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Wo die coolen Kerle wohnen

Wo die coolen Kerle wohnen

Titel: Wo die coolen Kerle wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Friedmann
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gemeint von ihr: Sie wollte verhindern, dass er mit seinem lauten Reden unangenehm auffällt. Sie wollte das. Er wollte das nicht. Nach seinem Ausbruch hat sie ihn respektiert und sich fortan zurückgehalten.
    Das Dumme beim Kritisieren und Korrigieren: Wir Frauen werden gerade in den mittleren Jahren selten sanfter und milder, sondern eher ungeduldiger und strenger – oder sagen wir: taffer. Das wird nicht allein daran liegen, dass die Männer immer unausstehlicher werden oder daran, dass wir sie schon allzu lange ertragen mussten, sondern es hat wahrscheinlich auch mit unseren eigenen körperlichen und seelischen Veränderungen in der Lebensmitte zu tun (siehe Kapitel 4).
    Männerstolz und Männerscham
    Manfred reißt abwehrend die Hände hoch: »Tanzen! Um Gottes willen, nee, mach ich nicht! Das hab ich von Anfang an klargestellt.« Schon damals, mit sechzehn, hätten ihn »die Mädchen zum Deppen gemacht«. Sie sind mit ihm zusammen in die Disko gegangen, weil sie einen Jungen dabeihaben wollten. »Da waren dann diese wahnsinnig gut aussehenden schwarzen US-Soldaten aus der Kaserne nebenan, und die Mädels schwärmten: Wie die sich bewegen können und was für tolle Bodys die haben …« Wenn seine Freundin heute unbedingt tanzen gehen will, dann muss sie eben alleine losziehen.
    Männer tun ungern etwas, das sie nicht beherrschen. Vor allem, wenn sie jemand – im schlimmsten Fall nicht die Angebetete, sondern ein anderer Mann! – dabei beobachtet. Das gilt generell, aber in verunsicherten Krisenzeiten doppelt und dreifach. Dann fühlen sich Männer noch schneller blamiert und bloßgestellt. Gerade beim Tanzen sind ihnen die Frauen meistens überlegen, und Männer empfinden sich, wenn sie es nicht so gut können, als Versager.
    Während Frauen im Allgemeinen eine gelegentliche Panne problemlos verkraften, ertragen es Midlife-Männer nur schwer, blöd dazustehen. Das führt dazu, dass Männer meistens größere Hemmungen haben, sich ein ganz neues Hobby zuzulegen, etwa eine Sportart von Grund auf zu erlernen oder an einem Theaterworkshop teilzunehmen, wenn sie so etwas noch nie gemacht haben. Es macht ihnen schlicht und ergreifend keinen Spaß.
    So fühlen sich manche Männer auch zeitlebens auf dem gesellschaftlichen Parkett unwohl, während es ihre Frauen vielleicht lieben, sich schön herzurichten und in die Oper oder ins Ballett zu gehen. Oft bearbeiten sie ihre Männer ausdauernd, um sie zum Mitgehen zu motivieren. Und am liebsten wäre es ihnen, die Männer wären von sich aus daran interessiert und würden es gerne tun – statt widerwillig oder nur ihnen zu Gefallen.
    Marcels Freundin wollte immer mit ihm zusammen spazieren gehen. Ständig habe sie versucht, ihn zu animieren, sagt er: Er solle sich mehr bewegen, das tue ihm gut, das sei gesund und auch gut gegen seinen Bauchansatz. »Aber ich bin kein Spaziergänger«, ruft Marcel verzweifelt, »ich bin ein Kaffeehaussitzer!«
    Und aller Voraussicht nach wird er das auch bleiben. Aus dem Fußballfan wird wahrscheinlich kein regelmäßiger Opernbesucher, aus dem lauten Witzeerzähler kein empfindsamer Poet, und auch der rundliche Intellektuelle entpuppt sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr als rassiger Tango-Tänzer.
    Wenn die Männer älter werden, erkennt man genauer, wer sie sind. Und zugleich, wer sie eben nicht sind.
    Wie – mein Wunschmann ist nicht der Richtige?
    »Frauen täuschen sich«, behauptet der Männer-Coach Bern hard Claus Sander. Sie haben meistens ganz bestimmte Wünsche, wie Männer sein sollten, damit sie ihnen ins Konzept, in ihr weibliches System passen. Diese Wünsche an einen Mann entwickeln sie – wie könnte es auch anders sein? – aus ihrem Frausein, aus ihrer eigenen Geschichte, ihrem Denken und Fühlen heraus.
    Wenn sich der Mann aber ihren Wünschen fügt, sich nach den vermeintlichen Bedürfnissen der Frau von ihr umerziehen lässt, dann gefällt er ihr oft auch nicht mehr. Dazu sagt Bernhard Claus Sander einen erstaunlichen Satz: »Frauen brauchen nicht die Männer, die sie sich wünschen. Und das, was Frauen wirklich brauchen, was ihnen guttut und wonach sie sich sehnen, können sie ihren Männern nicht anerziehen oder beibringen – weil sie Frauen sind.«
    Auch wenn’s schwerfällt, das zu akzeptieren: Das Leben ist kein Bestellkatalog und ein Mann kein Bastelbogen. Den Weg zum authentischen Mannsbild mit eigenwilliger Persönlichkeit muss er ohne uns gehen. Männer werden nicht im Umgang mit Frauen, die

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