Wo die coolen Kerle wohnen
Frauen ihre Männer unter gar keinen Umständen in eine Männergruppe schicken sollen. So nach dem Motto: ›Schatz, du solltest endlich auch mal was für dich tun!‹« Ein Mann nämlich hört aus fast jedem Rat seiner Frau nur eine einzige Botschaft heraus: »Mit mir stimmt was nicht. Sie ist mal wieder nicht einverstanden mit mir, so, wie ich bin.« Denn damit ist jede Motivation, etwas für sich zu tun – falls er denn je eine hatte – im Keim erstickt.
Männer lassen sich eben nicht gern helfen. Sie wollen ihre Sachen allein hinkriegen. Vor allem müssen sie ganz aus eigenem Antrieb und freiwillig entscheiden, was sie tun – und wann sie es tun. Das reicht vom Müll-Runterbringen bis zur Selbstfindung.
Dennoch können’s viele Frauen nicht lassen, sondern handeln nach der Maxime: »Natürlich muss man die Männer nehmen, wie sie sind – aber man darf sie nicht so sein lassen.« Sie nörgeln unermüdlich an ihren Männern herum, machen ihnen Vorwürfe, wollen sie umerziehen –was so gut wie nie funktioniert – oder mit in eine Paartherapie schleppen – was erstaunlicherweise zuweilen sogar hinhaut.
»Das ist die klassische Konstellation«, sagt Matthias Stiehler. Er erlebt sie regelmäßig in den Paarberatungen, die er gemeinsam mit seiner Frau am Dresdner Institut für Erwachsenenbildung und Gesundheitswissenschaft anbietet. Die Initiative ergriffen fast immer die Frauen, erzählt er. Die Frau bringt dann ihren Mann mit. Sie sagt, sie habe das lange genug mitgemacht und hielte es jetzt einfach nicht mehr aus. Und meistens sei sie mit sich selbst recht zufrieden.
»Da höre ich zum Beispiel von einer Klientin: ›Ich tue so viel für mich! Ich habe schon mehrere Therapien gemacht, Workshops für Psychodrama und Kinesiologie besucht, mit Bachblüten kenne ich mich auch aus, und ich lasse mich regelmäßig von meinem Homöopathen beraten.‹ Die Frau hat also an sich gearbeitet und fühlt sich gut, gesund und beziehungsfähig. ›Aber so geht’s mit meinem Mann nicht weiter‹, sagt sie dann, ›er muss jetzt endlich auch was tun, sonst ist unsere Beziehung am Ende.‹«
Die psychologischen Berater befragen dann den Mann, wie er seinerseits die Lage einschätzt, und der habe meistens gar nichts zu meckern, sondern war bisher eigentlich ganz zufrieden mit seinem Eheleben. Er hat kaum Ansprüche an die Beziehung, und es geht ihm gut, wenn seine Frau ihn in Ruhe lässt. In der Beratung kriegt der Mann nun aber mit, dass es seiner Frau wirklich ernst ist, dass es ihr richtig schlecht geht mit ihm, und dass er etwas tun muss, um die Ehe zu retten.
»Ich sage den beiden dann immer: An den Schwierigkeiten in einer Beziehung ist jeder Partner grundsätzlich zu fünfzig Prozent beteiligt. Und entsprechend müssen beide sich anstrengen. Wenn sie das hören, zucken die Frauen oft zusammen, denn sie sind noch ganz davon überzeugt, dass die Hauptschuld an ihrem Unglück bei ihren Männern liegt, während sie ihren Job schon erledigt hätten.«
Bevor eine Beratung weitergeführt wird, müssen beide Partner ihre Bereitschaft erklären, dass sie sich um die Erhaltung ihrer Beziehung bemühen wollen, und die aufgerüttelten Männer lassen sich meist etwas schuldbewusst bereitwillig darauf ein. »Dann passiert etwas sehr Interessantes: Erst in dem Prozess, der dann einsetzt, bemerken die Männer, dass auch sie selbst schon lange unzufrieden waren. Erst jetzt gestehen sie es sich ein. Und trauen sich im geschützten Raum der Beratung sogar, es zum ersten Mal auszusprechen. Und jetzt erschrecken die Frauen, weil sie oft zum ersten Mal hören, dass sie ihren eigenen Anteil an den Beziehungsproblemen haben. Viele Frauen verspüren dann den Impuls, die Beratung abzubrechen. Wenn wir darüber hinwegkommen, kann die Arbeit losgehen.«
Die meisten Paarberater und -therapeuten geben ihren Klienten Strategien an die Hand, wie sie im Alltag besser miteinander kommunizieren können. Denn die größten Konflikte entstehen durch die unterschiedlichen Kommunikationsmuster von Männern und Frauen. Beim Streiten etwa wollen Frauen in der Regel so lange weiterstreiten, bis der Konflikt gelöst ist, erklärt Matthias Stiehler. Sie können einfach nicht aufhören. Männer dagegen halten das fast nicht aus. Sie wollen, dass so schnell wie möglich wieder Ruhe einkehrt, und würden sich am liebsten komplett vor der Auseinandersetzung drücken.
»Wir geben dem Paar dann die Aufgabe, beim nächsten Streit folgende Regeln, die für beide
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