Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
sie sich noch immer nicht mit seiner Star-Trek-Passion anfreunden konnte, weshalb er Buch und Karten ganz schnell weiter reicht.
Britta fragt, ob sie sich die pinke Designersonnenbrille kaufen soll, von der sie schon seit Monaten träumt, und das Orakel sagt, dass sie die vom Universum gegebenen Dinge annehmen soll. Für sie ist das mehr als eindeutig, und so rechnet sie in ihrem Handy schon einmal die Überziehungszinsen aus, die sie diese Brille zusätzlich kosten wird. So bekommt an diesem Abend jeder eine mehr oder weniger positive Antwort. Und ich habe endlich mal wieder mehr zu lachen, als ich zu weinen habe.
19
Es ist Montag. Ich bin noch bis einschließlich Mittwoch krankgeschrieben und habe heute den ersten Termin bei meiner neuen Therapeutin, Frau Alexandra Holz. Sie ist mir von Frau Dr. Greife empfohlen worden, die sich auch äußerst fürsorglich um einen zeitnahen Termin für mich bei Frau Holz gekümmert hat.
Meine neue Therapeutin scheint mir sehr jung zu sein, und die Tatsache, dass ich seit Neuestem eine Art Allergie gegen Therapeuten entwickelt habe, bringt ihr auch keine wirklichen Pluspunkte. Bevor ich ihr also meine Psyche öffne, möchte ich sie testen.
Ich erzähle ihr von einem ständig wiederkehrenden Traum, in dem ich eine vollbusige Meerjungfrau bin, die an der Kasse eines Billig-Discounters arbeitet, und frage sie, was das wohl bedeuten könnte.
Sie scheint mein Problem sehr ernst zu nehmen, denn wir philosophieren die ganze Stunde darüber. Ihrer Meinung nach sehne ich mich als Meerjungfrau nach dem großen, blauen Ozean der Freiheit und bin mit meinem Job nicht glücklich. Innerlich kann ich natürlich weder das eine noch das andere bestätigen, da ich solch einen Unsinn in meinem ganzen Leben nicht geträumt habe, bin jedoch positiv überrascht.
In der Nacht zum Dienstag bekomme ich die Quittung für meine kleine Märchenstunde, denn dieses Mal träume ich tatsächlich, eine Meerjungfrau zu sein. Im Gegensatz zu meiner Geschichte arbeite ich jedoch nicht als Kassiererin, sondern als Busfahrerin der Linie Teufelsbrück-/U-Wandsbek-Markt. Dass es nicht unbedingt einfach ist, das Gaspedal, die Bremse und die Kupplung mit nur einer einzigen Schwanzflosse zu betätigen, muss ich an dieser Stelle ja wohl nicht erwähnen. Als ich aufwache, bin ich fix und fertig. Etwas derart Irres ist mir noch nie zuvor passiert.
Bei unserem nächsten Termin am Mittwoch bin ich von meinem Traum noch immer ganz durcheinander und mache ihn deshalb zum Tagesthema. Kaum, dass ich ausgesprochen habe, nimmt Frau Holz ihre Brille ab und packt schweigend ihre Sachen zusammen. Anschließend verlässt sie den Raum mit den Worten: „Das Leben ist zu kurz.“
Als sie die Tür hinter sich schließt, bin ich völlig perplex. Das mit dem aus der Fassung bringen ist also keine Einbahnstraße vom Therapeuten zum Patienten. Offenbar geht es auch andersrum.
Während ich am Donnerstag zur Arbeit gehe, hüpft mir vor lauter Aufregung fast das Herz aus dem Hals. Ich bin mir nicht sicher, wie ich mich Andreas gegenüber verhalten soll und habe auch ein wenig Angst vor den Fragen der Kollegen. Doch all das verfliegt relativ schnell, als Frau Petersen mich auf ihre gewohnt schnippische Art begrüßt.
„Ich befinde mich nun schon seit zwölf Jahren in dieser Kanzlei und bin noch kein einziges Mal krank gewesen.“
Ja genau, und dann habe ich hier angefangen ... Ha, ha!
Davon mal abgesehen wundert mich die davor ausnahmslos arbeitsfähige Zeit nicht im Geringsten. Bei den Ausdünstungen, die diese Frau Tag für Tag ausscheidet, möchte niemand ihr zu nahe kommen. Das gilt bestimmt auch für irgendwelche Krankheitserreger. Dieses Viehzeug hat mit Sicherheit auch seinen Stolz.
„Darf ich die Damen zu einem Kaffee einladen?“, fragt Andreas, der plötzlich hinter uns steht und mit seiner Kaffee-Pad-Dose wedelt.
„Dürfen wir dem heute ausnahmsweise einen Schuss Rum untermischen?“, fragt Sunny halblaut, während sie Frau Petersen, die gerade davon tippelt, einen bösen Blick auf den Rücken heftet.
„Versprüht die alte Giftspritze etwa schon wieder eine Prise von ihrem allseits bekannten Charme?“, fragt Andreas lächelnd.
„Du kannst sie auch nicht leiden?“, erwidere ich entgeistert.
Er zwinkert mir zu und spaziert anschließend gut gelaunt in die Küche. Das hätte ich nun wirklich nicht gedacht. Normalerweise hat Andreas immer für jeden ein gutes Wort übrig. Manchmal ist es mir sogar vorgekommen, als
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