Wo die Wasser sich finden australien2
Boden der Tiefebene mit süßem, lebensspendendem Wasser durchtränkt, aber er hatte auch Unrat gegen die Drahtzäune und Baumstämme geschwemmt. Nachdem das Wasser zurückgegangen war, hatte Harry stundenlang für Rebecca auf dem Traktor gesessen, um neue Futterwiesen aus Klee, Knaulgras und Roggen anzulegen und um auf den Feldern am Fluss Luzerne auszusäen. Sie half ihm, die Sämaschine zu füllen, während er auf dem Fahrersitz saß, mit dem Knie lenkte und mit seiner einen Hand schaltete. Die Saat war in dem warmen, nahrhaften Boden praktisch über Nacht aufgegangen, inzwischen warfen die Weiden fast wieder den vollen Ertrag ab. Die Luzerne wuchs wie verrückt und säumte den Fluss mit einem leuchtend grünen Band ein.
Endlich zahlten sich die Anstrengungen aus, dachte Rebecca, während sie, noch auf der Stute sitzend, einen Umschlag aufriss. Zwischen den Rechnungen tauchten seit Neuestem immer mehr Schecks auf – Zahlungen für ihre Produkte. Heute erhielt sie eine Anzahlung für einen Welpen sowie die Zahlung für hundertfünfzig Junglämmer, die sie Anfang des Monats verkauft hatten.
»Wow!«, sagte sie, als sie den Scheck sah. Der Agent hatte ihr versichert, dass die Lämmer von Waters Meeting auf der Auktion Spitzenpreise erzielen würden, und sie wusste auch, dass die Großhandelspreise kräftig gestiegen waren. Den
dicken Scheck in Händen zu halten, jagte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken.
Nachdem sie alle weiteren Umschläge aufgerissen hatte, in denen sich möglicherweise ein Scheck verbarg, schnürte Rebecca die Rechnungen zu einem Bündel und steckte es in ihre Satteltasche. Dann fasste sie wieder nach dem Postsack. Ganz unten lag noch etwas, das den Sack nach unten zog. Sie steckte die Hand hinein und zog eine Ausgabe von Landscape heraus, einem australischen Hochglanzmagazin.
»Ahhh! Mossy!«, sagte sie. »Endlich ist es gekommen.« Der Hund öffnete die Augen, hielt kurz im Hecheln inne und sah Rebecca mit schief gelegtem Kopf an.
Rebecca schlug aufgeregt die Zeitschrift auf und brach in Lachen aus, als sie die Fotos von sich selbst sah. Sie presste die Hand vor den Mund.
»O Gott! Was für ein Landei!«
Über eine ganze Doppelseite war ein Foto von ihr auf Ink Jet abgedruckt, während im Hintergrund fett gefressene schwarze Rinder in der Luzerne weideten. Auf der nächsten Seite saß Rebecca auf einem Foto im Lauftext im Kreis ihrer Hunde auf einem kleinen quaderförmigen Luzerneballen – ihre erste Ernte an Heu in Exportqualität, bestimmt für japanische Rennställe. Dags leckte ihr gerade das Gesicht, und Rebecca rümpfte angeekelt die Nase, weil sie beobachtet hatte, wie er kurz zuvor an einem halb verwesten Schafschädel herumgenagt hatte.
Als sie die erste Zeile las und ihr Alter, siebenundzwanzig Jahre, ausgeschrieben sah, lehnte sie sich im Sattel zurück. Siebenundzwanzig! Nicht zu glauben. Gedruckt sah das unendlich alt aus. Sie fragte sich, wo die Jahre geblieben waren.
Sie begann den Artikel zu lesen und bekam schon bei den ersten Worten eine Gänsehaut. Die Überschrift lautete: Auftrieb auf der Farm.
Rebeca seufzte. Sie konnte stolz darauf sein, was sie und ihre Familie, Sally eingeschlossen, in einem so kurzen Zeitraum geleistet hatten. Sie las von der Produzenten-Kooperative, die sie und Sally in ihrer Region initiiert hatten. Anfangs war es ein Zusammenschluss von mehreren Rindfleischproduzenten gewesen. Inzwischen hatten sie zusätzlich eine Maschinen-Genossenschaft gegründet und belieferten gemeinsam Rennställe in ganz Asien mit erstklassiger Luzerne. Rebeccas Geschäftsplan war Wirklichkeit geworden und half nicht nur, den Schuldenberg auf Waters Meeting abzutragen, sondern nutzte auch anderen landwirtschaftlichen Betrieben in der Region. Sie konnte kaum glauben, wie professionell sie sich in dem Artikel anhörte.
»In nur zwei Jahren haben wir nicht nur den Verkauf unseres Rindsleders gesichert, sondern auch Vorverträge für die Abnahme unseres Rindfleischs geschlossen. Wir besuchen regelmäßig die Fleisch verarbeitenden Betriebe, um festzustellen, was unsere Kunden in Japan gerade nachfragen – zurzeit vor allem Schwarzrinder, weshalb wir vorwiegend Angusrinder kaufen und züchten, die wir hier in der Flussebene aufziehen.«
Nachdem in dieser Gegend traditionell Herefordrinder gezüchtet wurden, behielt Rebecca einige Herden aus Familienbesitz zurück, die nun auf den Hochflächen rund um Waters Meeting weiden.
»Es besteht eine starke
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