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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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köstlicher, als ich erhofft hatte«, sagte eine Frauenstimme, und ihr kalter Atem stahl sich um meine Kehle.
    Rosen. Zibet. Ich atmete die Duftnoten ein und versuchte mich zu entsinnen, wo ich diese Kombination schon einmal gerochen hatte.
    Sept-Tours. In Louisa de Clermonts Zimmer.
    » Sie hat etwas im Blut, das sie für jeden Wearh unwiderstehlich macht«, erklärte Kit rau. »Ich weiß nicht, was es ist, aber selbst Vater Hubbard scheint ihr verfallen zu sein.«
    Scharfe Zähne schabten über meinen Nacken, durchbrachen aber nicht die Haut. »Es wird ein Spaß werden, mit ihr zu spielen.«
    »Wir hatten abgemacht, sie zu töten«, beschwerte sich Kit. In Louisas Nähe wurde er noch zappeliger und nervöser. Ich blieb stumm und versuchte mir verzweifelt zu erklären, was für ein Spiel die beiden trieben. »Dann wird alles wie zuvor.«
    »Geduld.« Louisa inhalierte meinen Duft. »Kannst du ihre Angst riechen? Sie macht mich nur noch hungriger.«
    Kit trat fasziniert näher.
    »Aber du bist so blass, Christopher. Brauchst du inzwischen noch mehr?« Louisa lockerte ihren Griff und griff in ihren Beutel. Sie reichte Kit eine klebrige braune Lutschtablette. Er riss sie ihr aus der Hand und stopfte sie sich in den Mund. »Sie sind wunderbar, nicht wahr? Die Warmblüter in Deutschland nennen sie Steine der Unsterblichkeit, denn der Inhalt lässt selbst erbärmliche Menschen etwas Göttliches empfinden. Und sieh doch, sie haben dir wieder Kraft verliehen.«
    »Nur die Hexe schwächt mich, so wie sie deinen Bruder schwächt.« Kits Blick wurde glasig, und in seinem Atem lag eine widerlich stechende Süße. Opiate. Kein Wunder, dass er sich so seltsam benahm.
    »Stimmt das, Hexe? Kit behauptet, du hättest meinen Bruder gegen seinen Willen an dich gefesselt.« Louisa wirbelte mich herum. Ihr wunderschönes Gesicht entsprach dem Albtraum jedes Warmblüters von einem Vampir: porzellanweiße Haut, nachtschwarzes Haar und dunkle Augen, die genauso opiumverhangen blickten wie die von Kit. Gleichzeitig strahlte sie eine tiefe Bösartigkeit aus, und ihre perfekt geschwungenen roten Lippen lächelten sinnlich und grausam zugleich. Diese Kreatur jagte und tötete ohne jede Reue.
    »Ich habe deinen Bruder nicht an mich gebunden. Ich habe ihn gewählt – und er hat mich gewählt, Louisa.«
    »Du weißt, wer ich bin?« Louisa zog die dunklen Brauen hoch.
    »Matthew hat keine Geheimnisse vor mir. Wir sind vermählt und verpaart. Euer Vater hat unsere Verbindung gesegnet.« Danke, Philippe.
    »Lüge!«, kreischte Louisa. Schlagartig wurden die Pupillen so groß, dass keine Iris mehr zu sehen war, und sie verlor die Beherrschung. Ich würde nicht nur gegen die Drogen, sondern auch gegen ihren Blutrausch ankämpfen müssen.
    »Du darfst nichts von dem glauben, was sie sagt«, warnte Kit sie. Er zog einen Dolch aus seinem Wams und packte meine Haare. Ich schrie vor Schmerz auf, als er meinen Kopf in den Nacken zog. Kits Dolch umkreiste mein rechtes Auge. »Ich werde ihr die Augen herausschneiden, damit sie nicht mehr damit hexen oder in meine Zukunft sehen kann. Sie weiß, wann ich sterben werde. Da bin ich ganz sicher. Ohne ihren Hexenblick hat sie keine Macht mehr über uns – oder über Matthew.«
    »Die Hexe hat keinen so gnädigen Tod verdient«, erklärte Louisa bitter.
    Kit drückte die Spitze der Klinge in mein Fleisch, bis er den Jochbogen erreicht hatte und ein Blutstropfen über meine Wange rollte. »So war das nicht vereinbart, Louisa. Um ihren Bann zu brechen, brauche ich ihre Augen. Ich will, dass sie stirbt und verschwindet. Solange die Hexe lebt, wird Matthew sie nicht vergessen.«
    »Psst, Christopher. Liebe ich dich nicht? Sind wir nicht Verbündete?« Louisa packte Kit und küsste ihn innig. Sie ließ ihren Mund an seinem Kinn abwärts wandern zu den Halsschlagadern, in denen das Blut pulsierte. Ihre Lippen strichen über die Haut, und ich sah die Blutspur, die ihre Bewegung begleitete. Kit atmete bebend ein und schloss die Augen.
    Louisa trank hungrig vom Hals des Dämonen. Währenddessen standen wir in einem engen Knoten, gehalten von Louisas stählernen Armen. Ich versuchte mich zu befreien, aber ihr Vampirgriff verstärkte sich nur noch, während sie Kit mit Zähnen und Lippen bearbeitete.
    »Süßer Christopher«, murmelte sie, als sie genug getrunken hatte, und leckte dann über die Wunde. Die Narbe an Kits Hals war silbern und weich, genau wie die Narbe an meiner Brust. Offenbar hatte Louisa schon öfter sein

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