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Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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geworden, weil sie keine feinen Kleider trug und harte körperliche Arbeit gewohnt war. Doch vermutlich war es Celia irgendwann langweilig geworden, da ihr Opfer ihrem Urteil keinerlei Bedeutung beizumessen schien.
    Auch jetzt lächelte Henriette nur milde. „Es kann ja nicht jeder so hinreißend schön sein wie du, Celia.“
    „Nein“, entgegnete sie huldvoll. Die Ironie in Henriettes Worten war vollkommen an ihr vorübergegangen. „Da hast du natürlich recht. Und nun lasst es uns endlich hinter uns bringen, ja? Ich hasse Abschiede, und außerdem möchte ich zurück zur Fortuna . Mein Verlobter müsste jeden Moment eintreffen, um mich abzuholen. Ich kann es kaum erwarten, ihn endlich kennenzulernen.“
    Ihre Worte ließen Annemarie zusammenzucken.
    Einen kurzen Moment lang hatte sie vergessen können, dass auch ihr die Begegnung mit ihrem zukünftigen Ehemann bevorstand. Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, und ihr Herz fing an wie verrückt zu flattern.
    Henriette entging nicht, wie nervös sie war. Sie nahm Annemaries Hand und drückte sie. Dabei schenkte sie ihr ein ermunterndes Lächeln, das so viel sagte wie: „Alles wird gut“.
    Trotz der gefahrvollen Weiterreise, die ihr bevorstand, wirkte Henriette so sicher, so ruhig. Warum konnte Annemarie nicht ein bisschen mehr wie sie sein? Oder wenigstens wie Celia? Die zerbrach sich ganz gewiss nicht den Kopf darüber, ob sie ihren Verlobten mögen würde oder nicht. Solange er ihr den Lebensstandard ermöglichte, an den sie gewöhnt war, würde Celia zufrieden sein. Und als Besitzer einer großen Gewürzplantage an der Ostküste Sansibars sollte dies für einen Mann wie Jonathan Bennett kein Problem sein.
    „Celia hat recht, es wird Zeit, Lebewohl zu sagen.“ Sanft lächelnd umarmte Henriette zuerst Annemarie, dann Celia. „In ein paar Stunden schon sitze ich auf der nächsten Fähre nach Dar-es-Salam. Und von dort aus geht es gleich nach Tabora, wo mein Vater mich erwartet.“
    Nur mit großer Mühe gelang es Annemarie, die Tränen zurückzuhalten. Sie würde Henriette vermissen. Erst jetzt wurde ihr wirklich richtig bewusst, wie sehr.
    Henriette war für sie während der gemeinsamen Reise zu einem Ruhepol geworden. Egal ob Annemarie sich ängstlich, nervös oder angespannt fühlte, Henriette hatte stets die richtigen Worte gefunden, um sie zu beruhigen. Doch nun trennten sich ihre Wege, und Annemarie musste allein zurechtkommen.
    Sie schluckte. „Versprich mir, dass du mir schreibst, sobald du in Tabora angekommen bist“, bat sie ihre Freundin. „Bitte! Bis ich nicht von dir gehört habe, werde ich keine ruhige Minute haben!“
    „Unsinn!“ Henriette stupste sie sanft mit dem Ellbogen an. „Wenn du deinen Verlobten erst einmal kennengelernt hast, wirst du überhaupt nicht mehr an mich denken.“ Sie lächelte. „Aber natürlich werde ich dir trotzdem schreiben. Schließlich will ich auch erfahren, wie es euch ergangen ist.“
    „Nun komm endlich, Annemarie!“, drängte Celia. „Wir müssen langsam wieder zurück zum Schiff. Schließlich haben wir nicht ewig Zeit! Wahrscheinlich warten unsere Empfangskomitees schon auf uns.“
    Nur schweren Herzens trennte sie sich von Henriette. Und als sie es schließlich tat, rollte eine einzelne Träne ihre Wange hinab.
    Ob sie sich jemals wiedersehen würden?
    Als sie die Anlegestelle der Fortuna erreichten, wurde Celia bereits von einem kleinen Willkommenstrupp erwartet. Neben einigen Dienern, die das Gepäck auf den eleganten Zweispänner luden, waren da ein livrierter Fahrer und Jonathan Bennett selbst – ein großer dunkelhaariger Mann mit forschem Kinn und stechenden grauen Augen. Obwohl er schon seit vielen Jahren auf Sansibar lebte, neigte seine blasse englische Haut noch immer dazu, sich zu röten.
    Er begrüßte Annemarie mit ausgesuchter Höflichkeit, doch sein abschätzender Blick entging ihr nicht. Der Abschied von Celia verlief weit weniger herzlich als der von Henriette. Die junge Frau war viel zu sehr mit sich und ihrem zukünftigen Ehemann beschäftigt, um sich um Annemarie zu kümmern. Und weder sie noch Bennett hatten Bedenken, sie allein am Hafenkai zurückzulassen, als sie aufbrachen.
    Verunsichert blickte Annemarie sich um. Bisher war niemand erschienen, um sie abzuholen. Dabei hatte ihr Vater den Rosenthals doch sicher geschrieben, wann genau sie auf Sansibar eintreffen würde.
    Der Kai vor der Anlegestelle der Fortuna leerte sich zusehends. Die letzten Waren, die an Bord des

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