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Wo die coolen Kerle wohnen

Wo die coolen Kerle wohnen

Titel: Wo die coolen Kerle wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Friedmann
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dem ich mich widmen wollte. Ich nahm mir vor, meine unreifen Bedürfnisse, die doch nur Leid auslösten – inzwischen auch bei mir selbst –, einmal außen vor zu lassen und meine Kräfte zu bündeln, sonst hätte ich diese Arbeit auch nicht hingekriegt. Danach wusste ich: Jetzt bist du erwachsen. – Hat ja auch lange genug gedauert.
    Dazu passte, dass ich im Zusammenhang mit dieser Arbeit zum ersten Mal in meinem Leben einer Frau begegnet bin, mit der ich eine echte Beziehung eingehen wollte und konnte. Meine erste richtige Liebe – mit 45!
    Als ich sie kennenlernte, war Manuela bereits an Brustkrebs erkrankt. Wir lebten zusammen, und ich begleitete sie die vier Jahre, die ihr noch blieben.«
    Armin
    Armin ist gerade 50 geworden und schaut besorgt auf seinen winzigen Bauchansatz. »Ich war immer total dünn«, sagt er, »und dieser Bauch ist tatsächlich erst innerhalb der letzten zwei Jahre gewachsen.« Auch Armins Erwachsensein als Mann scheint erst vor etwa zwei Jahren begonnen zu haben:
    »Als ich 40 war, bekamen wir unseren Sohn. Mit dem Kind haben wir uns die ersten paar Jahre wirklich als Eltern gefühlt. Wir wollten das unbedingt durchziehen, gemeinsam und verantwortlich. Meine Frau hat gut verdient, ich hatte nur unregelmäßige Einnahmen als bildender Künstler – ich male und mache Installationen. Deshalb musste ich auch immer bereitstehen, wenn sie zur Arbeit ging, und mich um das Kind kümmern. Jetzt ist unser Sohn neun.
    Eigentlich war es von Anfang an so, dass meine Frau total dominant war. Sie hat versucht, aus mir einen auch finanziell er folgreichen Künstler zu machen. Sie wollte einfach wirtschaftlich versorgt sein. Sicherheit war ihre Priorität Nummer eins.
    Aber sie war auch bei Kleinigkeiten sehr bestimmend. Es war ihr immer wichtig, dass wir als ordentliches Ehepaar auftreten, und deshalb bat sie mich zum Beispiel, im Restaurant für uns einen Tisch auszusuchen. Aber kaum hatte ich das gemacht, war sie damit unzufrieden, hat einen anderen gewählt, und da mussten wir uns dann hinsetzen.
    Wir hatten beide schon lange keine Freude mehr am Sex. Und ich hatte immer mehr den Eindruck, dass sie ihr eigenes Drehbuch hatte, in dem auch der Rollentext für mich schon geschrieben stand.
    Sie hatte dann einen Freund, der wesentlich älter war als sie, und der im Bett wohl aggressiver war als ich. Ich habe mich zurückgezogen und immer häufiger in meinem Atelier übernachtet, musste aber morgens früh um sechs wieder zu Hause antreten, um für den Kleinen, der damals erst drei war, da zu sein, wenn meine Frau zur Arbeit ging.
    Ich hatte dann auch eine Freundin, war aber immer in Rufbereitschaft. Meine Frau bestand darauf, dass wir nach außen hin weiter als Ehepaar auftreten sollten. Darauf habe ich Rücksicht genommen.
    Bis mir irgendwann alles über den Kopf wuchs: Ich hatte einen Abgabetermin für einen Kunstkatalog mit eigenen Texten, ich musste meine Projekte weiter durchziehen, um das Geld zu verdienen und meinen Beitrag zum Familienunterhalt zu leisten, und zwischendurch hatte ich immer den Job, auf das Kind aufzupassen. Ich war allein, frisch von der Freundin verlassen und überarbeitet, und schließlich wurde ich richtig krank. Hohes Fieber, und ich kam nicht mehr auf die Beine. Es war das, was man, etwas altmodisch, Nervenzusammenbruch nennt. Ich war 45 und wusste nicht mehr weiter. Ich fühlte mich komplett in der Zwickmühle. Nichts funktionierte.
    In der Beziehung zu meiner Frau habe ich mich lange Zeit immer wieder gefügt und dachte: Ich muss mich eben mehr anstrengen, noch mehr zu Diensten sein, dann wird es besser funktionieren, dann wird sie mich lieben. Sie hat aber daraufhin nur noch mehr Druck gemacht und noch mehr Einsatz von mir gewollt. Innerlich habe ich mich zunehmend zurückgezogen, um ihr bloß keinen Anlass zur Klage zu geben. Bis ich mich ihr nur noch mit einer Maske gezeigt habe. Und wenn sie weg war, habe ich meine Freiräume genutzt.
    Ich habe meinen eigenen Text nicht gesehen. Ich wusste nicht, was ich selbst eigentlich sagen wollte. Ich habe nur reagiert. Ich habe nach dem Nervenzusammenbruch eine Therapie gemacht, in der ich mir über mich selbst klarer werden konnte.
    Inzwischen sind wir geschieden, meine ehemalige Frau hat einen neuen Mann und lebt mit unserem Sohn in einer Patchwork-Familie. Der Kleine ist zu geregelten Zeiten bei mir. Ich habe seit drei Jahren eine fast 30 Jahre jüngere Freundin, mit der alles anders ist. Am wichtigsten ist aber, dass ich

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