Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
erlebt, dass jemand eine Lebensmittelvergiftung bekommt, nur weil er mit einer Ratte geredet hat«, meinte er, aber er machte sich nicht über sie lustig, sein Tonfall war freundlich und besorgt.
Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm alles zu erzählen, und er holte einen feuchten Lappen und tupfte ihr das Gesicht ab, dann nahm er sie in den Arm und ließ sie an seiner Schulter weinen.
»Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, dass sie ihre Drohung nicht wahr machen werden«, bemerkte er mit leiser Stimme. »Aber ich fürchte, darauf dürfen Sie nicht hoffen. Verstehen Sie, Ihr Mann schuldet nicht diesen Leuten Geld, sondern ihrem Boss. Und sie haben genauso viel Angst vor ihm wie Sie vor ihnen, daher müssen sie Ergebnisse erzielen.«
»Was soll ich nur tun?«, rief sie. John wusste, wer der Boss dieser Männer war, das spürte sie. »Ich kann das Geld nicht zusammenbringen, ich kann nicht zur Polizei gehen, und sie würden mich aufspüren, wo immer ich mich verstecke! Ich kann nicht länger mit dieser Angst leben.«
»Ich werde Sie verstecken«, erwiderte er. »Sie werden den Club verlassen und Ihre Wohnung kündigen müssen. Solange Sie hier sind, gibt es keine Möglichkeit, wie ich Sie schützen könnte. Also tun Sie genau, was ich Ihnen sage, und es wird alles wieder gut werden.«
Johns Plan war einfach: Sie musste wieder in den Club gehen und so tun, als wäre alles normal. Er rechnete damit, dass einer der Männer zurückgeblieben war, um sie zu beobachten. In der Zwischenzeit wollte John sich einen Plan zurechtlegen und ihr ein Zeichen geben, wann es so weit war, dass sie gehen konnte.
Nora saß den ganzen Abend lang auf glühenden Kohlen. Der Club war gerammelt voll, jedes ihrer Mädchen tanzte oder trank mit einem Kunden, und als sie sich in das Gedränge mischte, um sich davon zu überzeugen, dass alle Gäste sich gut amüsierten, spürte sie, dass sie genau beobachtet wurde. Ein mächtiger Mann, der Schuldeneintreiber in seinen Diensten hatte, verfügte ebenso über Informanten und Spione, das war Nora klar, und wenn John ihr half, würde er als Nächster in die Schusslinie geraten.
Aber John kam nicht noch einmal in ihre Nähe, und als die Band um zwei Uhr morgens ihren letzten Song anstimmte, stieg in Nora der Verdacht auf, dass er sich anders besonnen haben müsse und ihr nun doch nicht helfen wollte. Sie organisierte gerade eine Runde Drinks für einen der größeren Tische, als Charles Lownes, ein Stammgast, vor sie hintrat und sie um einen Tanz bat.
Im Club machte man sich gern ein wenig über Charles lustig, da er das Gehabe und den Akzent eines alten Eton-Schülers hatte. Er trug stets eine Smokingjacke mit dazu passendem Hemd und Fliege. Er war Anfang sechzig und trank Whisky in solchen Mengen, als hätte er hohle Beine. Man nahm allenthalben an, dass er sein Vermögen geerbt habe, da er im Allgemeinen als einer der Letzten spätnachts den Club verließ. Außerdem unternahm er ständig Spritztouren nach Paris oder Südfrankreich, und das gewöhnlich in Begleitung einer Frau, die nur halb so alt war wie er.
Nora tanzte nicht oft mit Gästen, erst recht nicht gegen Ende des Abends, wenn sie betrunken waren, daher zögerte sie.
»Kommen Sie, meine Liebe«, sagte er und beugte sich zu ihr vor. »John hat mich gebeten, mich um Sie zu kümmern, und das kann ich nur, wenn Sie sich so benehmen, als glaubten Sie, ich sei die Antwort auf das Gebet einer Jungfrau.«
Nora blickte über ihre Schulter. John mixte einen Cocktail, und er sah direkt zu ihr hinüber, zwinkerte kurz und wandte dann den Blick wieder ab.
Charles war ein guter, sehr leichtfüßiger Tänzer, und wie gewöhnlich merkte man ihm nicht an, wie viel Alkohol er getrunken hatte.
»Vertrauen Sie mir«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Was immer ich sage oder tue, machen Sie einfach mit.«
Er tat so, als wollte er sie verführen, und als der Club schloss, erklärte er mit deutlich vernehmbarer Stimme, dass er sie noch auf einen Schlummertrunk irgendwohin entführen wolle. Vermutlich sollte dies ein Täuschungsmanöver sein, überlegte Nora, falls die Schläger sie mit ihm weggehen sahen. Die Männer würden annehmen, dass sie ihren Rat beherzigte, und sie würden am Morgen auf ihrer Türschwelle auftauchen, um ihr ihren Verdienst abzunehmen.
Als Charles und sie den Club verließen, war John nirgends zu sehen. Duncan, einer der anderen Barkeeper, war zurückgeblieben, um die Türen abzuschließen.
Draußen auf der Straße war
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