Wo die Wasser sich finden australien2
Reaktion seines Vaters nicht. Er trat an Rebeccas Seite und wischte die Rußspuren weg, die ihre Wangen bedeckten.
»Danke, dass du den Mähdrescher weggefahren hast, Bec«, sagte er so laut, dass sein Vater es hören musste. »Wenn du nicht wärst, hätten wir ihn und noch viel mehr Getreide verloren.«
Sie lächelte ihn dankbar an und lutschte den Schaum von der Flaschenöffnung.
Rebecca war gerade bei ihrem zweiten Bier, als ein Wagen die rote Staubstraße entlanggerast kam. Auf dem Beifahrersitz saß, im Sitz eingesunken wie ein kleines Kind, Mrs Lewis, während Marjorie Chapel am Steuer saß. Als der Wagen anhielt, stiegen die Frauen aus und holten, ohne ein Wort zu verlieren, einen Korb voller Sandwiches aus dem
Kofferraum. Die beiden Damen marschierten mit spitzen Schritten durch die nicht verbrannten Stoppeln und verteilten die Sandwiches.
Rebecca saß auf der Ladeklappe des Pick-ups, baumelte mit den Beinen und plauderte mit einem der Männer über Hunde, als Mrs Lewis ihr ein Sandwich anbot. Sie wischte sich mit dem Handrücken das Bier vom Mund, nahm das Weißbrot in ihre schwarzen Finger und sagte: »Oh! Vielen Dank!«
Mrs Lewis’ Schweigen und ihr finsterer Blick sagten alles. Rebecca schob ihre Kappe in den Nacken und fuhr sich mit den Fingern durch das nach Rauch riechende Haar.
Scheiß drauf, dachte sie sich.
An jenem Abend sagte Rebecca, während Charlie mit dem Waschlappen ihren Nacken rubbelte: »Das … mit mir … hier. Bei euch. Das haut einfach nicht hin, oder?«
Charlie hielt im Schrubben inne. Als sie sich umdrehte und den Kummer in seinen Augen sah, musste sie ihn einfach in die Arme schließen.
Kapitel 35
Charlie beobachtete sie unter dem Carport hervor. Es gefiel ihm, wie sie mit ihren kräftigen, braunen Händen und Fingern über die Ohren und die Gesichter ihrer Hunde strich. Vielleicht war auch ein bisschen Eifersucht dabei. Ihre Hunde würde sie nie verlassen, dachte Charlie bitter.
Der Weizenstaub kratzte an seinem Hals, und er strich mit dem Finger über die verschwitzte Haut unter seinem Hemdkragen. Es war heiß. Selbst im Schatten bekam man kaum noch Luft. Er merkte, wie neue Panik in ihm aufstieg.
Er beobachtete, wie sie jeden einzelnen Hund von der Kette losmachte. Die Stahlpfeiler des Pultdaches dienten als Pfosten zum Anbinden, und das Wellblechdach spendete Schatten. Es war nicht der ideale Hundezwinger, und sie schmollte deswegen wie ein verzogenes Kind. Charlie hatte ihr versprochen, gleich nach der Ernte einen richtigen Auslaufzwinger zu bauen. Aber bisher hatte ihm einfach die Zeit dafür gefehlt. Die Ernte und die Maschinen hatten Vorrang. Wie immer.
Die Hunde umtanzten Rebecca Staub aufwirbelnd im Sonnenschein. Sie deutete auf die lange rote Straße, die zum Tor führte, und die Hunde rannten los. Rebecca folgte ihnen langsamer, kommandierte die Hunde dabei ab und zu mit einem scharfen Pfiff zurück oder hob die Hand, damit sie saßen. Charlies Augen folgten ihr, während sie auf die flirrende Hitze zuging und dabei immer kleiner wurde. Sie ging wieder einmal zum Damm. Auf der Suche nach Wasser, in dem sie schwimmen konnte.
Er wandte sich von ihrer verschwommenen Silhouette ab und kehrte ins Haus zurück, nahm die Zeitung vom
Küchentisch und ging damit weiter in sein dunkles ehemaliges Zimmer. Er meinte zu spüren, dass seine Mutter am Herd stand, aber er sah nicht auf, um sie zu begrüßen. Wortlos schloss er seine Zimmertür. Das Haus seiner Eltern und sein eigenes Zimmer kamen ihm fremd vor, seit Rebecca in die Hütte gezogen war. Inzwischen kam es ihm überhaupt nicht mehr wie sein Haus vor. Oder sein Zimmer. Der stetige Gezeitenwechsel zwischen Ernten, Pflügen, Pflanzen und Sprühen war unterbrochen. Das familiäre Muster von Mutter, Vater und zwei Jungen hatte sich zur Unkenntlichkeit verschoben, seit Rebecca hier war. Niemand sprach das je an. Aber alle rätselten insgeheim, wo sie in der neuen Familie standen.
Als sie damals hergekommen und in die Hütte gezogen war, hatte er jedes Mal das stechende Schweigen seiner Eltern im Rücken gespürt, wenn er nach dem Essen aufgestanden war und ihnen gute Nacht gewünscht hatte. Er wusste, dass sie still sitzen blieben und dem Klicken der Fliegentür lauschten, wenn er nach draußen ging, um in der Hütte und in ihren Armen zu schlafen. Seine Mutter hatte es längst aufgegeben, allmorgendlich zum Schein in sein Zimmer zu treten, um sein Bett zu machen. So wie er es aufgegeben hatte, vor der
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