ich hatte fast vergessen, wie verdammt hübsch du bist«, sagte er und umarmte sie vor allen anderen Menschen auf dem Stureplan.
    Frida roch den Duft seines Parfums an seinem warmen Hals und ließ sich einfach nur in seine offenen Arme fallen.
    Frida hätte es nicht für möglich gehalten, doch nun waren sie auf einer Premierenfeier im East, und er hatte seine Hand auf ihre gelegt, mitten auf dem Tisch, sodass es alle deutlich sehen konnten. Sie waren bereits beim dritten Drink angelangt, und Peter hatte ganz offen über die Problematik seiner Suspendierung gesprochen.
    Er fühlte sich von seinem Arbeitgeber verraten. Er hatte doch lediglich versucht, an die besten Informationen zu kommen. Wieso hatten einige, die sich in der Grauzone bewegten, Rückendeckung von der Geschäftsleitung und andere nicht?
    » Das hat mir alles sehr zu denken gegeben.«
    » Dann war es ja zumindest etwas wert«, erwiderte Frida und spürte die deutliche Wärme seiner Handfläche.
    » Ich habe wohl auch ein paar andere Dinge verstanden«, sagte Peter und versuchte, ihren Blick aufzufangen.
    » Und…was?«
    » Zum Beispiel, dass ich ein Idiot war, als ich dich gehen ließ.«
    Frida verspürte ein warmes Gefühl in der Magengegend. »Wie bist du denn zu dieser Erkenntnis gelangt?«
    » Tja, wie bin ich darauf gekommen? Ich will mal so sagen: Die Mädchen hier in Stockholm sind alle auf dem Egotrip und… uninteressant.«
    Frida erwiderte nichts und hoffte, dass das Schweigen ihn weitererzählen ließ.
    » Ich hab’s probiert, das will ich gar nicht abstreiten, aber… es fühlte sich nicht richtig an. Oder nein, es war mehr als das, es fühlte sich ganz verkehrt an. »Peter nahm einen Zahnstocher, wickelte ihn aus der Verpackung und brach ihn entzwei. » Hast du an mich gedacht?«, fragte er.
    Frida zögerte, versuchte sich wieder an das schmutzige Bettlaken zu erinnern. »Ein bisschen vielleicht. Manchmal«, erwiderte sie und spürte ihren Puls ansteigen.
    Ausgelassenes Gemurmel breitete sich plötzlich im Lokal aus, und die allgemeine Aufmerksamkeit richtete sich auf den Eingang, wo eine weitere Gesellschaft Einzug hielt. Peter drehte sich

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