Wo die Wasser sich finden australien2
Drei Monate, dann bin ich fertig. Dann ist der Kurs zu Ende, ich habe mein Diplom und kann weg. Dann komme ich heim, und wir können unsere Pläne umsetzen!«
»Vergiss es. Warst du in letzter Zeit mal dort?« Er wedelte wild mit den Armen. »Nein! Keiner von euch Arschlöchern war mal dort. Waters Scheiß Meeting, leck mich doch! Seit über einem Jahr fließt dort kein Wasser mehr zusammen – beide Flüsse sind ausgetrocknet! Wir haben kein Vieh mehr, von Hank und deiner einsamen alten Stute abgesehen, Dad hat alle Hunde erschossen. Er hat die armen Viecher nicht mal begraben. Sie einfach an der Kette verrotten lassen. Also vergiss diese Collegescheiße von wegen ›Ich werde die Farm retten‹.«
Die Verbitterung in Toms Stimme ließ das fröhliche Geplauder der Hochzeitsgäste verebben. Die Gäste verstummten und drehten sich mit großen Augen zu ihnen um. Charlie drehte sich um, stellte sich hinter Bec und legte eine Hand auf ihren Arm. Frankie, die gerade die Hochzeitstorte servierte,
sah nervös von ihrer Kuchenplatte auf. Mitten in dem angespannten Schweigen kniff Trudy energisch die Lippen zusammen. Sie reichte das Baby an ihre Mutter weiter und marschierte auf Tom zu. Scheinbar sanft legte sie die schlanke, manikürte Hand auf seinen Arm, doch ihre Fingerspitzen bohrten sich in Toms Muskeln.
Ohne die Zähne auseinanderzunehmen, sagte sie säuselnd: »Beruhige dich, Tom. Du bist betrunken. Verdirb deiner Mutter nicht den Hochzeitstag, komm mit, dann bekommst du ein Stück Torte.«
»Schieb dir deine Torte sonst wohin, du egoistische Hexe!« Er schüttelte ihren Griff ab und taumelte rückwärts.
Mick hechtete sich auf ihn und packte ihn am Hemdkragen. »Pass auf, was du sagst.«
Tom holte aus, verfehlte seinen Bruder und fiel auf den Rasen. Auf allen vieren kniend, sah er zu ihnen auf. »Keiner von euch will der Wahrheit ins Gesicht sehen! Verpisst euch doch alle!«
Frankie trat vor, die Wangen hektisch gerötet. »Tom! Hör auf damit!«
»Was interessiert dich das? Wann hätte dich das je interessiert? Mum?«, setzte er sarkastisch nach.
Frankie erstarrte. Entsetzt starrte sie in das verzerrte, zornige Gesicht ihres Sohnes. Er sah ihr in die Augen, dann verzog sich seine Miene unter Qualen. Die Tränen begannen zu fließen, und ein ersticktes Schluchzen stieg tief aus seiner Brust.
»Du Rabenaas von einer Mutter!« Tom riss Rebecca das Sektglas aus der Hand und kippte es seiner Mutter ins Gesicht. Dann rannte er los zu seinem auf der Straße geparkten Pick-up. Alle beobachteten still und versteinert, wie er in Richtung Freeway fuhr, der aus der Stadt führte.
»Charlie, wir müssen ihm nachfahren!«, rief Bec.
»Ich glaube, ich hab schon zu viel getrunken, um noch zu
fahren«, widersprach er leise und schwenkte dabei vielsagend das Glas.
»Wenn du nicht fahren willst, fahre ich eben.« Sie drehte sich um und wollte gehen, doch Mick versperrte ihr den Weg.
»Bec. Er kommt schon zurecht. Er ist schon so oft betrunken gefahren. Ihm passiert schon nichts. Du bringst dich nur in Schwierigkeiten, wenn du ihm nachfährst. Wir haben alle zu viel getrunken.«
Rebecca wandte sich an ihre Mutter. »Mum?«
Frankie stand wie angewurzelt da, während Peter eine Hand auf ihre Schulter legte.
»Mum. Tu doch um Gottes willen etwas! Steh ihm wenigstens ein einziges Mal in deinem verfluchten Leben bei!« Ihre panische Stimme legte sich über die verstummte Hochzeitsgesellschaft. »Warum siehst du es nicht ein, Mum? Er braucht deine Hilfe. Ich kann ihn nicht länger bemuttern. Das ist deine Aufgabe!«
Jemand hatte Frankie eine Papierserviette gereicht, mit der sie wie betäubt den Sekt abtupfte, der in dunklen Flecken ihre Seidenjacke tränkte. Frankies Lippe begann zu beben. Sie drehte sich um und vergrub das Gesicht an Peters Brust. Er legte schützend die Arme um sie.
»Du solltest nicht deiner Mutter die Schuld geben, Rebecca«, sagte Peter leise. Dann führte er Frankie weg.
Rebecca stand immer noch in eisiger Angst mitten im Stadtpark, als Trudy auf sie zukam. »Ein Stück Torte?«, fragte sie und streckte ihr den Teller entgegen.
Kapitel 28
Harry Saunders’ Kehle fühlte sich an, als steckte ein Messer darin, doch er hatte das Gefühl, dass er trotzdem etwas essen musste. In der Küche blickte er tiefsinnig in die Dosen mit gezacktem Rand, die sich auf dem Küchentisch drängten. Grüne, flauschige Schimmelkulturen sprossen auf den roten Schmierern von gebackenen Bohnen in Tomatensoße. Wütend
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