Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
Vom Netzwerk:
einer Kette und einer Drahtschlaufe verriegelt. Tom hatte sie fest eingehängt. Harrys nasse, gerötete Hände mühten sich zittrig mit dem Draht ab. Sein Atem ging in kurzen Stößen.
    Als er die Hütte betrat, konnte er im ersten Moment kaum etwas erkennen, so dunkel war es drinnen. Dann sah er, dass etwas an den tiefen Sparren in der Ecke hing. Eine dunkle Gestalt. Sein Herz setzte einen Schlag aus, und er presste sich an die Tür.
    Es war nur ein alter Sack. Ein alter Jutesack mit etwas Salz für die Rinder. Er hing an einem Stahlhaken. Offenbar hatte Tom ihn hier aufgehängt.
    Die Regenwolken draußen waren so dunkel, dass Harry eine Kerze anzündete und sie auf den schwarzen, kalten Kanonenofen stellte.
    »Anständiger Junge«, sagte er, als sein Blick auf den ordentlich aufgestapelten Zunder aus Zeitungspapier und Holz fiel.
    »Du warst so ein anständiger Junge.« Harry presste die Hand vor die Augen, als ihm wieder einmal aufging, was Tom alles unternommen hatte, um vor seinem Vater zu bestehen. Wie sehr er sich bemüht hatte, ein richtiger Farmersohn zu werden. Wie viel er aufgegeben hatte … seine künstlerische Gabe. Diese Gabe hatte er von Harrys Mutter geerbt. Die still gelitten hatte. Genau wie Tom. Wenn Harry ihm nur gesagt hätte, dass er ihn liebte. Wenn er das seinem Kind nur ein einziges Mal gesagt hätte.
    Harry kauerte vor dem schon vorbereiteten Ofen und
fühlte sich versucht, das Feuer nicht anzuzünden. Toms Hände hatten die Stöcke im Ofen aufgestellt. Doch dann überlief ihn ein Schaudern, und er strich das Zündholz an, das gehorsam aufflammte und zu brennen begann. Der Ofen erwachte, seufzte und begann erst zu murmeln und wenig später zu fauchen.
    In der Zimmerecke lag ordentlich zusammengerollt Toms Schlafsack unter einer dünnen Staubschicht. Harry fuhr mit den Fingern über die Gurte, löste dann hastig die Schnallen und rollte den Sack aus. Dann zog er sich bis auf die Unterwäsche aus, schlug die Leinendecke zurück und kletterte hinein. Er zog die kalten, schmutzigen Laken und die graue, schmutzige Decke hoch über die Schultern. Als er das zusammengeknüllte Kissen aufschütteln wollte, spürte er etwas unter seiner Hand. Er zog einen abgewetzten, felllosen Teddybären heraus. In seinen Glasaugen spiegelte sich das flackernde Licht der Kerze, die jetzt auf der alten Teetruhe neben dem Bett stand. Erschrocken schob Harry den Bären in den Kissenbezug zurück.
    Als er den Kopf auf das Kissen sinken ließ und Toms Geruch einatmete, stieg ein jammervolles, tief aus dem Bauch kommendes Heulen aus seinem Mund. Er schloss die Augen und sah den kleinen Jungen, der den Teddy im Staub hinter sich herschleifte, in den Schafpferchen auf sich zurennen. Harrys zittriges Weinen zwängte sich durch die Schindeln und das Blechdach und vermengte sich mit dem Bergwind, der die Bäume peitschte und durch die Nacht heulte.
    Am Morgen bückte sich Harry im kalten, kaum tröstlichen Tageslicht, um seine Stiefel anzuziehen, und hielt sich dabei an dem Pfeiler fest, um nicht umzufallen. Seine Fingerspitzen bohrten sich in frisch eingeschnittene Kerben. Im Dämmerlicht der Hütte betrachtete er den Pfosten genauer und entdeckte die letzten Zeichen, die Tom in diesem Leben hinterlassen hatte. Die letzten Zeichen, abgesehen von den
zornigen roten Buchstaben auf dem Autodach. Durch frisch aufsteigende Tränen hindurch starrte Harry auf die Initialen, bis er endlich erkannte, was er zu tun hatte.
    Er trat in die Morgendämmerung hinaus und machte sich daran, das Pferd zu satteln, um damit die Rinder zusammenzutreiben, sodass er sie ins Tal zurückholen konnte, wo er sie gegen Würmer behandeln würde, bevor er sie zusammen mit einem Stier auf die Hochebene zurückschickte.
    Die Hütte hinter ihm schien leise zu seufzen. Eigentlich wäre Harry der Nächste gewesen, der in dieser Abfolge von Rinderzüchtern sterben sollte. Nicht Tom. Das Leben war völlig aus den Fugen geraten.

Kapitel 34
    Rebecca stand gerade in Mrs Lewis’ Küche und übergab ihr die Post, als der Funkspruch durchkam.
    »Bec! Dad! Feuer! Der Mähdrescher hat einen Brand ausgelöst!«
    Die Panik in Charlies Stimme machte ihr Angst. Augenblicklich griff sie nach dem Mikrofon. Mrs Lewis eilte herbei und blieb neben ihr stehen.
    »Ich hab’s gehört, Charlie. Ich rufe die Feuerwehr.«
    »Mach schnell«, war alles, was er sagte.
    Sie wechselte den Kanal und hielt das Mikrofon an den Mund. »Yarella Basis. Yarella Basis, hört ihr

Weitere Kostenlose Bücher