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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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sprang heraus und schoss den Hang hinunter. Die Szene erinnerte Matt an den rasanten Startsprung eines Skispringers.
    “Scheiße!”
    Große Gesten waren jetzt nicht mehr notwendig, denn sofort jagten alle drei Polizisten hinter dem mutmaßlichen Terroristen her.
    Das “Tux”, wie nicht nur die Einheimischen es nannten, war ein echtes Skifahrerparadies. Aufgrund der Höhe und der eisigen Temperaturen des Gletschers war das Gebiet ganzjährig befahrbar und garantierte schon im Oktober feinsten Pulverschnee. Zum Glück kannte Matt das Skigebiet. Oft genug war er die Pisten zum Vergnügen heruntergedonnert. Doch diese Hetzjagd jetzt war etwas anderes. Nur zwei Dinge gingen ihm durch den Kopf: den Bastard zu fangen und diese halsbrecherische Verfolgungsjagd selbst zu überleben.
    Immer steiler fiel die Piste ab, fast senkrecht zeigten die Skispitzen Richtung Talstation. Offenbar war der wagemutige Rashad auf Skiern ebenso versiert wie hinter dem Lenkrad eines Geländewagens oder am Steuerknüppel seines zweimotorigen Flugzeugs. Diesen gut ausgebildeten und intelligenten Terroristen zu fangen, würde kein leichtes Spiel werden.
    Matt ahnte, dass der Iraner den elf Kilometer tiefer gelegenen Parkplatz ansteuerte. Vermutlich hatte Rashad dort einen Wagen auf dem Parkplatz abgestellt, um leichter und schneller flüchten zu können. “Plan B” sozusagen.
    “Tut mir leid, Rashad”, murmelte Matt. “Diesmal nicht.”
    Obwohl Rashad in atemberaubendem Tempo die Piste hinunterjagte, schaffte er es dennoch, einen Blick über seine Schulter zu werfen, um abzuschätzen, wie dicht seine Verfolger ihm auf den Versen waren und ihnen zuzugrinsen.
    “Du kleiner Dreckskerl.” Matt hatte nur eine Möglichkeit: Er musste schneller sein als der Terrorist. Den Oberkörper weit vorgebeugt und tief in die Knie gelegt, ließ er die Skier einfach laufen. Die Skistöcke unter die Arme geklemmt, schoss der FBI-Agent wie ein Rennfahrer den Hang hinunter. Hinter seinem Rücken nahm er leise den Warnschrei einer der beiden Österreicher wahr. Doch Matt musste ihn ignorieren, wenn er die Verfolgung Rashads nicht abbrechen wollte.
    In hohem Tempo und einigem Abstand schaffte er es schließlich, den Flüchtenden zu überholen. Als er meinte, ausreichenden Abstand zu ihm zu haben, stoppte er seine Fahrt abrupt.
    Rashad versuchte nach rechts auszuweichen, doch dort versperrte Ernst ihm den Weg, während Stefan die linke Flanke sicherte. Eingekeilt zwischen den beiden Österreichern, schoss der Terrorist weiter direkt auf Matt zu.
    Was zum Teufel hatte der Irre vor?
    Matt bereitete sich innerlich schon auf den Zusammenprall vor, doch im letzten Augenblick bremste Rashad ab, und eine riesige Wolke aus staubfeinem Pulverschnee wirbelte durch die Luft.
    Sofort stürzte sich Matt auf ihn.
    “Sie sind sehr mutig, Agent Baxter, Respekt.” Rashad sprach mit dem unverkennbaren Akzent des mittleren Ostens.
    “Sparen Sie sich die Worte, Basim”, antwortete Matt und nannte ihn, den arabischen Gepflogenheiten entsprechend, bei seinem Vornamen. “Das Spiel ist aus.”
    “Nicht unbedingt. Lassen Sie mich gehen, und ich werde Sie dafür reich belohnen.”
    “Glauben Sie etwa, ich nehme Ihr Blutgeld, Basim?”
    “Geld ist Geld. Denken Sie nur an all die schönen Dinge, die Sie sich damit leisten könnten. Sich zur Ruhe setzen, zum Beispiel. Würde Ihnen das nicht gefallen? Oder ziehen Sie es vor, durch die Kugel eines Attentäters zu sterben? Denn das wäre die einzige Alternative, mein Freund. Mit meiner Festnahme unterzeichnen Sie ihr Todesurteil.”
    Diese Drohung ließ Matt kalt. Er hatte schon Schlimmeres gehört.
    “Über den Tod sollten eher Sie sich Gedanken machen, Basim.”
    Jetzt rückten auch die beiden Österreicher vor: jung, groß und blond. Handschellen baumelten von Stefans Hand, als er auf den Iraner zutrat.
    Während Rashad die Handschellen angelegt wurden, rief Matt seinen Vorgesetzten im Hotel Sacher in Wien an. “Wir haben ihn”, meldete er und sah, wie Basim ihm einen rachsüchtigen Blick zuwarf. “Ist der Hubschrauber schon auf dem Weg? Ich habe den Schnee inzwischen wirklich satt.”
    “Der Hubschrauber müsste jeden Moment ankommen”, antwortete Roger Fairfax. “Übrigens, das war gute Arbeit, Matt. Wenn Sie wieder zurück in der Stadt sind, lade ich Sie auf ein Bier ein.”
    In der Ferne stieg ein gleichmäßiges Knattern auf, das den ersehnten Hubschrauber ankündigte. Das Rotorengeräusch schwebte unaufhaltsam näher.

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