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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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hatten sie zu weit fortgetragen, als daß er die Schreie hätte verstehen können.
    »Wir müssen hinunter, bevor es Morgen wird«, sagte er und setzte sich ebenfalls.
    Der Morgen fand sie in niedriger Höhe über dem riesigen Hackmatack-Wald. Sie hatten Luft in die Auftriebtanks gelassen. Nun schwebten sie noch fünf- oder sechshundert Fuß über den Baumwipfeln, in schnellerer Bewegung, als es Trebor lieb war.
    »Der Wind wird bald stärker werden; wir müssen vorher aussteigen. Außerdem kann man das Schiff meilenweit sehen; wir können nicht damit landen und es liegen lassen, damit sie es finden.«
    Mit Ozzymans ungeschickter Hilfe warf er in den undeutlich erkennbaren Wald einen Anker und verlor bei dem Ächzen und Beben im dünnen Stoff unter seinen Füßen fast seinen Magen, als das Tau sich spannte. Sie standen auf dem Unterdeck. Es war nur die Mühe eines Augenblicks, Ozzyman in einen der Gurte zu schnallen, ohne seine schwachen Proteste zu beachten, und ihn durch die Luke zu stoßen. Trebor trat ans Rad und kurbelte ihn hinunter, so langsam er konnte, wobei er ein paarmal rasten mußte. Endlich wurde schwach am Seil gezupft, und ein magisches Auge, das er fand, zeigte das erkahlende Haupt des anderen, das aus einem Baumwipfel zu wachsen schien.
    Trebor überlegte einige Zeit, dann band er schließlich an einer Rolle dicken Ankertauwerks eine Leine fest und knüpfte einen Spezialknoten. Ein heftiger Ruck an der dünnen Leine würde den Knoten lösen, den Anker freigeben, und die ganze Rolle Ankertau würde, wie Trebor hoffte, durch die Luke gezogen werden.
    Nun hinunterklettern. Er befestigte die dünne Leine um seine Hüften, schnitt zwei kurze Längen Leine ab und knotete sie um Leib und Knie, legte sie um das sechs Zoll dicke Ankertau und sagte sich nervös, daß er wohl bereit sei.
    Er schaute nicht ein einziges Mal hinunter. Nach der ersten halben Stunde, als die Verkrampfung in seinen Händen sich nicht mehr verschlimmern konnte, begann er ein wenig aufzuatmen und erschrak nicht mehr bei jedem Ruck des Flugschiffes. Nach einer weiteren halben Stunde war das dünne Leder seiner Hofkleidungs-Stiefel durchgewetzt und die Haut seiner Schienbeine hielt nicht mehr lange. Er wünschte sich das verdammte Seil dünner. Oder dicker.
    Dann rief Ozzymans Stimme schwankend: »Beeilt Euch, o Trebor; mir wird schlecht, ich bin erschöpft!«
    Pure Wut führte Trebor den Rest des Weges hinunter. Als er endlich durch eine Wand von Laub brach und seine Füße auf einen festen Ast stellte, wünschte er sich nur, einen Feind vor die Augen zu bekommen, vor allem Lyantha – sein Mut war mit der Zunahme der Entfernung zwischen ihnen gewachsen.
    Eine Zeitlang konnte er Ozzymans Fragen, wie es ihm ergehe, nicht einmal krächzend beantworten, aber schließlich entspannten sich seine Muskeln, und er richtete sich auf. Es war nichts als Grün zu sehen, das durchschossen war von riesigen, grau-braunen Astbohlen, mit hier und dort vereinzelten schwarzen Löchern.
    Der Anker war ein Fischhaken mit vier Zacken, von denen einer sich unter einem massiven Ast verfangen hatte. Er ließ sich nicht lösen, und das Sechs-Zoll-Tau durchzuschneiden, hätte einen den Kopf gekostet. Trebor gratulierte sich zu seiner Voraussicht, postierte Ozzyman dorthin, wo der Anker nicht auf ihn stürzen konnte, und riß an der dünnen Leine. Er löste den Knoten mit einiger Anstrengung, umfaßte den Ast mit seinen Beinen und stemmte sich mit dem Rücken dagegen. Dann erschlaffte das schwere Tau, und der Anker krachte hinunter zum Boden.
    Trebor wurde vom Sturz des Sechs-Zoll-Taues fast vom Baum gerissen, sah aber das Flugschiff schwanken und taumeln, als die Spannung aufgehoben war. Es stieg hinauf und begann in den Vordämmerungshimmel zu entschweben. Die Aeroben würden nicht wissen, wann oder wo Trebor und Ozzyman es verlassen hatten.
    Der Baum erwies sich als über zweihundert Fuß hoch, und sie brauchten die dünne Leine, um hinunterzugelangen. Dann standen sie auf dem Waldboden von Hackmatack, in tiefer nächtlicher Dunkelheit.
    »Laßt uns rasten«, sagte Ozzyman, und Trebor war mehr als einverstanden. Sie streckten sich im Farn zwischen den Wurzeln eines riesigen Baumes aus und waren bald eingeschlafen.
    Nie hatte Trebor Schlaf dringender gebraucht. Er stürzte in einen Abgrund, der so tief und dunkel war wie jener, den die Menschen des Aufbruchs in der Ebene von Requalaminel für das Begräbnis des Riesen Guanbalomm ausgegraben hatten. Er sank, er

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