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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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überwinden, das große Tier zu töten. Ozzyman wankte auf ihn zu, mit schwankenden Knien und zitternden Händen. Trebor fühlte sich ähnlich.
    »Nicht – töten. Es ist besser – äh –, nicht Lyanthas Zorn herauszufordern, wenn wir gefangen werden – ich wage nicht daran zu denken.«
    Trebor nickte und versuchte die Tür zu öffnen. Eigentlich hätte man das Mädchen fesseln und knebeln müssen, aber er war nicht in der Verfassung, das zu tun – er wollte hinaus, und das sofort! Die Tür war abgesperrt. Ozzyman zwängte sich vorbei und tastete dann herum.
    »Der Schlüssel steckt noch.«
    »Wirklich ? Geht weg.« Trebor hatte einmal als Richter und Jury des Hohen Gerichts einen Einbrecher verurteilt. Er zog das kleine Aufbruch-Messer heraus, das er Wächtererhalter gestohlen hatte; er hatte es mit einem Taschentuch an den linken Unterarm gebunden, und es war, als ihn die Lakaien angekleidet hatten, für einen Verband gehalten worden.
    Die Klinge war so dünn wie Papier und nicht viel breiter als ein dicker Zahnstocher. Er schob sie in das Schloß neben dem Schlüssel und drehte sie herum. Die Klinge bewegte den Schlüssel, der die Zuhaltungen drehte; das Schloß schnappte. Sie sperrten hinter sich wieder ab und nahmen den Schlüssel mit.

 
    7
     
Graben müssen wir
     
    »Wenn wir gefaßt werden, nimmt sie mir mein Schwert sofort weg«, sagte Trebor nervös. Das beschäftigte ihn schon den ganzen Tag. Er würde ohne die Waffe wehrlos gegen sie sein. »Es ist seit drei Generationen in meiner Familie. Zum Glück ist sie eine Frau und hat nicht viel Sinn für Waffen.«
    »Sie ist eine Hexe und hält nicht viel von Waffen. Wenn wir gefaßt werden, verlieren wir mehr als – äh – Euer Schwert.«
    Der kleine Mann kannte sich in Lyanthas alterslosem Palast gut aus. Trebor lief hinter ihm her, mit pochendem Herzen. Jede Stimme, jeder Schritt ließ ihn vibrieren. Zweimal huschten sie in leere Zimmer, um vorbeieilende Dienerinnen zu meiden; dann hatten sie die Privatgemächer der Hexe und die Räume ihrer Dienerinnen hinter sich.
    Eine Tür, unbewacht. Trebor schob Ozzyman weg und drückte sie auf. Niemand zu sehen. Dahinter ein Flur. Es roch nach Essen, und man hörte Stimmen und Geklapper von Küchengerät. Der Korridor endete nur wenige Fuß vor Trebor in einer Tür nach draußen.
    Niemand zu sehen.
    »Los, schnell! Schnell!«
    Den Korridor hinunter nach links. Auf der rechten Seite befand sich ein Raum voller Beute, zumeist Kleidung. Ein Aerobe – ein Junge – schlief darin. Er hatte die Sachen sortiert. Trebor wunderte sich darüber, daß der Raum nicht bewacht wurde. Dann wunderte ihn das Fehlen einer Wache an der Außentür noch mehr. Wo waren die Aeroben alle?
    Dahinter kamen sie in einen Hof unter einem flammenden Sonnenuntergangshimmel. Der Hof war umgeben von schimmernden grünen und blauen Kuppeln. Ihre Farben wirkten zunächst verblaßt, dann gedämpft. Ozzyman wartete, bis eine dicke weibliche Gestalt verschwunden war, und führte ihn in schnellem Trab zu einer Gasse zwischen den Kuppeln. In ihrer Hast zertrampelten sie Lyanthas Blumen.
    Sie liefen um eine Kuppel herum und gelangten auf eine unregelmäßig begrenzte freie Fläche, wo ein rätselhaftes Aufbruch-Gefüge entfernt worden war. Im Humus sprossen nun Gemüsepflanzen. Ozzyman hetzte darüber hinweg, gefolgt von Trebor. Er hielt jetzt Vorsicht für unnötig; es war unzweifelhaft die Stunde der Abendmahlzeit, und niemand begegnete ihnen.
    Auf der anderen Seite des Gemüsegartens befand sich ein aufgeblähtes, keulenförmiges Gebäude ohne Eingang. Hier und dort standen andere Bauten, keine zwei waren von gleicher Art. Etliche waren verschwunden und hatten nur ihre Sockel hinterlassen. Riesige Röhren, groß genug, ein kleines Häuschen hinabzuwerfen, erhoben sich aus dem Boden, zogen sich unter die Keulenformen und endeten in Kuppeln oder ineinander, oder einfach mitten in der Luft.
    Der hohe Gipfel von Agonie lag vielleicht eine halbe Meile entfernt. Er war ganz flach, von ovaler Form und bedeckt von den Ruinen einer großen Installation des Aufbruchs. In jenen fernen, großen Tagen hatte es dort vor Leben vibriert, aber nun war alles tot. Mächtige Maschinen von zauberischer und unbekannter Wirkung standen noch dort, riesige Gehäuse, die ihre uralten Geheimnisse verbargen. Keine jetzt bekannte Beschwörung würde sie in Bewegung setzen.
    In den Tagen des Ersten Reiches war oft behauptet worden, es handle sich um eine große Pumpstation,

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