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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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der Seife frei, die ich benutzte. Tintenschwarz und riesig sahen mich seine Pupillen an. Er atmete meinen Duft tief ein, und langsam zeigte sich eine schmale grüne Iris.
    »Dann erklär mir, was es ist.«
    »Das hier.« Seine Finger schoben sich unter den Rand meines Mieders und rissen es in zwei Hälften. Dann löste er das Band, mit dem der breite Ausschnitt meines Unterkleides über den Schultern gehalten wurde, und entblößte damit den Ansatz meiner Brüste. Sein Finger fuhr die blaue Ader nach, die dort unter der Haut verlief und sich unter den Falten des Stoffes verlor.
    »Jeden Tag meines Lebens ringe ich um Selbstbeherrschung. Ich kämpfe gegen meinen Zorn an und gegen die Übelkeit, die ihm unweigerlich folgt. Ich unterdrücke Hunger und Durst, weil ich es nicht für richtig halte, das Blut anderer Wesen zu trinken – nicht einmal das der Tiere.« Er sah mir in die Augen. »Und ich kämpfe mit Klauen und Zähnen gegen diesen unglaublichen Drang an, deinen Körper und deine Seele in einem Ausmaß zu besitzen, das sich kein Warmblüter auch nur vorstellen kann.«
    »Du willst mein Blut.« Plötzlich begriff ich. »Du hast mich angelogen.«
    »Ich habe mich selbst belogen.«
    »Ich habe dir – mehrmals – versichert, dass du es trinken darfst«, sagte ich. Ich packte mein Unterkleid und riss es weiter auseinander, legte den Kopf zur Seite und entblößte damit meinen Kehlkopf. »Nimm es. Mir ist das gleich. Ich will dich nur wiederhaben.« Ich schluckte meine Tränen hinunter.
    »Du bist meine Frau. Ich würde niemals freiwillig Blut aus deinem Nacken trinken.« Matthews Finger strichen kühl über mein Fleisch, während er das Unterkleid wieder nach oben schob. »In Madison habe ich das nur getan, weil ich zu schwach war, um mich zu wehren.«
    »Was gefällt dir nicht an meinem Hals?«, fragte ich verwirrt.
    »Vampire beißen nur Fremde und Untergebene in den Hals. Keine Geliebten. Und ganz gewiss nicht ihre Partner.«
    »Dominanz.« Mir fielen unsere früheren Gespräche über Vampire, Blut und Sex ein. »Und der Durst nach Blut. Also werden vor allem Menschen in den Hals gebissen. Das ist das Körnchen Wahrheit in dieser Vampirlegende.«
    »Ihre Partner beißen Vampire hier«, sagte Matthew, »dicht über dem Herzen.« Seine Lippen drückten sich in das nackte Fleisch über meinem Ausschnitt. Dort hatte er mich auch in unserer Hochzeitsnacht geküsst, als ihn seine Gefühle übermannt hatten.
    »Ich dachte, du hättest mich dort küssen wollen, weil du einfach nur scharf warst«, sagte ich.
    »Am Wunsch eines Vampirs, Blut aus dieser Ader zu trinken, ist nichts einfach.« Er wanderte mit dem Mund einen Zentimeter auf der blauen Ader abwärts und presste dann wieder die Lippen dagegen.
    »Aber wenn es dabei weder um Blutdurst noch um Dominanz geht, worum geht es dann?«
    »Um Ehrlichkeit.« Als Matthews Augen zu mir aufsahen, waren sie immer noch fast schwarz und kaum grün. »Vampire halten zu vieles geheim, als dass sie je völlig ehrlich sein könnten. Wir könnten nie alle Geheimnisse offenbaren, und die meisten davon sind so komplex, dass man sie auch nicht verständlich machen kann, selbst wenn man es versuchen würde. Und in meiner Welt gibt es Sanktionen dagegen, Geheimnisse zu verraten.«
    »›Es ist nicht an dir, diese Geschichte zu erzählen‹«, kommentierte ich. »Den Satz habe ich schon einige Male gehört.«
    »Wer das Blut eines geliebten Wesens trinkt, weiß, dass nichts mehr verborgen bleibt.« Matthew sah eindringlich auf meine Brust und berührte die Ader mit der Fingerspitze. »Wir nennen sie die Herzader. Hier schmeckt das Blut besonders süß. Natürlich ist mit dem Trinken auch das Gefühl verbunden, den anderen absolut zu besitzen und ihm ganz und gar zu gehören – aber es braucht auch höchste Selbstbeherrschung, sich nicht in diesen Gefühlen zu verlieren.« Er klang traurig.
    »Und weil du manchmal in einen Blutrausch gerätst, weißt du nicht, ob du dich beherrschen könntest.«
    »Du hast erlebt, wie schwer ich mich daraus befreien kann. Er wird von dem Gefühl ausgelöst, jemanden beschützen zu müssen. Und wer kann dir gefährlicher werden als ich?«
    Ich schüttelte das Unterkleid ab und zog die Arme aus den Ärmeln, bis ich mit nacktem Oberkörper vor ihm stand. Ich tastete nach den Bändern meines Rocks und öffnete sie ebenfalls.
    »Nicht.« Matthews Blick war wieder schwarz. »Es ist niemand mehr hier, falls …«
    »Du mein ganzes Blut aussaugst?« Ich trat aus

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