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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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verwehtes Unkraut«, antwortete Matthew. »Rudolf schätzt ihn zu sehr.«
    »Also hat Kelley es endlich geschafft. Er hat tatsächlich den Stein der Weisen erschaffen.« Elisabeth sog scharf die Luft ein, was ihrem Zahn nicht bekam, denn sie presste die Hand auf die Wange.
    »Nein, er hat es nicht geschafft – und vor allem darum geht es. Solange Kelley mehr verspricht, als er zu halten vermag, wird Rudolf ihn keinesfalls gehen lassen. Der Kaiser benimmt sich eher wie ein stürmischer Jüngling als wie ein erfahrener Monarch, so fasziniert ist er von allem, was er nicht bekommen kann. Seine Majestät liebt die Jagd nach neuen Schätzen. Sie erfüllt seine Tage und seine nächtlichen Träume«, erklärte Matthew gleichmütig.
    Obwohl inzwischen viele regendurchtränkte Felder und angeschwollene Flüsse zwischen uns und Rudolf lagen, meinte ich hin und wieder immer noch seine gierigen Finger und vereinnahmenden Blicke zu spüren. Trotz des warmen Maiwetters und des lodernden Kaminfeuers schauderte ich.
    »Der neue französische Botschafter schreibt mir, dass Kelley Kupfer in Gold verwandelt hätte.«
    »Philippe de Mornay ist keinen Deut vertrauenswürdiger als Euer früherer Botschafter – der, wenn ich mich recht entsinne, Euch zu ermorden versuchte.« Matthews Tonfall schwebte zwischen Unterwürfigkeit und Verärgerung. Elisabeth stutzte sichtlich.
    »Versucht Ihr mich zu ködern, Master Roydon?«
    »Ich würde niemals einen Löwen zu ködern versuchen – oder auch nur ein Löwenjunges«, antwortete Matthew gedehnt. Walter kniff die Augen zu, als wollte er sie vor dem Tobsuchtsanfall verschließen, den Matthews Worte ohne Frage auslösen mussten. »Mein einziger derartiger Versuch hat mir üble Narben eingetragen, und ich habe nicht den Wunsch, mein Antlitz weiter zu verunstalten, zumal ich Angst habe, Ihr könntet meinen Anblick dann nicht mehr ertragen.«
    Einen Moment senkte sich erschrockene Stille über den Raum, dann wurde sie von einem undamenhaft bellenden Lachen durchbrochen. Walters Augen flogen auf.
    »Ihr habt bekommen, was jeder verdient, der sich an eine junge, nähende Magd anzuschleichen versucht«, sagte Elisabeth. Ich schüttelte den Kopf und traute meinen Ohren nicht.
    »Ich werde das beherzigen, Majestät, sollte ich je den Weg einer anderen jungen Löwin mit spitzen Scheren kreuzen.«
    Walter und ich waren genauso verwirrt wie Bess. Nur Matthew, Elisabeth und Cecil schienen zu wissen, was hier angesprochen wurde – ohne ausgesprochen zu werden.
    »Schon damals wart Ihr mein Schatten.« Der Blick, den Elisabeth Matthew zuwarf, ließ sie wieder wie ein Mädchen aussehen, nicht wie eine Frau, die auf die sechzig zuging. Dann blinzelte ich kurz, und schlagartig war sie wieder eine alternde, müde Monarchin. »Lasst uns allein.«
    »Eure … M-Majestät?«, stammelte Bess.
    »Ich wünsche mit Master Roydon unter vier Augen zu sprechen. Ich nehme nicht an, dass er sein geschwätziges Weib aus den Augen lassen wird, darum darf sie ebenfalls bleiben. Erwartet mich im Kabinettsaal. Nehmt Bess mit. Wir folgen Euch in Kürze.«
    »Aber …«, protestierte Bess. Ihr Job war es, in der Nähe der Königin zu bleiben, und ohne ein Protokoll, dem sie folgen konnte, war sie völlig hilflos.
    »Ihr werdet stattdessen mir helfen müssen, Mistress Throckmorton.« Auf seinen schweren Stock gestützt, entfernte sich Cecil mehrere schmerzhafte Schritte von der Königin. Als er an Matthew vorbeikam, warf er ihm einen scharfen Blick zu. »Wir überlassen es Master Roydon, für das Wohlergehen Ihrer Majestät zu sorgen.«
    Nachdem die Königin auch alle Diener aus dem Raum geschickt hatte, blieben wir zu dritt zurück.
    » Jesu«, sagte Elisabeth stöhnend. »Mein Kopf fühlt sich an wie ein fauler Apfel kurz vor dem Platzen. Hättet Ihr keinen geeigneteren Zeitpunkt wählen können, um einen diplomatischen Zwischenfall anzuzetteln?«
    »Erlaubt mir, Euch zu untersuchen«, bat Matthew.
    »Ihr glaubt, Ihr könnt mich heilen, wo es mein Leibarzt nicht kann, Master Roydon?«, fragte die Königin argwöhnisch und hoffnungsvoll zugleich.
    »Ich glaube, ich könnte Euch, so Gott will, einige Schmerzen ersparen.«
    »Selbst im Tode sprach mein Vater voller Sehnsucht von Euch.« Elisabeths Hände zuckten über die Falten ihres Rockes. »Er verglich Euch mit einem Tonikum, dessen Heilkraft er nicht hoch genug geachtet hätte.«
    »Inwiefern?« Matthew machte keinen Hehl aus seiner Neugier. Diese Geschichte kannte er noch

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