Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
im Gefängnis gesessen und wahrscheinlich viele Verbrechen begangen, unter denen sein Idealismus zusammengebrochen war. Naiverweise hatte sie gehofft, dass er die Stellung in der Clubleitung angenommen hatte, weil er versuchen wollte, wieder auf den rechten Weg zurückzufinden; für einen Mann, der im Gefängnis gesessen hatte, war es sicher nicht leicht, eine Arbeit zu finden.
So wirkte es jedenfalls. Nora sah ihn fast jeden Abend aus Nummer dreizehn kommen, bekleidet mit einer Smokingjacke und einer Fliege, und am Morgen stand sein Wagen stets wieder vor dem Haus. Den Buschtrommeln in der Straße entnahm sie sogar, dass Vera glücklich sei, weil er jetzt häufiger zu Hause war – die Jahre während seines Gefängnisaufenthaltes waren eine schlimme Zeit für sie gewesen.
Dann hatte Nora an einem Freitagabend vor gut einem Jahr John zusammen mit Jack Trueman, den sie nach einem Zeitungsfoto erkannte, in Haus Nummer elf gehen sehen, wo Alfie die beiden mit einem sehr zufriedenen Grinsen erwartet hatte.
Trueman hatte sich im Laufe der Jahre nicht allzu sehr verändert, obwohl sein Haar jetzt eher silbern als schwarz wirkte. Er ging schätzungsweise auf die sechzig zu, aber er sah weit jünger aus und wirkte immer noch sehr kräftig.
Sie wusste nicht, was sie mehr schockierte, der Gedanke, dass John sich mit einem Dreckstück wie Alfie abgab, oder der Anblick des Mannes, vor dem man sie so eindringlich gewarnt hatte. Vollkommen verängstigt zog sie ihre Vorhänge zu, verschloss die Tür und hockte sich zitternd auf einen Stuhl, vollauf darauf gefasst, dass die Tür im nächsten Moment aufgebrochen werden würde.
Doch am folgenden Morgen hatte sie ihre Ruhe wiedergefunden. Es gab offenkundig einen guten Grund, warum John Trueman zu Alfie mitgenommen hatte, und was es auch war, es hatte nichts mit ihr zu tun. Leute, die in Soho Geschäfte machten, hatten häufig unangenehme Typen wie Alfie auf ihrer Lohnliste stehen, und da John hier in der Dale Street aufgewachsen war und Alfie schon sein Leben lang kannte, glaubte er vielleicht, der Mann könnte für seinen Boss nützlich sein.
Nach jenem Abend sah sie John nie wieder in Alfies Haus gehen, doch Jack Trueman beobachtete sie noch mehrmals vor Nummer elf, häufig in der Begleitung eines jüngeren, dunkelhäutigen Mannes, der ebenso gut gekleidet war wie er. Wahrscheinlich machte es den Männern nichts aus, ein derart verkommenes Haus zu betreten, wenn die Einsätze nur hoch genug waren. Nora war über Jack Truemans Besuche in der Dale Street natürlich keineswegs glücklich, und jeden Freitagabend war sie nur noch ein Nervenbündel, aber dieser Umstand spornte sie dazu an, sich bei mehreren Wohnungsmaklern eintragen zu lassen, und sie hoffte, schon sehr bald von hier fortgehen zu können.
Zu ihrer Schande verspürte sie nichts als Erleichterung, als sie von der Verhaftung der Muckles erfuhr. Nicht Zorn über das, was sie ihrem Kind angetan hatten, nicht einmal eine Träne für Angela, nur Erleichterung, weil Trueman nie wieder in dieser Straße auftauchen würde.
Aber jetzt war John tot, und es konnte kaum ein Zufall sein, dass zwei Menschen aus derselben Straße ermordet worden waren. Hinter den Freitagszusammenkünften in Nummer elf musste mehr gesteckt haben als Glücksspiele, das spürte Nora, und sie war sich fast sicher, dass John getötet worden war, weil er die Absicht gehabt hatte, diese Dinge zu offenbaren.
Sie wusste, sie hätte sofort zur Polizei gehen und ihnen von Jack Trueman erzählen sollen, aber dann würde man sie fragen, warum sie sich nicht eher gemeldet hatte. Als die Polizei nach Angelas Tod bei ihr gewesen war, hatten die Beamten wissen wollen, ob sie irgendeinen der Männer identifizieren könne, der an den Kartenspielen teilgenommen hatte.
»Es ist nicht meine Gewohnheit, meine Nachbarn zu beobachten«, hatte sie ziemlich schroff geantwortet.
Es war unmöglich, das jetzt zurückzunehmen. Sie konnte Truemans Namen nicht nennen, ohne zu erklären, woher sie ihn kannte, und damit würde sie gleichzeitig ihre Vergangenheit enthüllen und sich in Gefahr bringen.
Nora ging zum Fenster hinüber und blickte nach draußen. Vor Nummer dreizehn stand ein Streifenwagen. »Arme Vera«, murmelte sie, und in ihren Augen stiegen Tränen des Mitgefühls auf.
Frank verbrachte den frühen Abend damit, seine Küche zu putzen und die Schränke aufzuräumen, und ging erst ins Wohnzimmer, als es draußen dunkel war. Er trat ans Fenster, um die Vorhänge
Weitere Kostenlose Bücher