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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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denke über die letzten paar Monate und meine Reise nach New York und meine Begegnung mit Marian nach. Ich denke über diesen Tag nach – was er meiner Familie bedeutet, die jetzt hinter mir sitzt. Ich denke über alles nach, das passieren musste, damit ich jetzt an diesem Punkt stehe. Ich denke darüber nach, wo meine Reise mich hinführt und wer ich einmal sein möchte.
    Und dann werden unsere Namen aufgerufen, einer nach dem anderen. Jeder wird bejubelt, manche etwas lauter und ausgelassener als die anderen, was sicher mit der Beliebtheit der einzelnen Schüler zu tun hat. Als wir uns dem Buchstaben R nähern, fängt mein Herz an zu rasen, so ähnlich wie neulich, als ich mit Conrad auf die Bühne gegangen bin, aber heute ist alles ganz anders. Abgesehen von der letzten Matheprüfung war es eigentlich immer relativ klar, dass ich den Abschluss schaffe, insofern ist es keine Überraschung, dass ich heute hier stehe. Aber ich bin trotzdem stolz – und ziemlich dankbar. Ich bin Marian dankbar, dass sie mich auf die Welt gebracht hat – und mich dann einer Familie übergeben hat, die sich so sehr ein Baby gewünscht hat. Ich bin Conrad dankbar, ob er heute nun hier ist oder nicht, weil er mich sofort akzeptiert hat, ohne großartig Fragen zu stellen. Ich bin meiner kleinen Schwester dankbar, die mir nie das Gefühl gegeben hat, eine Außenseiterin zu sein, obwohl es ihr ohne Weiteres möglich gewesen wäre, gerade weil ich mich selbst als Außenseiterin inszeniert habe. Aber am meisten bin ich meinen Eltern dankbar dafür, dass sie mich lieben und in ihrer Mitte aufgenommen haben.
    Ich höre meinen Namen – Kirby Katherine Rose –, erhebe mich und schreite die Stufen zum Altar hinauf, wo mir der Direktor unserer Schule meine Abschlussurkunde überreicht. Als ich mich umdrehe, um wieder hinunterzugehen, entdecke ich Conrad, der mich anschaut und verstohlen salutiert. Ich lächele ihn glücklich an und lüfte das Barett.
    Seit einer halben Stunde sind wir wieder zu Hause, ich habe meinen Talar gegen ein T-Shirt und eine Jeans vertauscht, und meine Mutter geht mir mit ihrer Nervosität gerade ziemlich auf die Nerven.
    Â»Bist du sicher, dass du kein Kleid anziehen willst?«, fragt sie.
    Â»Ja, Mom, absolut sicher«, gebe ich geduldig zurück. »Können wir jetzt alle einen Gang zurückschalten und wieder normal werden?«
    Â»Kirby hat recht«, ruft mein Dad. Ich ahne schon, dass er Marian ein Loch in den Bauch reden wird.
    Gerade hat sich meine Familie im Wohnzimmer versammelt – ganz ungewohnt, denn wir sitzen normalerweise nie im Wohnzimmer –, da klingelt es an der Tür. Ich stehe auf und beiße mir nervös auf die Unterlippe. Mein Leben scheint in letzter Zeit nur noch aus dramatischen Auftritten an Haustüren zu bestehen. Als ich die Tür öffne, steht Marian da, mit einem Riesenstrauß rosafarbener Blumen, der schon in einer Vase steckt. Rosa ist die Farbe, die ich am wenigsten mag, aber ich muss zugeben, dass die Blumen hübsch aussehen.
    Â»Gratuliere«, sagt sie und reicht mir den Strauß, an dem noch eine Karte hängt. »Das war wirklich eine schöne Veranstaltung.«
    Â»Danke«, erwidere ich.
    Â»Ein tolles Haus habt ihr.«
    Â»Danke«, sage ich noch einmal, und meine Nervosität wächst. Ich führe sie ins Wohnzimmer und stelle die Blumen auf einen Beistelltisch, wo sie nicht stören. Dann stelle ich mich mitten in den Raum, sammle mich und mache meine leibliche Mutter und meine Adoptiveltern miteinander bekannt.
    Â»Mom, Dad, das ist Marian Caldwell«, sage ich, genau wie ich es heute früh eingeübt habe. »Marian – das sind meine Mom und mein Dad. Lynn und Art Rose.«
    Marian und mein Dad geben sich die Hand, dann ist meine Mom an der Reihe. Sie lächeln, nicken und murmeln Begrüßungen. Es wirkt, als warteten sie auf einen Dolmetscher, weil sie verschiedene Sprachen sprechen.
    Charlotte steckt den Kopf ins Zimmer und winkt mir zu. »Ja, und das ist Charlotte, meine Schwester«, sage ich und deute auf sie.
    Â»Hi«, grüßt Charlotte und winkt noch einmal.
    Â»Wie schön, Sie alle kennenzulernen«, sagt Marian.
    Mein Dad räuspert sich und plappert drauflos. »Willkommen in St. Louis! Wie schön, dass Sie kommen konnten. Es ist nett von Ihnen, dass Sie den weiten Weg auf sich genommen haben. Wirklich nett. Kirby

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