Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
hatten sie offensichtlich Yvette verdächtigt, da sie direkt neben den Muckles lebte.
Fifi konnte es Yvette nicht übel nehmen, dass sie sie verraten hatte. Sie hätte selbst wie ein Kanarienvogel gesungen, hätte jemand gedroht, ihr die Finger abzuschneiden. Alles, was sie empfand, war ein tiefer Kummer darüber, dass Yvette durch ihre Schuld ebenfalls getötet werden würde.
»Sie sind wütend auf mich«, flüsterte Yvette gebrochen.
»Nein, das bin ich nicht«, erklärte Fifi und legte einen Arm um die ältere Frau. »Sie hätten viel mehr Grund, auf mich wütend zu sein, Sie haben mich oft genug gewarnt, dass ich mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern soll. Es ist allein meine Schuld.«
»Es wird alles wieder gut«, sagte Yvette und küsste Fifi tröstend auf die Stirn. »Ihr Dan wird uns ’elfen.«
»Dan hat mich verlassen«, musste Fifi nun zugeben, »ich hatte ihm ohnehin nicht von dem Mann im Jaguar erzählt. Es könnten Tage vergehen, bevor irgendjemand uns vermisst«, beendete sie ihre Erklärung. Und bis dahin konnten sie beide tot sein, fügte sie in Gedanken hinzu.
»Wir dürfen nicht in Panik geraten«, erklärte Fifi, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten. »Ich habe die Hoffnung, was Martin betrifft, noch nicht aufgegeben. Er wird uns vielleicht helfen.«
Der Tag verging sehr langsam. Gegen elf Uhr kam die Sonne heraus, und das Licht, das durch die schmalen Fenster fiel, wärmte sie genug, um die Schweinefleischpastete in zwei Hälften zu teilen und zu essen. Sie beschlossen, sich den Kuchen bis zum Abend aufzuheben, für den Fall, dass die Männer nicht noch einmal herkamen, um ihnen etwas zu essen zu bringen. Dann legten sie sich noch für eine Weile auf die Matratze und dösten. Fifi kletterte wieder und wieder an den Gitterstäben hinauf, um sich etwas zu bewegen, und sie redeten auch ein wenig miteinander. Aber obwohl Yvette sich darüber zu freuen schien, dass Fifi ihr von ihrer Kindheit und von ihren Freunden daheim in Bristol erzählte, schwieg die Französin die meiste Zeit über. Vielleicht dachte sie darüber nach, was am Ende mit ihnen geschehen würde.
Als es dunkel wurde, teilten sie sich den Kuchen, dann saßen sie einfach nur auf der Matratze und beobachteten, wie der Himmel über ihnen langsam immer dunkler und dunkler wurde.
»Ich hatte solche Angst, als es gestern dunkel wurde«, gestand Fifi. »Ich glaube nicht, dass ich noch einmal eine ganze Nacht allein durchgestanden hätte.«
»Die Dunkel’eit wird Ihnen nichts antun«, sagte Yvette und drückte Fifis Hand. »Es sind die Menschen, die Sie fürchten müssen.«
»Aber die Mäuse und Ratten! Ich kann es nicht ertragen, an sie zu denken«, gab Fifi zu.
»Sie werden nicht in unsere Nä’e kommen«, erklärte Yvette energisch. »Es ist kein Krümel Essen mehr übrig geblieben. Überall sonst in der Scheune finden sie noch Weizenkörner, das ist alles, was sie wollen. Ich würde die Nacht lieber mit einer Ratte verbringen als mit einem Mann, der mir etwas Böses will.«
Sie warteten und warteten, aber Martin und Del kamen nicht, und beiden Frauen knurrte vor Hunger der Magen. Schließlich gaben sie die Hoffnung auf etwas Essbares auf und legten sich auf die Matratze. Sie froren in der kalten Nachtluft. Yvette legte ihren Mantel über die Decke, aber das half nicht viel.
Fifi fragte sich, ob es wohl als Mord betrachtet wurde, wenn man jemanden verhungern ließ, oder als »Unglücksfall«, falls ihre Entführer behaupteten, sie hätten nicht zurückkommen können? Wie lange würde es dauern? Zwei Wochen, drei? Oder noch länger? Aber sie sprach nicht über ihre Angst, da sie sich ganz allein für ihre Situation verantwortlich fühlte.
Fifi träumte, an einem Strand in der Sonne zu liegen. Beim Aufwachen stellte sie fest, dass ihr tatsächlich die Sonne, die durch das Fenster im Dach fiel, ins Gesicht schien.
Yvette stand neben der Matratze und reckte sich, dann drehte sie sich um und lächelte Fifi an. »Wenn die Sonne scheint, ist es gar nicht so schlimm«, meinte sie. »Aber ich würde einiges für eine Tasse Kaffee geben.«
Fifi blickte auf ihre Armbanduhr und sah, dass es fast zehn war. Es erstaunte sie, dass sie so lange hatte schlafen können, und sie machte eine Bemerkung darüber.
»Ich denke, der Körper weiß, wenn es nichts gibt, wofür es sich aufzuste’en lohnt«, sagte Yvette. »Als ich damals nach England kam, ’abe ich von Samstag bis zum Montagmorgen geschlafen. Es war kalt, und
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