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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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mußten, und daß sie in ein Rohr gestiegen waren, war er doch nicht vorbereitet auf diesen riesigen Bohrschacht, der in schimmernder Glätte zum Mittelpunkt der Erde hinabfiel. Trebor stürzte fast über das brusthohe Geländer, dann sprang er beinahe davon: Der Bohrschacht war viel größer als das Loch im Boden.
    Ozzyman griff nach dem Glas und hielt es hoch, um hinaufzublicken.
    »Ah, da ist er«, murmelte er. An der Decke hing ein Käfig an einem dicken Glaskabel.
    Zu den Dingen, die Trebor im Gehäuse nicht beachtet hatte –zum Teil, weil sie nicht von Bedeutung waren, zum Teil, weil er sie nicht deutlich hatte sehen können – gehörte ein dünnes Gerüst mit einem riesigen Rad. Ozzyman prüfte die Sperrklinke, trat zur Seite und drehte das Rad. Trebor ergriff das Rad auf der anderen Seite – es hatte einen Durchmesser von sechs Fuß –, und sie holten den Käfig herunter.
    Ozzyman lächelte zufrieden.
    »Das Gegengewicht haben sie schon entleert.«
    Das erforderte eine Erklärung. Eine Meile unter ihnen befand sich ein Glasfaser-Behälter, den man mit mehr als dem Gewicht des Käfigs voll Wasser füllen konnte. Es brauchte nur hinunterzufallen, um den Käfig schnell und gleichmäßig hinaufzubefördern. Dann brauchte das Gegengewicht nur noch entleert zu werden, damit der Käfig ebenso glatt und schnell hinuntersauste. Das Wasser wurde mit Sonnenkraft- oder Windmühlenpumpen wieder hinaufgepumpt.
    Für Leerfahrten gab es an der Rolle eine Hemmbremse. Ozzyman stellte sie locker ein und gab Erläuterungen dazu. Trebor nahm das Leuchtglas und schaute sich nach der Schmierkanne um, die hier irgendwo stehen mußte, während er an den meilentiefen Fall dachte. Er entleerte die Schmiere auf die Bremse. Zunächst würde sie rutschen, aber die überschüssige Menge würde schnell abgebrannt werden, denn anders hätte die Bremse – weil hier oben niemand stand und aufpaßte – durchbrennen müssen.
    Es erforderte den größten Mut, den er je hatte aufbringen müssen, um in den Käfig zu steigen, und er umklammerte das Leuchtglas mit einem — Todesgriff. Aber bei diesem Gedanken faßte er es lockerer.
    Zuerst ging es so langsam hinab, daß sie erschraken. Die Aeroben mochten jeden Augenblick zurückkommen und bemerken, was sich im Schacht befand. Ozzyman zappelte, während Trebor die Zähne zusammenbiß, um den Kopf des Wahrsagers nicht an die Steinholzgitterstäbe zu hämmern.
    Aber es wurde langsam schneller, ganz langsam, als das Gewicht des Glaskabels an ihrer Seite der Rolle sich langsam dem auf der anderen Seite anpaßte. Endlich kam ein weißer Blitz in der schimmernden Dunkelheit des Schachtes, und Trebor ließ das Leuchtglas beinahe fallen. Er begriff, was es war, bevor Ozzyman stammeln konnte: »Das – äh – Gegengewicht—«
    Sie hatten die Hälfte des Weges hinter sich. Nun wurde das Gewicht auf ihrer Seite größer und größer und steigerte die Beschleunigung, die der Bremse entgegenwirkte.
    Es endete schlagartig, gerade als Trebor glaubte, es würde nie mehr aufhören. Ein blasser Blitz von unten, ein abgerissener Aufschrei Ozzymans, und der Käfig prallte hart auf seine Auflage. Alles darin flog in die Luft, das Leuchtglas wurde Trebor aus der Hand gerissen, und seine Zähne knallten zusammen, als sie wieder hochprallten. Dann setzte der Käfig mit einem sanften Ruck auf.
    Sie waren auf einer federnden Plattform aus Glasfaserstäben gelandet. Das Leuchtglas war aus dem Käfig gefallen, aber von unten drang das Licht herauf. Trebor half Ozzyman und hob ihn von der Stoßdämpfer-Plattform hinunter.
    »Nicht in das Licht treten!« Das Leuchtglas war nun endlich zerbrochen.
    Hier knickte das Rohr in rechtem Winkel ab und war mit Stein gepflastert, so daß sie flachen Boden vor sich hatten. Sie folgten ihm hinaus und stellten fest, daß das Rohr auf einem großen Balkon im Berg endete. Zu Trebors Überraschung schimmerten noch Spuren des Sonnenuntergangs im Westen in einer unerkennbaren Entfernung über unbekanntem Land. Am Fuß des Berges blinkten in einer ziemlich großen Stadt Lichter. Hier auf dem Sims gab es ein Gewirr von Gebäuden, in einer Breite von vielleicht hundert Metern. Am Rand des Simses verlief ein Steinholzkai.
    Ein kleines Flugschiff war am Kai verankert, und an einem Ende ragten die massiven Steinholzbalken der Winde empor, die in Stufen zum Boden hinunterführte.
    Aber Ozzyman zog Trebor von der Winde fort.
    »Nein. Das endet mitten in der Aerobenstadt. Lyantha ist Herrin von

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