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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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nur ein weiterer erbärmlicher Versuch der Menschen, ihr Wissen über die Vampire zu leugnen.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Sei nicht zu streng, Diana. Im Moment konzentrieren sich die Menschen auf die Hexen. In etwa hundert Jahren werden es, dank der Reform der Irrenhäuser, die Dämonen sein. Danach werden sich die Menschen wieder den Vampiren zuwenden, und die Hexen sind nur noch böse Märchenfiguren, mit denen man kleine Kinder erschreckt.« Trotzdem wirkte Matthew beunruhigt.
    »Unser Nachbar beschäftigt sich aber mit Werwölfen und nicht mit Hexen. Und da man dich mit einem verwechseln könnte, möchte ich, dass du aufhörst, dir immer nur um mich Sorgen zu machen, und dich endlich um dich selbst kümmerst. Außerdem habe ich dafür gesorgt, dass es nicht mehr lange dauert, bis eine Hexe an unsere Tür klopft.« Ich war fest überzeugt, dass es für Matthew gefährlich war, noch länger nach einer Hexe Ausschau zu halten. Ich sah eine Warnung in den Augen meines Mannes aufblitzen, aber er sagte keinen Ton, bis er seinen Zorn wieder unter Kontrolle hatte.
    »Ich weiß, dass du endlich wieder unabhängig sein willst, aber versprich mir trotzdem, dass du mit mir redest, bevor du das nächste Mal auf eigene Faust losziehst.« Seine Antwort war deutlich nachsichtiger, als ich erwartet hatte.
    »Nur wenn du versprichst, auf mich zu hören. Man beobachtet dich, Matthew. Ich bin mir ganz sicher, genau wie Mary Sidney. Kümmere du dich um die Angelegenheiten der Königin und um die Probleme in Schottland, und überlass das hier mir.«
    Als er den Mund aufklappte, schüttelte ich den Kopf.
    » Hör mir zu. Es wird eine Hexe kommen. Das verspreche ich dir.«

18
    A m nächsten Nachmittag stand Matthew in Marys luftigem Privatgemach auf Baynard’s Castle, blickte auf die Themse und wartete auf mich. Als ich eintrat, drehte er sich um und begann zu grinsen, sobald er den elisabethanischen Ersatz-Laborkittel sah, mit dem ich mein goldbraunes Mieder und die ausladenden Röcke schützte.
    »Mary kann nicht von ihrem Experiment weg. Sie möchte, dass wir am Montag zum Abendessen kommen.« Ich schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn ausgiebig. Er scheute zurück.
    »Wieso riechst du nach Essig?«
    »Mary wäscht sich damit. Damit werden die Hände sauberer als mit Seife.«
    »Nach süßem Brot und Honig duftend hast du mein Haus verlassen, und zurück bekomme ich eine Frau, die wie eine eingelegte Gurke riecht.« Matthew schob die Nase hinter mein Ohr. Er seufzte zufrieden. »Ich wusste doch, dass es eine Stelle gibt, die der Essig verschont hat.«
    »Matthew«, murmelte ich. Joan, die Zofe der Gräfin, stand direkt hinter uns.
    »Du benimmst dich eher wie eine prüde Viktorianerin als wie eine lebenslustige Elisabethanerin«, tadelte Matthew mich lachend. Er strich ein letztes Mal mit den Lippen über meinen Hals und richtete sich dann auf. »Wie war dein Nachmittag?«
    »Warst du schon mal in Marys Labor?« Ich tauschte den formlosen grauen Kittel gegen meinen Umhang und entließ Joan dann zu ihren Aufgaben. »Sie hat es in einem der Burgtürme eingerichtet und die Wände mit Bildern des Steins der Weisen bemalt. Es ist, als würde man in Ripleys Schriftrolle arbeiten! Ich kenne die Kopie davon, die sie in Yale haben, aber die ist nur sieben Meter lang. Marys Malereien sind doppelt so groß. Es war wirklich nicht einfach, mich auf die Arbeit zu konzentrieren.«
    »An was für Experimenten arbeitet ihr denn?«
    »Wir haben den grünen Löwen gejagt«, erklärte ich ihm stolz. Die Jagd nach dem grünen Löwen bezeichnete ein Stadium im alchemistischen Prozess, bei dem zwei Säurelösungen zusammengefügt wurden, was zu verblüffenden Farbveränderungen führte. »Und um ein Haar hätten wir ihn gefangen. Aber dann lief irgendwas schief, und der Kolben explodierte. Es war phantastisch!«
    »Ich bin nur froh, dass ihr nicht in meinem Labor arbeitet. Im Allgemeinen sollte man Explosionen vermeiden, wenn man mit Salpetersäure arbeitet. Vielleicht beschäftigt ihr euch beim nächsten Mal mit etwas weniger Gefährlichem und destilliert lieber Rosenwasser.« Matthews Augen wurden schmal. »Ihr habt doch nicht mit Quecksilber gearbeitet?«
    »Keine Angst. Ich würde nichts tun, was dem Baby schaden könnte«, wehrte ich mich.
    »Jedes Mal, wenn ich mich um dein Wohlergehen sorge, nimmst du an, es würde mir um etwas anderes gehen.« Er zog die Brauen zusammen. Mit seinem dunklen Kinn- und Schnurrbart – an den ich mich

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