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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Oktober 2006
    “Ohhh, und vergiss
diesen
Fummel nicht.” Angie Viero zog ein schwarzes Kleid aus Grace' Kleiderschrank hervor und hielt es ihr mit ausgestrecktem Arm direkt vor die Nase. “Ohne einen sexy Hingucker wie diesen ist kein Urlaub perfekt.” Angie war klein und leicht kompakt, galt aber trotzdem als ausgesprochen attraktive Fünfunddreißigjährige. Ihr hübsches, ausdrucksstarkes Gesicht wurde von einer schwarzen Lockenpracht umrahmt, um die sie jeder beneidete.
    Grace McKenzie riss ihr das Kleid aus der Hand und hängte es zurück an die Stange. “Ich fahre nach Napa Valley, um meinen Vater zu besuchen, und nicht, um eine Rolle in einem Erotikfilm zu ergattern.”
    “Wie willst du jemals einen Mann finden, wenn du nicht zeigst, was du zu bieten hast?”, protestierte Angie. “Du besitzt einen umwerfenden Körper. Zeig ihn!”
    Grace holte stattdessen zwei Paar ausgewaschene Jeans hervor und warf sie aufs Bett. “Von Männern will ich nichts mehr wissen – schon vergessen?”
    “Es ist schon ganze zwei Monate her, seit du mit 'Wie-hieß-er-noch-mal?' Schluss gemacht hast.”
    “Preston.”
    Angie verzog das Gesicht. “Schon dieser Name hätte dir eine Warnung sein sollen. Aber egal, nur weil
Preston
ein absoluter Vollidiot war, heißt das nicht, dass alle anderen Männer auch welche sind. Schau mich an. Ich habe den Mann meines Lebens gefunden. Und das wirst du auch bald.”
    “Der Mann meines Lebens kann mir gestohlen bleiben.”
    “Schätzchen, gleich wirst du deine Meinung ändern.”
    Grace stöhnte auf, als Angie ein Foto aus der Tasche zog und es Grace vor die Nase hielt. “Wie gefällt dir
der
? Ist das nicht ein Wahnsinnstyp?”
    Grace warf einen Blick auf das Bild eines gut aussehenden Mannes, der enge Shorts und ein T-Shirt trug, das seinen gut gebauten Oberkörper betonte. “Wo hast du den denn her?”
    “Aus dem Internet. Wusstest du, dass es dort Dutzende, … Hunderte … von Dating-Agenturen gibt? Nein, natürlich nicht. Weil du es nicht wissen willst, Grace. Das ist dein Problem.”
    “Mein Problem ist, dass sich die Männer, die ich mir aussuche, als Griff ins Klo entpuppen. Und damit meine ich nicht nur Preston. Es waren noch ganz andere Fehlgriffe darunter. Vielleicht sollte ich lieber gleich ins Kloster gehen …”
    “Keine Sorge, zu so drastischen Maßnahmen brauchst du gar nicht zu greifen. Was die Wahl deiner Männer angeht, werde ich dich ab sofort beraten. Was sagst du? Von jetzt an wird es keine Versager mehr für Grace McKenzie geben.”
    “Was hältst du von dieser Seidenbluse? Kombiniert mit einer Jeans?” Grace hielt sich das Oberteil vor die Brust.
    “Gute Männer fallen nicht vom Himmel, musst du wissen.”
    “Oder vielleicht die weiße Hose? Nein, viel zu schick.”
    Angie gab noch nicht auf. Erneut fuchtelte sie mit dem Bild des Adonis vor Grace herum. “Er heißt Chuck. So kann nur ein echter Kerl heißen. Er ist Marathonläufer, fährt gerne Kajak und hat vor, schon bald den Mount Everest zu besteigen. Oh, und kochen kann er auch. Du brauchst unbedingt einen Mann, der kochen kann, Grace.”
    “Mir ist aufgefallen, dass du seinen Intelligenzquotienten nicht erwähnt hast. Wurde der IQ in seinem Profil zufällig nicht aufgeführt?”
    “Er hat einen Hochschulabschluss. Reicht das nicht?” Angie schwenkte das Foto. “Ist er nicht zum Anbeißen? Komm schon, willst du ihn dir nicht mal genauer anschauen?”
    Grace verstaute die weiße Hose wieder im Schrank und entschied sich stattdessen für einen marineblauen Jogginganzug. “Nein, will ich nicht. Deine Karriere als meine persönliche Heiratsvermittlerin ist hiermit beendet.”
    “Du hast mir nicht einmal eine Chance gegeben!”
    “Weil ich eben keine Lust auf Männer habe. Ende der Diskussion. Und bevor du mir jetzt damit kommst, dass meine biologische Uhr tickt, möchte ich dich vorsorglich daran erinnern, dass ich erst vierunddreißig bin.”
    “Und die Welt ist voll von Zwanzigjährigen.”
    Grace lachte und kniff ihrer Freundin in die Wange. “Hör auf, dir Sorgen um mein Liebesleben zu machen.”
    “Irgendjemand muss es doch tun.”
    Auch wenn sie Angies übertriebene Fürsorge zurückwies, so fühlte sich Grace davon nicht wirklich gestört. Genau genommen nahm sie sie noch nicht einmal richtig ernst. Denn Angie war zwar in den Vereinigten Staaten geboren und aufgewachsen, doch sie stammte aus einer Familie mit starken, wenn auch ein wenig altmodischen, italienischen Werten und

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