Wo die Nacht beginnt
immerhin schon einmal Vater – du weißt, was zu tun ist.«
»Du wirst eine wunderbare Mutter«, antwortete er, ohne zu zögern. »Kinder brauchen nichts weiter als Liebe, einen Erwachsenen, der sich für sie verantwortlich fühlt, und einen weichen Platz zur Landung.« Matthew strich mit unseren verschränkten Händen zärtlich über meinen Bauch. »Die ersten beiden Punkte gehen wir gemeinsam an. Den letzten musst du allein bewältigen. Wie fühlst du dich?«
»Ein bisschen müde und aufgerieben, körperlich. Was meine Gefühle angeht, weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll.« Ich holte zittrig Luft. »Ist es normal, dass man Angst hat und sich gleichzeitig unbesiegbar und von Liebe erfüllt fühlt?«
»Ja – und außerdem ist man begeistert und nervös und hat die schlimmsten Vorahnungen«, ergänzte er nachsichtig.
»Ich weiß, dass es lächerlich ist, aber obwohl jedes Jahr Tausende von Hexen Kinder gebären, mache ich mir Sorgen, dass meine Magie dem Baby schaden könnte.« Denn keine der anderen Hexen ist mit einem Vampir verheiratet.
»Das ist keine normale Empfängnis«, sagte Matthew, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Trotzdem glaube ich nicht, dass du etwas zu befürchten hast.« Ein Schatten huschte durch seinen Blick. Ich sah praktisch, wie er seine Liste von Sorgen um einen Punkt erweiterte.
»Ich will es niemandem erzählen. Noch nicht.« Ich dachte an den Raum nebenan. »Hast du in deinem Leben Platz für ein weiteres Geheimnis – wenigstens vorübergehend?«
»Natürlich«, antwortete Matthew, ohne zu zögern. »Die Schwangerschaft wird dir erst in ein paar Monaten anzusehen sein. Allerdings werden Françoise und Pierre sie schon bald an deinem Geruch erkennen, wenn sie es nicht schon jetzt tun, genau wie Hancock und Gallowglass. Zum Glück stellen Vampire für gewöhnlich keine indiskreten Fragen.«
Ich lachte leise. »Es passt, dass ich diejenige bin, die dieses Geheimnis irgendwann verrät. Bei deinem ausgeprägten Beschützerinstinkt wirst du mit deinem Verhalten bestimmt keinen Verdacht erregen.«
»Sei dir dessen nicht so sicher«, erklärte er mir mit breitem Lächeln. Matthew schloss die Finger um meine. Es war eine ausgesprochen besitzergreifende Geste.
»Wenn du mich weiter so berührst, werden uns die Leute allerdings bald auf die Schliche kommen«, stimmte ich ihm mit rauer Stimme zu und strich mit den Fingern über seine Schultern. Er schauderte. »Du solltest nicht schaudern, wenn du etwas Warmes spürst.«
»Das ist nicht der Grund für mein Zittern.« Matthew stand auf und blendete damit das Kerzenlicht aus.
Mir stockte das Herz, als ich ihn so stehen sah. Er lächelte, als er die winzige Unregelmäßigkeit in meinem Herzschlag bemerkte, und zog mich zum Bett. Wir schlüpften aus den Kleidern und ließen sie auf den Boden fallen, wo sie in zwei weißen Haufen liegen blieben, die das vom Fenster kommende silberne Licht einfingen.
Mit federleichten Berührungen fuhr Matthew die geringfügigen Veränderungen nach, die in meinem Körper stattgefunden hatten. Über jedem Zentimeter warmen Fleisches verharrte er, aber seine kühle Konzentration verstärkte mein Begehren nur, statt es zu lindern. Jeder Kuss war so vielschichtig und komplex wie unsere Gefühle angesichts der Erkenntnis, dass wir ein Kind bekommen würden. Gleichzeitig flüsterte er mir in der Dunkelheit Worte zu, durch die ich mich ganz auf ihn konzentrierte. Als ich es nicht mehr aushielt, versenkte sich Matthew zwischen meinen Schenkeln, ohne Eile und ebenso sanft, wie er mich geküsst hatte.
Ich streckte den Rücken durch, um ihn tiefer aufzunehmen, und Matthew kam zur Ruhe. So durchgedrückt, wie mein Rückgrat war, musste er meinen Muttermund spüren. Und in diesem so kurzen, ewigen Moment waren Vater, Mutter und Kind sich so nahe, wie es drei Lebewesen nur sein können.
»Mein ganzes Herz, mein ganzes Leben«, versprach er und begann sich langsam zu bewegen.
Ich schrie auf, und Matthew hielt mich eng umschlungen, bis das Zittern aufgehört hatte. Danach küsste er sich über meinen Leib abwärts, an meinem Hexenauge beginnend und von dort aus über meine Lippen, meinen Hals, das Brustbein, den Solarplexus, den Nabel bis zum Unterleib.
Er hob den Kopf, betrachtete mich kopfschüttelnd und grinste wie ein Schulbube. »Wir haben ein Kind gezeugt«, sagte er staunend.
»Das haben wir«, stimmte ich ihm lächelnd zu.
Matthew schob seine Schultern zwischen meine Schenkel und öffnete sie damit.
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