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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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verkörperte den Schwermut in ihrer Familie, sie das Lachen. Ohne sie würde er es nicht schaffen.
    Frida hatte sich gegen zwei Uhr auf den Weg gemacht. Es war ein tolles Gefühl, zwecks Dienstreise nach Stockholm zu fahren, ein Fest auf dem zentralen Stureplan mit eingeschlossen. Für ein Wochenende hatte sie viel zu viele Sachen eingepackt, wollte es aber nicht riskieren, womöglich das falsche Outfit zu tragen. Noch wusste sie nicht, was sie anziehen würde. Sollte sie vielleicht noch etwas Neues kaufen? Sie hatte Peter angerufen, doch er hatte nicht abgenommen. Sie hatte eine Nachricht hinterlassen, gefragt, wann und wo sie sich treffen sollten, und etwas später eine SMS bekommen: » Viel zu tun. Meld dich, wenn du ankommst. Bis später.« Jetzt galt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie war auf dem Weg, und er hatte sie schließlich gebeten zu kommen.
    Als sie Bruseryd verließ und an Gunnels Stein vorbeikam, wurde ihr klar, dass Gunnels seltsame Strategie tatsächlich aufgegangen war. Der Sündenbock hatte sich schließlich doch aus seiner Höhle hervorlocken lassen. Hatte sich Harriet aufgrund des Zeitungsartikels zu erkennen gegeben? Vielleicht war ja etwas dran an dem alten Spruch: » Lockt man einen Troll in die Sonne, zerspringt er.« Dass es ausgerechnet Harriet war! Vielfraß-Harriet! Frida erinnerte sich, wie sie in ihrem Traum ausgesehen hatte. Natürlich sah sie in Wirklichkeit nicht so aus, doch es gab etwas Ausweichendes an ihr, das alle anderen als Erschöpfung gedeutet hatten, obwohl es sich doch tatsächlich um schwer zu ertragende Schuldgefühle gehandelt hatte.
    Frida sah den Acker und den Stein, den sie nun, wo alles vorbei war, leer vorzufinden glaubte. Doch da saß sie im grauen Nachmittagslicht auf dem matschigen Acker auf ihrem Stein. Gunnel. Genau wie an allen anderen Tagen. Wieso? War es jetzt nicht vorüber? Sie musste doch nun nicht länger dort sitzen? Hatte sie sich so daran gewöhnt, dass sie nicht wusste, was sie stattdessen machen sollte?
    In Eksjö bog Frida nach rechts ab, in Richtung Tranås. Die Straße war schmal und schlecht, und mehrere Kilometer hing sie hinter einem Streuwagen, ohne überholen zu können. Als sie zur E4 kam, ging es schneller voran. Auf der Höhe von Södertälje empfing sie Radio P 4, und als der Radiomoderator » I Love Europe« mit Christer Sjögren ankündigte, errötete sie angesichts der Erinnerung an den seltsamen Abend zuvor. Kurz vor dem Einschlafen hatte sie für sich entschieden, dass sie sich für nichts schämen musste. Sie waren beide erwachsen. Solche Dinge machte man eben manchmal. Und sie hatten es beide gewollt, daran gab es keinen Zweifel. Wahrscheinlich würde es nicht noch einmal passieren, aber sie wollte es auch nicht ungeschehen machen. Ganz offensichtlich hatte sie Dani die Augen für eine völlig neue Welt geöffnet, und darauf war sie durchaus stolz.
    Es war nicht schwer, den Weg nach Jakobsberg zu finden. Das Hochhaus war von Weitem erkennbar, und die ganze Umgebung schien ein einziger großer Parkplatz zu sein. Lediglich den richtigen Eingang zu finden, war etwas problematisch, da die Hausnummern anscheinend abgefallen oder von Graffiti übersprayt worden waren. Schließlich fand sie den richtigen braun-orange gestrichenen Eingang. Auf den Namensschildern am Aufzug konnte sie erkennen, dass ein Johan Stålnacke in der fünften Etage wohnte. Es war etwas komisch, unangemeldet vorbeizuschauen, aber da sie nun mal kein Telefon hatten, ging es nicht anders.
    Im Aufzug roch es nach Kautabak und Urin. Die Wände waren mit obszönen Ausdrücken, gezeichneten Riesenpimmeln und alten, festklebenden Kaugummis übersät. Frida war froh, auf der grün gestrichenen Etage mit den vier braunen Türen aussteigen zu können. Im Auto hatte sie mehrmals geprobt, was sie sagen würde, wenn jemand zu Hause war. Aus irgendwelchen Gründen war sie schrecklich nervös. Das hier war alles andere als ihre gewohnte Umgebung. Sie klingelte an und wartete. Es dauerte eine Weile, dann wurde die Tür von einem muskulösen Mann mit tätowierten Armen geöffnet. Er sah erstaunt und ein bisschen traurig aus.
    » Herzlich willkommen. Die anderen sind leider schon gegangen, aber kommen Sie doch rein«, sagte er und bat sie einzutreten.
    Als sie auf der beige geblümten Sitzgruppe in dem kleinen Wohnzimmer Platz genommen hatten und Rosita Kaffee und Sandwiches gebracht hatte, wurde die Frage gestellt, die Frida schließlich auf die richtige Spur brachte.
    »

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