Wo die Liebe beginnt
überarbeiten?«
Ich schaue ihn nervös an. »Also, ich habe auch ein bisschen über den Ring nachgedacht â¦Â«
»Was ist damit?«
»Ãhm ⦠ich glaube, dass du nicht diesen nehmen solltest. Noch nicht.« Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie ein Model Peter anflirtet. Meine Besitzansprüche flammen kurz auf, aber dann konzentriere ich mich wieder auf das Gespräch.
»Warum nicht?«, fragt Peter, trinkt seinen Sekt aus und stellt das Glas auf einen Tisch.
»Ich weià nicht. Vielleicht ist der Stein zu groÃ.«
»Er ist nicht zu groÃ.«
»Aber ich bin mir mit dem Schliff noch nicht ganz sicher. Ich weià einfach nicht ⦠ob es wirklich der richtige ist.«
Er verschränkt die Arme. »Du weiÃt nicht, ob der Stein der richtige ist oder ob ich der Richtige bin?«
Ich schlucke und versuche, meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Ist das jetzt eine gute Entscheidung, oder mache ich den nächsten Fehler, den ich jahrelang bereuen werde?
»Peter«, sage ich. »Ich glaube, wir sollten nicht heiraten.«
»Und wieso nicht?« Die Lichter der Stadt spiegeln sich in seinen Augen.
»Weil ⦠Also, ich bin mir nicht sicher, ob wir uns wirklich lieben. So wie es in einer Ehe sein muss.« Ich denke an meine Unterhaltung mit Jess und gestehe mir ein, dass sie recht gehabt hat.
»Ich bin mir aber sicher«, sagt er so bestimmt, wie er auch sonst durchs Leben geht. Darum ist er ein guter Geschäftsführer. Er ist sich immer sicher und hegt niemals Zweifel über sich selbst.
Ich schüttele den Kopf und unterdrücke meine Tränen. Ich traue mich nicht, ihm zu sagen, dass er nur in die Idee von mir verliebt ist. Genau so, wie es mir mit ihm geht. Jetzt ist mir das klargeworden, vor allem, nachdem wir inzwischen alle Unsicherheiten in Bezug auf Kirby ausgeräumt haben.
»Ich habe einfach kein gutes Gefühl mehr dabei«, sage ich. »Vielleicht war es ja nie gut.«
Ich warte darauf, dass er Emotionen zeigt: Leidenschaft, Wut, irgendwas. Aber er fragt bloÃ: »Kann ich etwas tun, um dich vom Gegenteil zu überzeugen?«
Ich schüttele den Kopf. Warum versucht er es denn nicht wenigstens? Ich sage: »Das ist schwer zu erklären. Ich fühle mich einfach anders. Verändert.«
»Hat das etwas mit dem letzten Wochenende zu tun?«, will er wissen.
»Nein, nicht direkt«, antworte ich, obwohl ich tief im Inneren weiÃ, dass es doch so ist. Alles hat mit dem Wochenende zu tun, mit Conrad und damit, dass ich mich meiner Vergangenheit gestellt habe. Ich habe begriffen, was ich einmal besessen und dann weggeworfen habe. Ich möchte so sehr, dass es wieder wie früher wird. Ich möchte eine Beziehung haben, bei der ich nicht ständig das Bedürfnis habe, sie umzuschreiben oder zu entschärfen. Ich will etwas Echtes â selbst wenn das schwierig und kompliziert ist. Das habe ich von Kirby gelernt.
»Ich glaube, ich will nach Hause«, sage ich und stelle mein Glas ab.
Peter sieht mich an. Er ist so beherrscht wie immer und sieht furchtbar gut aus. »Darf ich dich nach Hause begleiten? Oder wenigstens zur Garderobe?« Seine Augen verraten Traurigkeit und Verwirrung, aber er ist und bleibt eben ein Gentleman.
Ich schaue ihm in die Augen. »Ich gehe lieber allein.«
Er nickt, führt mich zum Aufzug, küsst mich sanft auf die Wange und flüstert: »Wiedersehen.«
33 â Kirby
Ich habe achtzig Punkte in der Matheprüfung geschafft â ein verdammtes Wunder. Das sind nicht nur acht Punkte mehr als zum Bestehen nötig â das heiÃt auch, dass ich eine Zwei habe. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie eine Zwei in Mathe. Als ich Mr. Tully die gute Nachricht überbringe, klatscht er mich mit der Hand ab und überreicht mir einen Umschlag. Ich soll ihn jetzt sofort öffnen. Eine Karte ist drin. Darauf steht gedruckt: Alles ist möglich. Es gibt keine Grenzen. Darunter hat Mr. Tully geschrieben: Die Karte habe ich schon vor deiner Prüfung gekauft. Ich wusste, du schaffst es. Weiter so! Dein Freund Mr. Tully. Ein PS steht auch da: Musikstudenten sind oft gut in Mathe und umgekehrt. Wenn du verstehst, was ich meine.
Ich lache und warne ihn vor zu hohen Erwartungen, aber inzwischen kann ich mir vorstellen, das College wenigstens mal auszuprobieren. Was soll schon passieren? Ich denke daran, wie ich an Marians Tür geklingelt habe. Das
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