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Wo die coolen Kerle wohnen

Wo die coolen Kerle wohnen

Titel: Wo die coolen Kerle wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Friedmann
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jedem Fall passe ich, was und wie ich etwas mitteile, an mein weibliches Gegenüber an. Was die Frau ihrerseits von meinem Gesagten versteht, wird durch ihr Frausein gefiltert. Was sie mir dann zurück mitteilt, ist durch sie selbst und ihre Vorstellung von mir als Mann ebenfalls gefiltert; und was ich von dem, was sie mir sagt, wiederum aufnehme, ist schon wieder etwas anderes. Das heißt: Unter Männern kann ich meine Themen viel unverblümter und direkter ausdrücken, weil diese Geschlechtsfilter schon mal wegfallen.«
    Als ich Matthias, einen 49-jährigen Maschinenbauer, interviewte, erzählte er mir von einem Erlebnis, das ihn auf die Idee gebracht hat, vielleicht doch einmal eine Männergruppe aufzusuchen: »Ich war auf der Party zum 50. Geburtstag eines Schulfreundes eingeladen. Dreißig Jahre lang hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Das Fest fand im Garten seines Einfamilienhauses statt. Und die Männer aus seiner Männergruppe waren auch eingeladen. Darunter ein 70-Jähriger – weißhaarig, unauffällig –, den er mir vorstellte: Das sei der Gruppenleiter. Diese Gruppe gibt es schon seit achtzehn Jahren! Und ich sage Ihnen: Die Männer haben geleuchtet, die haben irgendwie gestrahlt! Ich wurde richtig neidisch. Ich fand das unglaublich toll, dass ›seine‹ Männer einfach so, ganz selbstverständlich dazugehörten. Zu seiner Familie, in sein Leben. Für seine Frau und seine Kinder war das völlig natürlich. Er wirkte stark und eingebunden – und sehr männlich.«
    Friedrich, 53, ist erst seit kurzem einer »Männerrunde«, wie er es nennt, beigetreten: »Ich bin zufällig im Internet darauf gestoßen«, erzählt er. »Mir gefiel, dass der Leiter einen ähnlichen Hintergrund hat wie ich: Techniker und Ingenieur. Ich finde das total interessant, eine Runde zu haben wie die Damen: ›So, jetzt reden wir mal!‹ Ich habe zwar Freunde, aber das sind eher Zweckgemeinschaften. Wir machen zusammen Musik und Sport, aber es sind nicht so richtig Vertraute. Ich hab mich davor immer mit meinen Partnerinnen ausgetauscht und mit meiner Schwester, zu der ich ein gutes, enges Verhältnis habe, und mit Freundinnen, zu denen ich rein freundschaftliche Beziehungen pflege.
    Es ist ein Experiment für mich, jetzt mal mit Männern anders zu reden. Also nicht damit anzugeben, was man aufgerissen hat, sondern: ›Hey, ich hab da grade jemanden kennengelernt, und da gibt es dieses und jenes Problem.‹ Oder: wie ich als Mann mit Frau und Kindern interagiere – dass man sich darüber austauscht.
    In den Gruppen von Bernhard Claus Sander geht es den meisten Midlife-Männern um Selbsterkenntnis und um Beziehungsthemen. Um Fragen wie: Was ist eigentlich »männlich«? Oder: Was ist Liebe?
    »Männer wissen nichts voneinander«, sagt er. »Sie wissen oft nicht einmal, dass es den anderen genauso geht wie ihnen. Mit ihren Schuldgefühlen, ihrer Selbstverachtung.«
    Männer kriegten von Frauen immerzu gesagt, dass sie nicht in Ordnung seien, erklärt Sander. Von anderen Männern in der Gruppe wird ihnen dagegen – manchmal zum ersten Mal im Leben – gespiegelt, dass sie sich in ihrem Anderssein wohlfühlen dürfen: »Dass es o.k. ist, ein Mann zu sein, ziel- und lösungsorientiert zu denken. Im Austausch mit anderen Männern können sie sich auch mit ihrer Sexualität aussöhnen, die ihnen oft von kleinauf madig gemacht wurde.«
    Männer können im frauenfreien Schutzraum der Gruppe ganz unaufgeregt die Palette ihrer Männlichkeit erkunden, ohne gleich verurteilt zu werden. Und sie können sich gegenseitig stärken. Brüderlichkeit üben und gern auch ein wenig »zelebrieren«. In vielen Gruppen gehört es dazu, dass sich die Männer auch körperlich näherkommen: Beim Ringen und Boxen oder einer anderen Form von sportlichem Wettkampf. »Dieses Sich-aneinander-Messen ist für Männer wichtig. Sie spüren sich dabei selbst«, sagt Sander.
    »Wir schauen uns in der Gruppe auch das Konkurrenz-thema an und beschränken es nicht auf das übliche Gegockel, wenn’s um eine Frau geht. Ich sehe da eher zwei Hengste, die nebeneinander wild übers Feld galoppieren, ihre Kräfte messen und dabei ihre Energie genießen, als den erbitterten Schaukampf zweier Hengste um eine Stute. Das ist nämlich nur eine von vielen möglichen Facetten des männlichen Konkurrenzgebarens.«
    Bloß keine Entwicklungshilfe!
    »Und schreiben Sie in Ihr Buch unbedingt noch«, ruft mir der Männercoach, nachdem wir uns bereits verabschiedet haben, hinterher, »dass

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