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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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anderen zur Arbeit ging, und nicht einer, der zu Hause saß und gegen die Panik ankämpfte. Wie ein Raubvogel, der aus dem Nirgendwo kam und einen blitzschnellen Angriff aus den Wolken führte, hatte die Panik ihn überfallen. Das war jetzt mehr als vier Jahre her. Erst die Nachricht, dass Erik und seine ganze Familie in der Kurve nahe beim elterlichen Hof tödlich verunglückt waren, dann der Schock, als seine Mutter gesagt hatte, dass er bei der Beerdigung nicht willkommen sei, solange er mit dieser ausländischen Hure zusammenlebte. Er durfte nicht zur Beerdigung seines eigenen Bruders kommen. Er hatte gebeten und gebettelt, es auf jede Art und Weise versucht. Doch sie hatte sich geweigert. Am Ende hatte sie gesagt, dass sie nie wieder etwas von ihm hören wolle. Sie habe keinen Sohn mehr. Da waren die Panikattacken gekommen, und das gewohnte Leben war vorbei. Zwei Jahre danach, als er sich gerade wieder aufgerappelt hatte, war Nathalie in eine ernsthafte Identitätskrise geraten. Die Essstörungen waren schlimm gewesen, doch Rosita und er hatten sie zu diesem Zeitpunkt noch stützen können. Erst als Nathalies Freund sich getrennt und sie im Beisein aller gemeinsamen Freunde als » Hurenkind« bezeichnet hatte, war niemandem mehr eine passende Antwort eingefallen. Genau das war sie ja. Sie hatte tatsächlich eine Mutter, die mehrere Jahre als Prostituierte gearbeitet hatte, und Nathalie war das Resultat eines sexuellen Übergriffs, bei der ein Kunde Rosita gezwungen hatte, ohne Kondom mit ihm zu schlafen. Es hatte keine Rolle gespielt, wie oft Johan und Rosita sie ihrer Liebe versicherten, denn Nathalie hatte begonnen, sich selbst zu hassen.
    Gleichwohl hatten sie geglaubt, dass das Schlimmste vorüber sei. In jener Märzwoche im letzten Jahr hatte sie plötzlich viel glücklicher, ja erleichtert gewirkt. Danach hatten sie gehört, dass so etwas bei Menschen, die beschlossen hatten, sich umzubringen, oft vorkam; die Ruhe vor der Gewissheit, dass jeder Schmerz bald vorüber wäre.
    Johan hatte sie kalt und leblos in ihrem Bett gefunden. Niemals würde er vergessen, wie ihre abgewinkelte Hand aus dem bereits viel zu klein gewordenen Bett hervorgeragt hatte. Sie hatten es nicht rechtzeitig geschafft, das neue, breite Bett zu kaufen, das sie zum achtzehnten Geburtstag bekommen sollte. Als er sie sah, hätte er am liebsten laut geschrien, doch dann hatte er gedacht, dass Hampus und Linus nicht aufwachen durften, denn diesen Anblick würden sie nie verwinden.
    Er spürte wieder die Tränen kommen, beugte sich über das Spülbecken, spritzte sich Wasser ins Gesicht und trocknete sich mit einem Geschirrtuch ab.
    Er versuchte das schmerzliche Bild zu verdrängen. Seine Gedanken klammerten sich an einen Ausdruck, den er am Tag zuvor in den Nachrichten gehört hatte und der ihn nicht mehr losließ: » Milieuveränderung«. Der Reporter hatte über eine krisengeschüttelten Branche berichtet und gesagt, das Einzige, was diese verlustreichen Unternehmen retten könne, sei eine Milieuveränderung, also eine unerwartet eintreffende Neuerung, die die Entwicklung in eine völlig neue Richtung drehen würde. Genau das, worauf auch er wartete, dachte Johan, während er die Wassertropfen von der Arbeitsplatte wischte, das Putztuch ausspülte und es ordentlich über den Wasserhahn hängte. Eine Milieuveränderung.
    Rosita kam in die Küche und legte die Arme um seinen festen Körper. Sie blickte ihn mit besorgtem Lächeln an und gab ihm einen langen, stillen Kuss.
    » Das haben wir gut gemacht«, sagte sie schlicht. » Es fühlt sich richtig an. Was für fantastische Mädchen.«
    » Es war anstrengend«, erwiderte er, » aber auch irgendwie schön. Ich weine ja sonst nie. Das kam unerwartet.«
    » Ich weiß. Du brauchtest es wohl von allen am meisten.«
    Noch immer war sie so makellos schön wie am ersten Tag– die runden Arme, die schweren Brüste, der intensive Blick und die kraftvollen dunkelroten Lippen. Vom ersten Augenblick an hatte er sie geliebt. Danach hatte er Monate gebraucht, bevor sie endlich verstand, dass er sie tatsächlich liebte, nicht nur ihren Körper. Er wollte nicht ihre sexuellen Dienste in Anspruch nehmen, er wollte mit ihr zusammenleben, sie lieben, mit ihr Liebe machen, Kinder bekommen und gemeinsam ein neues Leben beginnen, in dem sie vergessen konnte, wie sie für sich und ihre Tochter in dem neuen Land den Lebensunterhalt hatte verdienen müssen. Seltsamerweise schien sie die Fröhlichere; er

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