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Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Titel: Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Moosbach
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darf ich dich auch Lilli nennen?“
    Sandra fragt mich, ob sie mich Lilli nennen darf. Bisher werde ich ausschließlich von Bernd so genannt. Sogar Daniel hat mich immer Atelie gerufen, vor allem, weil er genau gewusst hat, dass ich es nicht ausstehen kann. „Was sich neckt, das liebt sich“, hat er immer gemeint. Blödmann! Die Erinnerung daran lässt mich einmal mehr triumphierend darüber schmunzeln, dass ich seine Habseligkeiten in vertrauensvolle andere Hände gegeben habe – wessen das auch immer gewesen sein mögen ...
    „Gerne!“, strahle ich.

9
     
    Meine Heimfahrt lege ich ungewohnt entspannt zurück. Es kümmert mich nicht, dass ich kurz noch im Stau stehe und auch die Autofahrer, die auf allen Spuren der Autobahn mit einer von Gott gegebenen Seelenruhe ihre heiß geliebten Wettschleichen veranstalten, lassen mich vollkommen kalt.
    Bei dem Gespräch mit Herrn Klotz bin ich absolut locker geblieben. Weder habe ich irgendwelche genormten Antworten gegeben (die einem auf diversen Bewerbungstips-Seiten im Internet empfohlen werden) noch habe ich die zweite Flasche Tafelwasser und den Kaffee abgelehnt, den Herr Klotz mir angeboten hat. Ungewöhnlich eigenartig ist jedoch unsere Verhandlung meines Gehaltes betreffend verlaufen. Herr Klotz hat mich nicht nach meiner Gehaltsvorstellung gefragt, sondern einfach einen Betrag auf einem Zettel notiert. Als er ihn mir gereicht hat, habe ich mehrmals blinzeln müssen.
    „Stimmt etwas nicht?“, fragte er.
    „Im Jahr?“, lautete meine verdutzte Gegenfrage.
    „Im Monat.“
    „Äh ... Ist das ein Scherz? Wie Sie wissen, stamme ich aus den neuen Bundesländern.“
    „Aber Bananen werde ich Ihnen jetzt nicht besorgen“, meinte er mit einem breiten Grinsen.
    Was er mir da angeboten hatte, überstieg meinen Gehaltswunsch bei Weitem. Somit ist es eigentlich gar keine Verhandlung gewesen, sondern lediglich eine Zahl von seiner Seite und ein Schwindelgefühl von meiner Seite. Ebenso hatte er mir anfänglich vierundzwanzig Urlaubstage geboten, die alle zwei Jahre um zwei weitere Urlaubstage aufgestockt würden, bis die erfreuliche Anzahl von dreißig Urlaubstagen erreicht ist. Überstunden können wahlweise durch Auszahlung oder Abbummeln abgegolten werden.
    Für mich ist es wie ein Traum gewesen. Hätte meine zunehmend drückende Blase nicht so sehr geschmerzt, hätte ich mich kneifen müssen, um zu wissen, dass das alles gerade wirklich passierte.
    Und als wäre das nicht schon unglaublich genug, lerne ich auch noch die umwerfend sympathische Sandra Müller kennen. Vielmehr eigentlich Sunny Müller, denn sie hat mich ausdrücklich darum gebeten, sie mit ihrem Spitznamen anzureden. Noch dazu hat sie mir mit singender Stimme verkündet, dass sie für ihre Wohnung, die sich nur drei U-Bahn-Stationen von der Kanzlei entfernt befindet, eine neue Mitbewohnerin sucht, da sich ihre Bisherige vor wenigen Wochen zu einer Weltreise aufgemacht hatte. Ich habe sofort eingewilligt, obwohl ich die Wohnung noch nicht einmal gesehen habe.
    „Bogenreiter“, ertönt Bernds Stimme am anderen Ende der Leitung.
    „Hallo Bernd!“, rufe ich erfreut in das Mikrofon meines Headsets. Eigentlich habe ich ihm vorspielen wollen, dass es mit dem Job wieder nicht geklappt hat, doch meine Freude ist einfach zu groß.
    „Du hast die Stelle!“, mutmaßt er sofort.
    „Jaaaaaa!“, jubele ich.
    „Das müssen wir feiern!“, schlägt er sofort vor.
    „Am besten heute noch. Ich muss morgen nämlich erst später anfangen.“
     
    Ohne vorher in meiner Wohnung anzuhalten, düse ich sofort zu Bernd durch. Er empfängt mich mit einer, für ihn gewohnten, herzlichen Umarmung und gratuliert mir mit einem aus dem Supermarkt stammenden Baumkuchen, in den er zwei Kerzen gesteckt hat.
    „Eine Kerze für dein altes Leben, die andere für dein neues.“
    Das ist ja lieb. Ich bin total gerührt.
    Während wir zwei große Tassen Krümelkaffee wegschlürfen, erzähle ich ihm von meiner Verspätung, dem Gespräch mit meinem neuen Vorgesetzten und meiner Begegnung mit der vom Himmel geschickten Sunny Müller.
    „Eigentlich ist das alles viel zu schön, um wahr zu sein“, beende ich meine Erzählung mit einem Seufzen. „Irgendwo gibt es bestimmt einen Haken.“
    „Blödsinn!“, winkt Bernd ab. „Der Haken, den du meinst, haftet schon seit mehr als siebenundzwanzig Jahren an dir und bewohnt ein Haus in Hinterwäldler-Hausen. Der Neuanfang ist jetzt einfach nur die Belohnung für deine

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