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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
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männliches Territorium, das sie nur zu betreten wagte, wenn sie darum gebeten wurde, was nicht oft geschah. Mr Lewis war das nur recht so. Seiner Meinung nach gehörten Frauen in die Küche und den Garten, nicht aufs Feld. Kinder hatten ebenfalls still und gehorsam zu sein. Sie hatten ihre Eltern zu respektieren und ihren Partnern treu zu sein. All das wurde nie ausgesprochen, aber im Alltag wurde es im Haus der Lewis’ exakt so gehandhabt.
    Seine Eltern sahen sich als gute, kirchentreue Christen, die dem Wort der Bibel folgten – dass die Frau ihrem Mann untertan sein sollte und Kinder ihre Eltern zu ehren hatten. Schließlich war es schon immer so gewesen. Allerdings nur, bis Charlie darauf bestanden hatte, für zwei Jahre von der Farm weg und aufs College zu gehen. Sein Vater hatte ihn mit hochrotem Kopf angebrüllt, er würde »sich seinen Wünschen widersetzen«. Den gleichen Streit hatten sie schon ein paar Jahre zuvor ausgefochten, als Charlie nach dem Schulabschluss sein Bündel zusammengepackt hatte und nach Norden gezogen war, um ein Jahr lang auf einer Rinderfarm zu arbeiten. Am Tag des Abschieds hatte seine Mutter geheult und sein Vater getobt. Die gleiche Szene hatte sich wieder abgespielt, als Charlie zur Tablelands University aufgebrochen war.
    Sie würden gleich wieder einen schweren Schock bekommen, dachte Charlie, wenn er mit Rebecca auftauchte. Wieder
sah er lächelnd zu ihr hinüber. Sie hatte die Füße gegen das Armaturenbrett gestemmt, knabberte an ihren Nägeln und sang laut einen Green-Days-Song mit.

    Bec war nervös. Sie hätte etwas Ordentlicheres anziehen sollen, dachte sie ruhelos. Sie hätte nicht versuchen sollen, Charlie das »harte Mädchen« vorzuspielen. Sie wusste, dass es ihn nervös machte, sie seinen Eltern vorzustellen, und verhielt sich zum Teil so, um ihn zu provozieren, zum Teil aber auch, weil ihr der weit reichende Einfluss der Lewis’ auf ihren Sohn immer sauerer aufstieß. Charlie, für seine Freunde der wilde Partyhengst, wurde in vieler Hinsicht unterdrückt, das hatte Rebecca begriffen. Bec hatte sich schon jetzt ein festes Bild von seinen Eltern gemacht. Sie glaubte, den Typus zu kennen – traditionelle, konservative Mutter mit dominierendem, alles kontrollierendem Dad, was durch die Abgeschiedenheit der Farm noch verschlimmert wurde. Trotzdem wollte Bec endlich sehen, wo Charlie seine Kindheit verbracht hatte. Als er den Alkohol und die wilden Kerle in seinem Distrikt entdeckt hatte, hatte das mit Sicherheit die Fundamente ihres felsenfesten Familiengefüges erschüttert, aber Charlie war bis zu diesem Tag nicht nur seiner Familie, sondern auch der Gemeindekirche fest verbunden.
    Bec wusste, dass die Lewis’ strenge Kirchgänger waren, Menschen, die beim Picknick der Sonntagsschule einsprangen oder für den Kirchenflohmarkt Muffins backten. Der Gedanke an ihre Religiosität löste angesichts des bevorstehenden Besuches ein mulmiges Gefühl in Bec aus. All das war so weit von ihrer Welt entfernt. Sie ging kaum je in die Kirche, schon gar nicht mehr seit den täglichen Zwangsgottesdiensten, die sie im Internat über sich ergehen lassen musste. Sie musste daran denken, wie sie ihr ganzes Gesangsbuch durchgegangen war und dabei alle männlichen Pronomen dick und rot unterstrichen hatte. Ihn. Ihm. Er. Sein. Nach
ihrem Schulabschluss hatte ihr die Vorstellung, in einer von Männern erbauten Kirche einen männlichen Gott anzubeten, nicht mehr zugesagt. Ihre Andacht galt dem Land, dem Fluss, den Bergen. Einer weiblichen Gottheit. Mutter Natur. Einer zyklischen Gottheit aus Erde, Luft und Wasser. Nicht einem Gott der von Menschen ersonnenen Regeln, einem Gott des Geldkreislaufs.
    Jetzt sah sie im Führerhaus zu Charlie hinüber. Vielleicht sollte sie ihn fragen, ob man von ihr erwartete, mit der Familie zum Gottesdienst zu gehen. Dafür hätte sie nicht einmal das Richtige anzuziehen.
    Als sie sich dem Haus näherten, starrte Rebecca auf die rechtwinklig gestutzte Hecke, die das frisch gestrichene, weiße Holzhaus umgab.
    »Puppenhaus«, schoss es Rebecca durch den Kopf. Akkurate Reihen von rosa Blumen säumten die Auffahrt. Vermutlich waren es Primeln, aber sicher war sich Rebecca nicht. Ein Rasensprenger versprühte einen Kreis von klaren Tröpfchen auf den gemähten Rasen. Aus dem Schatten der Veranda trat eine grazile Dame in die Sonne und wischte sich die Hände an einer blumenbedruckten Schürze ab, die über ihren flachen Busen hing.
    Bec seufzte, richtete sich

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