Wo die coolen Kerle wohnen
mit Geld honorieren konnte, bot er ihm als Gegenleistung für seine Dienste ein Coaching an: Unterstützung bei der Vorbereitung für den Master-Abschluss im Fach Violine.
Die künstlerische Zusammenarbeit und der persönliche Austausch mit dem begabten jungen Mann wurden für Walther zu einer unerwartet beglückenden Erfahrung. Er erlebte, wie viel er auch als Mensch und Pädagoge zu geben hat, und was er bei einem anderen Gutes bewirken kann.
Als der junge Geiger die Prüfung dann auch noch mit der Bestnote abschloss, war Walther tief befriedigt und zum ersten Mal stolz auf den Erfolg eines anderen Mannes. Und zugleich natürlich darauf, dass er seinen Teil dazu beitragen konnte.
Dieses Erlebnis hat ihn so begeistert, dass Walther bald danach ehrenamtlich eine Vortragsreihe für Musikstudenten anleierte – mit anschließenden Diskussionen und persönlichem Erfahrungsaustausch, woraus sich immer wieder einmal Coachings für junge musikalische Talente ergaben.
Männerfreundschaften? Fehlanzeige!
»Einen einzigen Freund habe ich und den noch gar nicht lang«, sagt Martin, 50 Jahre alt, zu dem Thema. »Jahrzehntelang war ich nur mit Frauen befreundet. Das fiel mir leichter. Aber vor ein paar Jahren lag ich nächtelang wach und hab mich innerlich abgearbeitet, weil ich fürchterlichen Beziehungsstress mit einem Jugendfreund hatte, der sich nicht mehr mit mir treffen wollte oder einfach desinteressiert war. Ich wusste nicht, warum das so war, was ich tun sollte. Ich weiß bis heute nicht, wie ich mit anderen Männern umgehen soll.
Ich glaube, viele Männer wissen einfach nicht, wie das geht. Für mich gab’s auch keine Vorbilder. Denn so wie unsere Väter, die Kriegsgeneration, Kameradschaft gepflegt haben, mit diesen soldatischen Tugenden und so, das war ja nicht mehr akzeptabel. Aber wie dann?«
Die wenigsten Männer, die ich nach ihren Freunden fragte, hatten überhaupt welche. Und der Berliner Psychotherapeut Werner Middendorf, der vor allem mit Midlife-Männern arbeitet, bestätigt das: Männerfreundschaften sind rar, und sie sehen meistens völlig anders aus als Frauenfreundschaften.
Eine neuere Umfrage ergab: Zwei Drittel der Männer in Deutschland sind ohne Freunde. »Manchmal haben sie noch einen oder zwei aus Kindertagen oder aus ihrer Ausbildungszeit«, sagt Middendorf. »Da die meisten Männer aber aus ihrer Heimat in verschiedene Richtungen weggezogen sind, treffen sie sich nur noch sehr selten.«
Männerfreundschaften können sich sehr wortkarg gestalten und dennoch eng sein, weil Männer ihre Beziehung mehr im gemeinsamen Tun, in gemeinsamen Projekten leben als im Gespräch. Aus diesem Grund tun sich Männer auch oft schwer damit, ihre Kontakte über die Distanz weiterzupflegen, übers Telefon etwa, wie das unter Freundinnen üblich ist.
Frauen fällt die verbale Kommunikation im Allgemeinen leichter, und sie schaffen es meist sehr schnell, auch an einem neuen Wohnort über nachbarschaftliche Kontakte, ihren Beruf, die Kinder oder sportliche Aktivitäten ein neues Freundinnen-Netzwerk zu knüpfen.
Männer stehen darum, wenn ihre Frau sie verlässt, oft alleine da. Oder jedenfalls ohne männlichen Beistand, während Frauen nach einer Trennung fast immer auf Freundinnen zurückgreifen können und meistens zusätzlich auch auf Mütter, Tanten, Schwestern oder Cousinen.
Dass sich verlassene Männer oft so schnell in die nächste Liebesbeziehung stürzen, liegt sicherlich auch an ihrem weit verbreiteten Mangel an männlichen Freunden.
Bernhard Claus Sander, Männergruppen-Leiter in München, erzählt, dass Midlife-Männer ganz gezielt zu ihm in die Gruppe kommen, weil sie keinen guten Freund haben, mit dem sie bei ihren persönlichen Themen in die Tiefe gehen können. Für die meisten sei ihre Frau der erste Ansprechpartner. Manchmal übernehmen auch gute Freundinnen oder Schwestern diese Funktion.
»Das ist zwar schön, aber ein Mann erzählt einer Frau eben andere Dinge, als er einem Mann erzählen würde.« In jedem Fall sind in Gesprächen zwischen Mann und Frau einige Filter eingebaut. Das passiert völlig unbewusst und umso eher, je mehr ein Mann im Rahmen seiner Erziehung gelernt hat, die Welt durch die Augen von Frauen zu sehen: »Was ich meiner Frau sage, ist durch mein Mannsein gefiltert, beziehungsweise durch meine Vorstellung davon, was ich meiner Frau zumuten kann oder nicht«, erläutert der Männercoach. »Und dadurch, wie weit ich mir ihre möglichen Reaktionen zumuten will. In
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