Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
schulterlangen, wippenden blonden Haar. Der Anblick hatte düstere Erinnerungen an die Zeit geweckt, da ihr eigenes Herz gebrochen gewesen war, aber wie Fifi hatte Nora sich trotzdem zurechtgemacht und war hinausgegangen, um der Welt die Stirn zu bieten.
Nora mochte sowohl Dan als auch Fifi, daher wollte sie keinem der beiden die Schuld zuweisen. Was immer den Bruch bewirkt hatte, es war eine furchtbare Schande. Die beiden hatten so gut zusammengepasst!
Aber an diesem Abend waren es nicht Fifis und Dans Probleme, die ihr zu schaffen machten. Es war John Boltons Tod.
Mrs. Witherspoon war, was Berichte über Scherereien und Katastrophen betraf, besser als die bbc. Nora hatte auf dem Heimweg ein Viertelpfund Tee gekauft und sofort von den jüngsten Neuigkeiten erfahren.
Sie war zutiefst schockiert und entsetzt, aber sie hatte ihre Gefühle unter Kontrolle halten und genauso reagieren müssen, wie Mrs. Witherspoon es von der hochnäsigen Miss Diamond erwartete, einer Frau, die so unnachgiebig und kalt war wie der Stein, dem sie ihren Namen verdankte.
In ihren zwölf Jahren in der Dale Street hatte Nora gelernt, ihre Nachbarn zu verstehen: Neue Leute verwirrten sie, und in Ermangelung von bekannten Tatsachen erfanden sie irgendwelche Geschichten, die ihrer Meinung nach auf die Neuankömmlinge passten. Yvette war angeblich Mitglied der französischen Widerstandsbewegung gewesen, Stan war manchmal ein polnischer Kriegsheld, häufiger aber ein illegaler Einwanderer. Als Fifi auf der Bildfläche erschienen war, hatte man erzählt, sie sei Fotomodell, obwohl dieses Gerücht schon bald erstorben war, da Fifi freimütig die Wahrheit über sich selbst erzählt hatte.
Nora war sehr erheitert gewesen, als sie damals herausgefunden hatte, dass man sie für eine Ärztin hielt, der man die Approbation entzogen hatte. Sie konnte das nur auf ein Ereignis in ihrer ersten Woche hier zurückführen – sie hatte einem Mann, der von einem Wagen angefahren worden war, erste Hilfe geleistet. Tatsächlich hatte sie ihre begrenzten medizinischen Kenntnisse während des Krieges als Schwesternhelferin in einem Krankenhaus in Dorset erworben.
Doch sie hatte diesen Mythos ganz bewusst nicht entkräftet, da er sich als eine gute Tarnung erwies.
John Bolton war der Einzige, der die Wahrheit über sie kannte. Er hatte ihr geholfen, als sie sich an niemanden sonst hatte wenden können, aber sie waren sich beide einig gewesen, ihre Verbindung niemals zu enthüllen. Nicht einmal Vera, seine Frau, wusste davon.
Nora lehnte sich in ihrem Sessel zurück und schloss die Augen. Normalerweise grübelte sie niemals über die Vergangenheit nach. Aber John war tot, und bereits morgen oder übermorgen würden die Zeitungen seine schillernde Lebensgeschichte ausgraben, und Nora fand, dass es nur recht sei, diesen Abend zu nutzen, um sich ins Gedächtnis zu rufen, was für ein Mensch er als junger Mann gewesen war. Damals war er mitfühlend und mutig gewesen, ein Mann, der es mit seinem Aussehen, seinem Verstand und seiner Intelligenz ganz nach oben hätte bringen können. Traurigerweise hatte er es vorgezogen, sich in der Welt des Verbrechens heimisch zu machen, doch nicht einmal das hatte ihrer Dankbarkeit und ihrer Zuneigung zu ihm Abbruch getan.
Sie hatte ihn mit einunddreißig kennen gelernt. Es war 1950 gewesen, kurz nachdem Reggie sie hatte sitzen lassen. Sie hatte ihren Mädchennamen, Amy Tuckett, wieder angenommen, weil sie hatte vergessen wollen, dass sie jemals Mrs. Reggie Soames gewesen war.
Ein Freund in Plymouth hatte sie mit dem Besitzer des Nachtclubs »Starlight« in Soho zusammengebracht. Er suchte nach einer Frau mit Niveau als Managerin des Clubs, und ihr Freund hatte gedacht, sie sei genau die Richtige für den Job. John war in dem Club der Chefbarkeeper gewesen.
Trotz allem, was Reggie ihr angetan hatte, hatten die Männer sich damals noch immer die Hälse nach ihr verrenkt. Jetzt war sie übergewichtig und färbte sich das Haar, um die grauen Strähnen zu überdecken, aber damals war es leuchtend kastanienbraun gewesen, und sie hatte eine perfekte Figur gehabt. Man verglich sie oft mit Ava Gardner, und sie ahmte die berühmte Frisur des Filmstars nach, an einer Seite zurückgesteckt, während sich auf der anderen Seite eine Kaskade von Locken über ihre Schulter ergoss.
Selbst 1950, lange bevor Soho zu einem Synonym für Laster und Stripclubs wurde, war es bereits einer der Dreh und Angelpunkte kriminellen Treibens. Aber für
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